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Brüste und Eier. Von Mieko Kawakami. Rezension von Dagmar Dauerer
Brüste und Eier. Von Mieko Kawakami DuMont Buchverlag ISBN 978-3-8321-8373-8
Die Ich-Erzählerin Natsuko, eine 30-jährige erfolglose Schriftstellerin, die sich mit Zeitungskolumnen und Gelegenheitsjobs durchschlägt, erhält Besuch von ihrer älteren Schwester und ihrer 12-jährigen Nichte. Beide leiden in und an ihrem Körper. Die Schwester ist besessen von der Idee, sich die Brüste vergrößern zu lassen, nachdem sie sich schon einer schmerzhaften Prozedur unterzogen hat, um ihre Brustwarzen rosafarben zu bleichen. Die pubertierende Tochter fürchtet und ersehnt die erste Menstruation.
Acht Jahre später setzt der zweite Teil des Romans an. Natsuko hat sich als Romanautorin etabliert und ist aus ihrer heruntergekommenen Wohnung in ein Appartement in einem besseren Stadtteil von Tokio umgezogen. Nach wie vor entschlossen, als asexuelle Frau zu leben, wünscht sie sich dennoch ein Kind und sucht nach Mitteln und Wegen, durch eine künstliche Befruchtung Mutter zu werden. Die gesellschaftlichen Widerstände scheinen unüberwindbar zu sein. Die Erfüllung des Kinderwunsches entwickelt sich zur Odyssee abgründiger Situationen und grotesker Begegnungen. Rasant und radikal widmet sich Mieko Kawakami den Fragen nach Schönheitsnormen sowie der Diskriminierung von Frauen, die sich diesen Normen widersetzen.
Ein höchst komplexes und vielschichtiges Buch, das einen nicht nur die japanische, insbesonders die weibliche japanische Lebenswelt näherbringt, sondern auch die große Frage nach wirklichem selbstbestimmten Leben stellen läßt. Ein nicht leicht zu lesendes, aber lesenswertes Buch.
→ Brüste und Eier. Von Mieko Kawakami
Erstellt: 30.11.2020 - 19:45 | Geändert: 10.12.2020 - 17:35