Ob es um die eigenen Lebensziele geht, um wirtschaftlichen Wettbewerb oder um politisches Handeln: Kompromisslosigkeit gilt weithin als Zeichen der Stärke, als alleiniges Erfolgsrezept. Wer Kompromisse eingeht, gilt dagegen als schwach, als weltfremder Träumer. Auch Biologie und Wirtschaft suggerieren: Der Stärkere siegt. Aber stimmt das? Für den Philosophen und Biologen Andreas Weber sind Kompromisse keineswegs automatisch faul, sondern Grundvoraussetzung für ein gedeihliches Leben aller. Mehr noch: Als Lebewesen haben wir ein natürliches Bedürfnis nach Ausgleich. Kompromisse machen heißt eben nicht, zähneknirschend zweitbeste Lösungen zu akzeptieren, sondern das zu wählen, was mir etwas schenkt, weil ich selbst großzügig bin. So wird die Kunst des Kompromisses zur Lebenskunst, zur Lust daran, diese Welt zu bereichern und miteinander - auf Augenhöhe - ökologisch und politisch zu gestalten.
Januar 2023
Ländliche Räume sind wieder »in«: In Zeiten der Corona-Krise gelten sie als vermeintlich sicherere Orte, Investorinnen entdecken das Land als einträgliches Geschäftsfeld und Eigentümerinnen profitieren von Preissteigerungen bei Grund und Boden. Gleichzeitig entwickeln sich ländliche Räume stark auseinander: in prosperierende und abgehängte Regionen. Die Beiträgerinnen des Bandes liefern eine Bestandsaufnahme der Forschung zu ländlichen Ungleichheiten und bieten Ansatzpunkte für eine kritische Landforschung und progressive Perspektiven auf ländliche Räume. Neben theoretischen Überlegungen geht es dabei auch um sozialen Wandel, die Neuordnung von Stadt-Land-Verhältnissen sowie die Themen Migration, Identität und Populismus.
Margrit Kennedy (1939-2013) war besonders für ihr Engagement für komplementäre Währungen, aber auch als Ökologin und Frauenrechtlerin weltbekannt. Weil ihre Kindheit und Jugend durch die Ereignisse und Umbrüche der Nachkriegszeit geprägt waren, entwickelte sie schon früh den Wunsch, einen eigenen wirksamen Beitrag zu sozialer Gerechtigkeit zu leisten. Sie studierte Architektur, verband sich mit der avantgardistischen Kunstszene, trat schon früh für ökologische Lebensformen ein und entfaltete im Laufe der Jahre eine immer weiter reichende Wirksamkeit. In diesem Buch, für das ausführliche autobiografische Aufzeichnungen verwendet wurden, werden ihr Leben und ihr Werk erstmals in einer Übersicht anschaulich beschrieben.
Declan Kennedy ist ein irischer Architekt, der sich besonders in den Bereichen Nachhaltigkeit, Ökologisches Bauen und Städtebau (Urban Design) international profilierte. Als Hochschullehrer wirkte er an verschiedenen Universitäten, u. a. als Vizepräsident der TU Berlin. Er gehört zu den Pionieren der Permakultur, für die er sich seit den 1980er-Jahren vor allem in Europa sowie in Nord- und Südamerika engagiert. Ebenso ist er einer der Gründer des Ökodorfs Lebensgarten, einer intentionalen Gemeinschaft im niedersächsischen Steyerberg. Von dort aus beteiligte er sich am Aufbau des Global Ecovillage Network (GEN), das heute weltweit vertreten ist.
Kurt Gossweiler im Briefwechsel mit Peter Hacks (1996-2003) Die 52 Briefe, die die Partner im Laufe von mehr als sechs Jahren wechseln, bezeugen eine außerordentliche Intensität auf beiden Seiten. Sie sind verbunden im gemeinsamen Nachdenken über den gleichen, gleich grundsätzlichen Fragen: Welches sind die Klassen und die Klassenkämpfe in sozialistischen Gesellschaften? Welchen Anteil hatten Persönlichkeiten wie Nikita Chruschtschow am Zerfall des Sozialismus in der Sowjetunion und in der DDR? Wie wäre die Niederlage von 1989-90 zu vermeiden gewesen? Und welcher Organisationsformen, Bildungsformen, Kampfformen bedarf es für einen zukünftigen Sozialismus?
