11.07.2023

tl;dr #28: Herbert Marcuse – Der eindimensionale Mensch

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Marcuse diagnostiziert der kapitalistischen Entwicklung, dass die Integration der Arbeiterklasse dazu führt, dass die kapitalistische Gesellschaft in ihrem Kernbereich keine Opposition mehr kennt. Die kritische, marxistische Theorie findet keine Grundlage in den Verhältnissen. Alles gerät in den Sog der Warenproduktion und Profitmaximierung. Bedürfnisse, Kunst, Denken, Sprache - alles folgt letztlich der Logik der technologischen Rationalität. Er analysiert, wie der permanente Konsum die Bedürfnisse deformiert und letztlich das Leben auf dem Planeten bedroht. Im Ergebnis herrscht ein eindimensionales Verständnis von Reichtum: Waren und mehr Geld. Dagegen plädiert Marcuse für die «große Verweigerung». Viele verstanden darunter den Ausstieg aus der Gesellschaft in der Alternativbewegung, doch ist das tatsächlich gemeint?

Marcuse analysiert und kritisiert den Kapitalismus in seiner damals ausgeprägten Form und nimmt ihm jeden Schimmer von Nostalgie an die «guten alten Zeiten» des Fordismus. Das Buch endet mit dem Benjamin-Zitat: «Nur um der Hoffnungslosen willen ist uns die Hoffnung gegeben».

Wie kann Marcuse heute bei der Analyse und Kritik der Verhältnisse helfen? 
Dies diskutiert Alex Demirović mit Thomas Ebermann, Publizist und Theatermacher, der unter anderem mit dem Stück «Der eindimensionale Mensch wird 50» auf Tour ging. Er war auch mal Politiker, aber «andere fanden sich in der Rolle besser zurecht». Thomas Ebermann legt im Gespräch dar, weshalb die Negation eine Grundbedingung linker Politik sein sollte.

Sprache (Ton)
Deutsch
Thematisierte Personen

Erstellt: 11.06.2025 - 08:28  |  Geändert: 11.06.2025 - 08:28

verwendet von

Herbert Marcuse, geboren 1898 in Berlin, wurde nach dem Militärdienst im Ersten Weltkrieg für kurze Zeit Mitglied eines Soldatenrates in Berlin. Ab 1919 studierte er Literaturwissenschaft und Philosophie in Freiburg/Breisgau (u.a. bei Husserl und Heidegger). 1932 wurde er Mitarbeiter des Frankfurter Instituts für Sozialforschung und emigrierte 1934 nach New York, wo er am Institute of Social Research tätig war und Mitbegründer der Kritischen Theorie der Gesellschaft wurde. Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete Marcuse für den amerikanischen Geheimdienst, um die Kriegsanstrengungen der Aliierten gegen Nazideutschland zu unterstützen. Nach Ende des Krieges lehrte er an verschiedenen renommierten Universitäten der USA, wo er seine Werke »Triebstruktur und Gesellschaft«, »Vernunft und Revolution«, »Der eindimensionale Mensch« verfasste, die zu den grundlegenden Texten für die Studentenbewegung der sechziger und siebziger Jahre wurden. 1979 starb Herbert Marcuse während eines Deutschlandaufenthalts.

Wikipedia (DE): Herbert Marcuse