Literatur zur Abendstunde 2020

Brüste und Eier. Von Mieko Kawakami. Rezension von Dagmar Dauerer

REZENSION 
Brüste und Eier. Von Mieko Kawakami   DuMont Buchverlag   ISBN 978-3-8321-8373-8

Die Ich-Erzählerin Natsuko, eine 30-jährige erfolglose Schriftstellerin, die sich mit Zeitungskolumnen und Gelegenheitsjobs durchschlägt, erhält Besuch von ihrer älteren Schwester und ihrer 12-jährigen Nichte. Beide leiden in und an ihrem Körper. Die Schwester ist besessen von der Idee, sich die Brüste vergrößern zu lassen, nachdem sie sich schon einer schmerzhaften Prozedur unterzogen hat, um ihre Brustwarzen rosafarben zu bleichen. Die pubertierende Tochter fürchtet und ersehnt die erste Menstruation.

Vielleicht solltest du mal mit jemandem darüber reden. Von Lori Gottlieb. Rezension von Dagmar Dauerer

REZENSION 
Vielleicht solltest du mal mit jemandem darüber reden. Von Lori Gottlieb   hanserblau   ISBN 978-3-446-26604-9

„Therapie ist wie Pornografie“, schreibt die Psychologin Lori Gottlieb. „Beides setzt eine gewisse Art von Nacktheit voraus. Beides kann großen Nervenkitzel auslösen. Und beides wird von Millionen Menschen in Anspruch genommen, die meisten behalten es jedoch lieber für sich.“ So wird auf der Verlagsseite für das Buch geworben, ich denke, auch ohne diesen reißerischen Text findet das Buch seine Leserinnen.

Die Bienen und das Unsichtbare. Von Clemens J. Setz. Rezension von Christopher Franz

REZENSION 
Die Bienen und das Unsichtbare. Von Clemens J. Setz.   Suhrkamp   ISBN 978-3-518-42965-5

Kennen Sie Volapük? Es ist keine Stadt nördlich des Polarkreises und auch nicht das Nationalgericht eines Volkes aus dem fernen Osten, sondern eine Sprache. Besser gesagt eine Plansprache. Eine Sprache also, deren Wortschatz und Grammatik von jemandem erfunden wurde. Dieser Jemand war der aus dem unweit von Würzburg gelegenen Oberlauda stammende Pfarrer Johann Martin Schleyer, und er hat Volapük ab 1880 geschaffen. Dass sie heute eigentlich völlig unbekannt ist, hat sie gemein mit vielen Erfindungen. Eigentlich ist nur Esperanto, dessen Entwicklung in gut einem Drittel des Buches behandelt wird, auch heute noch zumindest ein Begriff. Gesprochen wird sie aber nur von wenigen.

Die Bienen und das Unsichtbare. Von Clemens J. Setz

Pure meaning, pure poetry – diese Idee scheint Menschen in allen Jahrhunderten umzutreiben und anzustacheln. Sie ist der Motor für die Erfindung von Sprachen wie Esperanto, Volapük oder Blissymbolics. Den Anekdoten hinter diesen Plansprachen geht Clemens J. Setz in Die Bienen und das Unsichtbare nach, getreu dem Motto: »Erzähl die beste Geschichte, die du kennst, so wahr wie möglich.« Und diese Geschichte handelt unter anderem von Charles Bliss und seiner Symbolsprache, von Kindern mit Behinderung, die sich mit Blissymbolics zum ersten Mal ausdrücken können.

Rezension von Christopher Franz

ISBN 978-3-518-42965-5     24,00 €  Portofrei     Bestellen

BiblioStil: Vom Leben mit Büchern. Die privaten Bibliotheken von Karl Ove Knausgård, Jonathan Safran Foer, Art Spiegelman uvm. Von Nina Freudenberger und Sadie Stein. Rezension von Christopher Franz

BiblioStil: Vom Leben mit Büchern. Die privaten Bibliotheken von Karl Ove Knausgård, Jonathan Safran Foer, Art Spiegelman uvm. Von Nina Freudenberger und Sadie Stein   Prestel   ISBN 978-3-7913-8652-2

Ein Buch mit vielen tollen Fotos von überquellenden Buchregalen, das auch noch Einblicke in Privatwohnungen von Buchliebhabern gewährt? Ist gekauft! OK, vielleicht braucht es doch etwas mehr Überzeugungsarbeit: In dem Bildband „BiblioStil“ begleiten wir die Autorin und Innenarchitektin Nina Freudenberger (keine Sorge, Tipps wie Bücher farblich mit der Wandfarbe zu harmonisieren halten sich in Grenzen!) auf ihrer Reise rund um den Globus zu über 30 Menschen, die ihr Zuhause mit Büchern teilen - manchmal sehr vielen Büchern.