In ihrer Lektüre der Manuskripte von 1844 präsentiert Judith Butler einen Marx, der das Verhältnis von Mensch und Natur bereits jenseits von instrumenteller Vernunft und Naturbeherrschung zu denken vermochte. Dabei entwirft sie eine Ethik, die soziale und ökologische Anliegen verknüpft und unser Denken und Handeln für eine gerechtere Gegenwart öffnet. Die frühen Texte von Karl Marx werden oft als anthropozentrisch bezeichnet. Judith Butler legt in ihrem neuen Buch eine konträre Lesart des Marx'schen Frühwerks vor und mobilisiert dabei die Einsichten des Philosophen für ihre eigene ökologische Ontologie der Interdependenz aller lebendigen Wesen. Vor dem Hintergrund der sich immer weiter verschärfenden Klimakrise und der damit einhergehenden Herausforderungen für das globale Zusammenleben gewinnt Butlers Marxlektüre eine besondere Aktualität.
Gewaltlosigkeit wird häufig als eine Praxis der Passivität verstanden, welche die ethische Einstellung sanftmütiger Einzelpersonen gegenüber existierenden Formen von Macht reflektiert. Dieses Verständnis ist falsch, wie Judith Butler in ihrem neuen Buch darlegt. Denn Gewaltlosigkeit kann durchaus eine aktive, ja aggressive Form annehmen, zudem ist sie ebenso wenig wie die Gewalt eine Angelegenheit einzelner Individuen, sondern stets eingebettet in soziale und politische Zusammenhänge. Auch deshalb gibt es erhebliche Meinungsverschiedenheiten darüber, wo die Grenze zwischen Gewalt und Gewaltlosigkeit verläuft sowie durch wen und wann Akte der Gewalt gerechtfertigt sind.
Wie viel Religion verträgt der säkulare Staat? Und wie viel an einer Demokratie verträgt die Religion? Diese Fragen untersucht der international renommierte Ethiker und Philosoph Otfried Höffe in diesem herausragenden Essay. Die Begegnungen von Politik und Religion bringen oft Konflikte mit sich, das Thema ist höchst aktuell. Wie damit umgehen? Das erörtert Höffe und blickt dabei auch zurück zu der säkularen Antike auf den Weg in die Moderne. Interessant, dass schon Aristoteles in seiner Moral- und Politiktheorie vollständig auf Religion und Theologie verzichtete.
Die Digitalisierung biete »Chancen und Risiken«, heißt es landauf, landab. Einerseits könne sie die Arbeit erleichtern, andererseits drohe Arbeitslosigkeit. Doch wessen Risiko ist es, durch einen Roboter ersetzt zu werden? Und wessen Chance ist es, mit der neuen Technik die bezahlte Arbeit billiger zu machen? Immer wieder ist auch zu lesen, »wir« müssten die »Chancen realisieren« und die »Risiken vermeiden«. Was aber, wenn das Risiko der Arbeiter, entlassen zu werden, die Chance der Unternehmer ist, ihren Betrieb zu »rationalisieren«?
In Anbetracht der Auswirkungen des Klimawandels auf unsere Umwelt müssen bestehende Prozesse in vielen Bereichen unserer Gesellschaft überdacht werden. Damit einhergehend ist es wichtig, innovative und vor allem auch ökologische Konzepte vermehrt in den Fokus zu rücken. Da die Baubranche einen massiven Anteil an den negativen Effekten auf unsere Umwelt hat, liegt es nahe, erfolgsversprechende Ansätze genau in diesem Bereich ausfindig zu machen. Mithilfe digitaler Konzepte sind verschiedene Zusammenhänge so modifizierbar, dass Abläufe nicht nur effektiver, sondern insbesondere auch nachhaltiger werden. So stellt sich im Hinblickauf die anstehenden Herausforderungen infolge des Klimawandels die Frage, welche zusätzlichen Potenziale sich durch innovative Herangehensweisen ergeben.