Ist es nicht gewagt, den kategorischen Imperativ von Marx mit einer Zeile aus dem "Magnificat" des Lukas-Evangeliums zusammenzubringen? Wenn anlässlich des 200. Geburtstages von Marx aus christlicher und theologischer Perspektive auf ein gemeinsames Erbe verwiesen wird, dann gibt es dafür gute Gründe: Gerechtigkeitstraditionen in der Bibel und bei Marx, Analogien zwischen dem Fetischbegriff und der biblischen Götzenkritik.
Befreiungstheologie (Thema)
"Land, Arbeit, ein eigenes Heim seltsam, wenn ich darüber spreche, ist der Papst für manche ein Kommunist." Dies sagte Jorge Mario Bergoglio, besser bekannt als Papst Franziskus, im Rahmen eines Treffens mit dem linksgerichteten bolivianischen Präsidenten Evo Morales. Ein Jahr zuvor ging der "Papst der Armen" in seiner ersten Lehrschrift Evangelii Gaudium ("Freude des Evangeliums") mit dem herrschenden kapitalistischen Wirtschaftssystem mit den klaren Worten "Die Wirtschaft tötet" ins Gericht und geißelte die "Globalisierung der Gleichgültigkeit". Unterstützung bekam der Papst vom Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK), der im November 2013 zu einer "Ökonomie des Lebens" aufrief und eine "Wirtschaft im Dienst des Lebens" forderte.
Dieses gut recherchierte Buch erzählt die Lebensgeschichte Romeros, in der sich wesentliche Entwicklungen der lateinamerikanischen Kirchengeschichte im 20. Jahrhundert spiegeln. Aus einem eher traditionellen und ängstlichen Kirchenmann wurde ein weltweit bekannter Prophet der Armen.
In seiner 2015 veröffentlichten, viel gelesenen Enzyklika Laudato siʼ argumentierte Franziskus, dass die Verantwortung für die Schöpfung ein unverzichtbarer Teil unseres christlichen Handelns ist. Nun hat er, angeregt durch die jüngsten Extremwetterereignisse wie Dürren, Überschwemmungen und Waldbrände, diese Enzyklika um ein aktuelles Schreiben erweitert. In diesem Buch sind beide Texte erstmals vereint. Franziskus bietet konkrete Lösungen an und zeigt, welche soziale Dimension die weltweite Klimakrise hat. Da der Papst auch bei ernsten Themen nie den Humor verliert, ergänzen pointierte Cartoons zu Umweltthemen seine Worte auf treffende Weise. Sie stammen von Gerhard Mester, dem aus großen Tageszeitungen bekannten Cartoonisten, der das Pontifikat von Franziskus mit gespitzter Feder begleitet.
Am 24. März 1980 brach Oscar Romero (1917 - 1980), der Erzbischof von San Salvador, während der Eucharistiefeier blutend zusammen. Die Schüsse seines Mörders brachten den Mann zum Verstummen, der die ganze Welt auf das Massaker am Volk El Salvadors aufmerksam gemacht hatte.
Ernesto Cardenal legt kurz vor seinem 90. Geburtstag einen Band mit neuen Gedichten vor, die noch einmal alle großen Themen seines Denkens anklingen lassen: die Anklage von Gewalt und Unterdrückung überall auf der Welt ...
Im letzten Band seiner Erinnerungen erzählt Ernesto Cardenal von den Jahren der Revolution in Nicaragua. Beginnend mit den Aufständen der Intellektuellen in der 50er Jahren widmet er sich ausführlich den Ereignissen der 60er und 70er Jahre: der Unterstützung des politischen Widerstandes von Solentiname aus, den Streiks und Demontrationen, die der Priester und Dichter als Sprecher begleitete.
Dieses Buch und Manifest des ehemaligen Jesuiten und Philosophen Miranda gehörte in den siebziger Jahren zu den Basistexten der entstehenden Befreiungstheologie. Hier liegt es erstmals in deutscher Sprache vor. Ob der Kommunismus heute noch ein Thema sein kann?
Der Präfekt der Glaubenskongregation der Katholischen Kirche war von 1988 bis 2002 jeden Sommer mehrere Wochen in verschiedenen südamerikanischen Ländern seelsorgerisch tätig. Dabei kritisierte er nicht nur die dortigen Lebensverhältnisse der verarmten Bevölkerung und die herrschenden sozialen Unterschiede, sondern auch die Untätigkeit und das mangelnde Engagement in Teilen des örtlichen Klerus. Er plädiert in diesem Zusammenhang für einen kompromisslosen Einsatz gegen Armut und Unrecht ("Theologie der Befreiung").
Finanzkrise? Die gierigen Banker sind schuld und es gibt keine Alternative, wird propagiert. Doch der Autor, Theologe und Attac-Aktivist, zeigt: Wenn wir aufhören mit dem Streben nach immer mehr auf Kosten anderer, ist auch Schluss mit dem Gier-System. Diese Befreiung haben seit jeher die Religionen mit ihrer spirituellen Sprengkraft zum Ziel.