Kat Menschiks und des Diplom-Biologen Doctor Rerum Medicinalium Mark Beneckes Illustrirtes Thierleben. Von Mark Benecke und Kat Menschik. Rezension von Christopher Franz

REZENSION 
Kat Menschiks und des Diplom-Biologen Doctor Rerum Medicinalium Mark Beneckes Illustrirtes Thierleben. Von Mark Benecke und Kat Menschik   Galiani Berlin   ISBN 978-3-86971-201-7

Mark Benecke ist Deutschlands wohl populärster Kriminalbiologe, vielfach beschäftigt, und auch in der Politik, sagen wir mal, „aktiv“. Eigentlich wollte er ja im Frühjahr bei der Wahl zum Oberbürgermeister hier in Würzburg antreten. Das hat bekanntlich nicht geklappt. Und so hatte er Zeit und konnte sich dem Verfassen dieses kleinen schmucken Büchleins widmen.

Der treue Verstorbene. Von Germano Almeida. Rezension von Christopher Franz

REZENSION
Der treue Verstorbene. Von Germano Almeida   Transit Berlin   ISBN 978-3-88747-378-5

 

„Der treue Verstorbene“ ist Schriftsteller und wird, das ist an dieser Stelle nicht zu viel verraten, auf der ersten Seite des Buches ermordet. In aller Öffentlichkeit. Kurz vor der Vorstellung seines neuen Romans. Eine Tragödie! Da unser Verstorbener der bekannteste und scheinbar auch beliebteste Autor der Kapverden war, sind die Menschen so schockiert, dass ihm ein Staatsbegräbnis zuteilwird. Sein Mörder ist ebenfalls bekannt: Es war sein engster Freund. Nur das Motiv scheint zunächst unklar. Vielleicht, so munkelt man, liegt der Grund für diese ungeheuerliche Tat in dem besonders innigen Verhältnis, das der Schriftsteller mit der um etliche Jahre jüngeren Ehefrau seines Freundes pflegte.

Kalmann. Von Joachim B. Schmidt

Er ist der selbsternannte Sheriff von Raufarhöfn. Er hat alles im Griff. Kein Grund zur Sorge. Tag für Tag wandert er über die weiten Ebene um das beinahe ausgestorbene Dorf, jagt Polarfüchse und legt Haiköder im Meer aus, um den Fang zu Gammelhai zu verarbeiten. Doch in Kalmanns Kopf laufen die Räder manchmal rückwärts. Als er eines Winters eine Blutlache im Schnee entdeckt, überrollen ihn die Ereignisse. Mit seiner naiven Weisheit und dem Mut des reinen Herzens wendet er alles zum Guten. Kein Grund zur Sorge.

Treffen Sie Kalmann. Experte für Gammelhai und die großen Fragen des Lebens.
Eine Entdeckung: der spannende, herzerwärmende Island-Roman von Joachim B. Schmidt.

Rezension von Damar Dauerer

ISBN 978-3-257-07138-2     22,00 €  Portofrei     Bestellen

Offene See. Von Benjamin Myers

Ausgezeichnet als »Lieblingsbuch der Unabhängigen« 2020!
Eine zeitlose und geradezu zärtliche Geschichte über die Bedeutung und Kraft menschlicher Beziehungen.

Der junge Robert weiß schon früh, dass er wie alle Männer seiner Familie Bergarbeiter sein wird. Dabei ist ihm Enge ein Graus. Er liebt Natur und Bewegung, sehnt sich nach der Weite des Meeres. Daher beschließt er kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, sich zum Ort seiner Sehnsucht, der offenen See, aufzumachen. Fast am Ziel angekommen, lernt er eine ältere Frau kennen, die ihn auf eine Tasse Tee in ihr leicht heruntergekommenes Cottage einlädt. Eine Frau wie Dulcie hat er noch nie getroffen: unverheiratet, allein lebend, unkonventionell, mit sehr klaren und für ihn unerhörten Ansichten zu Ehe, Familie und Religion. Aus dem Nachmittag wird ein längerer Aufenthalt, und Robert lernt eine ihm vollkommen unbekannte Welt kennen.

Rezension von Dagmar Dauerer

ISBN 978-3-8321-8119-2     20,00 €  Portofrei     Bestellen

Brüste und Eier. Von Mieko Kawakami

An einem drückend heißen Sommertag wird die dreißigjährige Natsuko von ihrer älteren Schwester Makiko und deren Tochter Midoriko in Tokio besucht. Makiko, die mit zunehmendem Alter mit ihrem sich verändernden Körper nicht zurechtkommt, ist davon besessen, sich einer Brustvergrößerung zu unterziehen. Währenddessen ist ihre zwölfjährige Tochter Midoriko von der einsetzenden Pubertät überfordert und sieht sich außerstande, in einer Gesellschaft, die alles Intime und Körperliche tabuisiert, ihre Ängste, Bedürfnisse und Fragen offen zu kommunizieren. Und auch die asexuelle Natsuko hadert mit der Frage, welche Rolle noch bleibt – als unverheiratete Frau, die nicht mehr Tochter ist und vielleicht nie Mutter sein wird.

Rezension von Dagmar Dauerer

ISBN 978-3-8321-8373-8     24,00 €  Portofrei     Bestellen

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