Was wir heute Wachstum nennen, ist in Wirklichkeit ein Auswuchs, eine karzinomatöse Wucherung, die den gesellschaftlichen Organismus zerstört. Mit einer unerklärlichen, tödlichen Vitalität metastasieren und wuchern diese Auswüchse endlos weiter. Ab einem bestimmten Punkt ist die Produktion nicht mehr produktiv, sondern destruktiv. Der Kapitalismus hat schon längst diesen kritischen Punkt überschritten. Seine Destruktivkräfte bringen nicht nur ökologische oder soziale, sondern auch mentale Katastrophen hervor. Die verheerenden Auswirkungen des Kapitalimus legen die Annahme eines Todestriebes nahe.
Fröhliche Wissenschaft (Reihe)
In seinem höchst originellen und provozierenden geschichtsphilosophischen Essay erklärt uns Moritz Rudolph unsere Gegenwart - zukünftige Geschichte - auf ganz neue Weise, indem er sie mit dem Objektiv der Dialektik ins Visier nimmt. »Furchtlos und halsbrecherisch spekulativ« (Christian Demand und Ekkehard Knörer, Merkur) beleuchtet er Fukuyamas »Ende der Geschichte«, hebt sie mit Horkheimer aus den Angeln und stellt sie mithilfe einer Neuinterpretion der Kenosis von den Füßen auf den Kopf ...
Vier Menschen treffen sich in einem Besprechungszimmer: »Können wir noch das Licht dimmen?« - »Das ist Licht wie bei einem Verhör.« - »Gleich implodiere ich. Komm, frag mich irgendwas.« - Jens Balzer und Lars Weisbrod stellen also Fragen, und Sibylle Berg und Dietmar Dath geben Antworten. Infrage stellen sie dabei nicht nur die Dystopie als Begriff, der letztendlich nur davon zeugt, dass man weder über die Zukunft nachdenken will, noch über die Gesellschaftsordnung. Und den Literaturbetrieb. Und die Literaturhausliteratur. Die Befindlichkeit usw. Zwei Einzelgespräche vertiefen anschließend die Themen und weiten den Horizont.
Unter mysteriösen Umständen verschwand vor 80 Jahren der brillante Physiker Ettore Majorana während einer Überfahrt von Palermo nach Neapel. Seither fragt man sich, wie das spurlose Verschwinden eines der vielver- sprechendsten Wissenschaftler seiner Generation zu erklären sei. Hatte Majorana, so die gängige These, die Physik aufgegeben, als ihm klar wurde, dass die Kernspaltung zur Entwicklung der Atombombe führen würde. Agamben verfolgt in seinem Buch eine andere Hypothese...
Hannah Arendt dachte zeitlebens im Horizont Sokrates'. Schon in den amerikanischen Anfängen stellte sie den Lehrer Platons in den Mittelpunkt ihrer Versuche, ein politisch relevantes und persönlich haltbares Denken für die Moderne zu begründen. Meisterhaft entfaltet diese Vorlesung aus den 50er Jahren eine Apologie der menschlichen Pluralität. So wendet sich Arendt gegen die platonische Versuchung, der Relativität der möglichen Wahrheiten mit der absoluten Autorität eines wegweisenden Denkansatzes begegnen zu wollen. Entscheidend ist für Arendt der innere Dialog, den Sokrates philosophisch initiierte. Zudem hebt sie die Kommunikation unter Bürgern und Freunden hervor, die im Austausch der Meinungen gemeinsame Perspektiven der Weltgestaltung eröffnen könne.
Der ehemalige Apple-Chef Steve Jobs wird verehrt als Manager, Visionär und Kultfigur, aber eigentlich war er ein begnadeter Geschichtenerzähler: Kaum einer war geschickter darin, die Entwicklung einer Firma und ihrer Produkte zu einer Story zu machen, die man gern weitererzählt. Heute wird die Methode des Storytelling in Managementkreisen als neue Zauberformel der Vermittlung gehandelt: "Storytelling ist ein trojanisches Pferd für Zahlen und Fakten." Doch was passiert, wenn die Wirtschaft mit dem ausschmückenden Erzählen auf eine Ressource zurückgreift, die eigentlich der Literatur entstammt?
Angesichts der sich rastlos abwechselnden Moden im Kunstbetrieb und auf dem Kunstmarkt gelten Kunstwerke immer schneller als veraltet. Kaum entstanden, werden sie nach allen Regeln des Fachs abgehandelt und abgeräumt. Aber warum bestürzt es uns, wenn Kunst abgewickelt wird und sich die Mühe des Künstlers als vergeblich erweist? Vielleicht bewahrt die Kunst unter der Bedingung des schrankenlosen Weltkapitalismus gerade dort ihre schöpferische Tiefe und berührt uns mit Bedeutsamkeit, wo sie ihre Vergeblichkeit zum Thema macht - und so unsere eigene Vergeblichkeit aufzuzeigen wagt.
Wer sich mit den Leitmedien unserer Zeit beschäftigt, empfand den Anfang des Jahres 2018 voller Spannung und Hoffnung. Der Skandal um Facebook lenkte die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf das, wovor Medienwissenschaftler schon lange warnten, und führte zu einer Kehrtwende in der Bewertung der Demokratiefähigkeit der digitalen Medien. Hatte man im Kontext des Arabischen Frühlings Facebook noch als Mittel politischer Emanzipationsbestrebungen gepriesen, verteufelte man es nun als Gefährdung der Demokratie. Doch beide Beurteilungsweisen verkennen in ihrer Eindeutigkeit die Komplexität des Problems.
Ob Nietzsche oder Heidegger, ohne den Einfluss der Klassiker der deutschen Philosophie wäre die Entwicklung der großen französischen Theorien im 20. Jahrhundert kaum vorstellbar. Doch worin besteht das deutsche Denken, und welche Fragen verleihen ihm weiterhin Aktualität? Auf Initiative von Jan Völker treffen sich mit Alain Badiou und Jean-Luc Nancy die beiden wichtigsten französischen Philosophen der Gegenwart zum ersten Mal zu einem gemeinsamen intellektuellen Austausch: In ihrem ebenso konzentrierten wie gedankensprühenden Dialog nehmen die beiden Philosophen die deutsche Denktradition anhand von Kant, Hegel, Heidegger und Adorno unter die Lupe und gleichen ihre Meinung zu den verschiedenen Theoriekonzepten ab.
Ob Nietzsche oder Heidegger, ohne den Einfluss der Klassiker der deutschen Philosophie wäre die Entwicklung der großen französischen Theorien im 20. Jahrhundert kaum vorstellbar. Doch worin besteht das deutsche Denken, und welche Fragen verleihen ihm weiterhin Aktualität? Auf Initiative von Jan Völker treffen sich mit Alain Badiou und Jean-Luc Nancy die beiden wichtigsten französischen Philosophen der Gegenwart zum ersten Mal zu einem gemeinsamen intellektuellen Austausch: In ihrem ebenso konzentrierten wie gedankensprühenden Dialog nehmen die beiden Philosophen die deutsche Denktradition anhand von Kant, Hegel, Heidegger und Adorno unter die Lupe und gleichen ihre Meinung zu den verschiedenen Theoriekonzepten ab.
