Nobelpreis für Literatur 2022.
Ein Sonntag im August 1950, die kleine Annie spielt draußen im Garten, ihre Mutter steht am Zaun und plaudert mit der Nachbarin. Eine folgenreiche Plauderei, denn so erfährt Annie, dass ihre Eltern vor ihrer Geburt bereits eine Tochter hatten, die sechsjährig an Diphtherie gestorben war. Über diese Schwester wird Annie von ihren Eltern niemals wieder ein Wort hören und sie wird ihrerseits niemals nach der Verstorbenen fragen.
Rezeptionsproblem: Wo das Politisieren des Privaten früher eine radikale Geste war, fügt es sich heute nahtlos in die Gegenwart ein. Von Von Ann-Kristin Tlusty und Vanessa Lara Ullrich → Jacobin 10.12.2022
Das Nobelkomitee zeichnet die Französin Annie Ernaux für "ihren Mut und klinischen Scharfblick" aus. Sie führe Marcel Prousts Tradition der Erinnerungsarbeit fort. → die ZEIT 6.10.2022