In dieser Folge sprechen wir über Leo Kofler – marxistischer Philosoph, streitbarer Humanist und fast vergessener Theoretiker der Nachkriegslinken. Christoph Jünke, Herausgeber des Bandes „Interventionen“ mit Texten von Kofler im Dietz Verlag Berlin, gibt Einblicke in Koflers Denken zwischen real existierendem Sozialismus und sozialdemokratischem Rückzug ins bürgerliche Denken. Kofler war ein Vorläufer der neuen Linken und versuchte im Rückgriff auf Hegel den zeitgenössischen Marxismus zu einem schöpferischen System zu entwickeln – Immer im Zentrum stand die die Frage, wie muss eine sozialistische Praxis aussehen, die sich weder im Reformismus verliert noch im Dogma erstarrt?
Wie verteidigt die einzige Supermacht ihre globale Vorherrschaft? Welche Rolle spielt das „eurasische Schachbrett“ im Kampf um die Weltordnung? Und was passiert, wenn sich neue Machtzentren neu formieren? In diesem Special des Kleinen Büchertischs widmen wir uns Zbigniew Brzezińskis geopolitischem Klassiker Die einzige Weltmacht (The Grand Chessboard). Brzeziński war Sicherheitsberater unter Präsident Carter und gilt als einflussreicher Stratege der US-Außenpolitik. Seine Analyse von 1996 liest sich heute in Zeiten von NATO-Osterweiterung, Ukrainekrieg, China-Rivalität wie ein Drehbuch der Gegenwart. Wir sprechen über: • die Logik der US-Hegemonie nach dem Kalten Krieg, • das strategische Konzept eines „demokratischen Brückenkopfs“ in Eurasien, • die Rolle der NATO, der EU, Russlands, Chinas und Japans, • sowie die geostrategischen Hauptakteure, Dreh- und Angelpunkte sowie neuralgischen Punkte auf der Weltkarte. Brzeziński selbst warnt: Keine Allianz darf entstehen, die die Vorherrschaft der USA gefährden könnte weder Russland und China, noch EU und Russland. Das US dominierte globale Ordnungssystem duldet keinen Widerspruch.
0:00 Intro 0:27 Einführung/Architektur 14:25 Globales Ordnungssystem & Hegemonie neuen Typs 26:12 Eurasisches großes Schachbrett 51:58 Schlussfolgerungen und geostrategische Ziele 1:12:52 Zusammenfassung 1:16:37 Outro
Eine Folge über historische Muster, neue Begriffe und die Frage: Wie viele Krisen verträgt ein System, bevor es kippt? In dieser Folge sprechen wir mit unserem Kneipen-Stammgast Georg Fülberth, über die systemimmanente Krisenhaftigkeit des Kapitalismus und darüber, warum es immer wieder kracht. Wir unterscheiden zwischen konjunkturellen und systemischen Krisen – von 1873 über 1929 bis zur Finanzkrise 2007 – und analysieren die stets wiederkehrenden Antwortmuster der herrschenden Klasse: Staatsintervention. Doch was passiert eigentlich im politischen Überbau, wenn sich Krisen häufen und vertiefen? Georg Fülberth beschreibt in einem aktuellen Artikel die gegenwärtige Transformation als eine „Plutokratie mit Massenbasis“ – ein Staat, der immer autoritärer auftritt, die Interessen des großen Kapitals schützt, aber gleichzeitig auf populistische Mobilisierung setzt. Wir diskutieren, durch welche politischen und ideologischen Phänomene sich das zeigt, wie sich das Verhältnis von Kapital und Staat verändert – und was das für die Form bürgerlicher Herrschaft bedeutet.
Ob Nachrichtensendung, Rap-Video oder Netflix-Serie – überall begegnet uns Kriegsrhetorik und Militärästhetik. Was lange Zeit eher als Ausnahme galt, wird heute wieder zur Normalität gemacht: Panzer in Werbespots, Bundeswehr an Schulen, patriotisches Militär-Pathos auf TikTok. Die Gesellschaft wird schleichend militarisiert – in der Sprache, in der Kultur, in unseren Köpfen.
Was steckt dahinter? Welche Rolle spielen Popkultur, Medien und Algorithmen? Und vor allem: Was können wir dem entgegensetzen? Gemeinsam mit Fabian Lehr und der SDAJ sprechen wir über die Ästhetik des Krieges aber auch über Gegenkultur, politische Organisierung und die Frage, wie wir Räume schaffen, in dem kein staatskonformer Konzern-Algorithmus bestimmt, sondern wir selbst.
Wie kommt es, dass Menschen, die sich vorher nie persönlich getroffen haben und in einer anderen Situation vielleicht sogar gut verstehen würden, sich in einem Krieg auf Befehl ihres Staates gegenseitig auf dem Schlachtfeld umbringen? Sollten Bürger nicht “ihr Land” und “ihre Demokratie” verteidigen, wenn sie von einem anderen autoritären Land angegriffen werden? Ole Nymoen - linker Podcaster von “Wohlstand für Alle” und Autor - hält in seinem neusten erfolgreichen Buch “Warum ich niemals für mein Land kämpfen würde” dagegen:
Im Krieg zwischen kapitalistischen Staaten geht es nie um das Wohl der Bevölkerung oder höhere Werte wie Demokratie, sondern um knallharte staatliche Machtinteressen von einigen wenigen Herrschenden auf Kosten der arbeitenden Bevölkerung. Die Propaganda des “nationalen Wirs” dient dabei der Verschleierung dieses Gewaltverhältnisses zwischen dem Staat und seiner Bevölkerung sowie dem eigentlichen Zweck des Staates. Wir gehen in dieser Folge diesen und weiteren Lügen der Kriegspropaganda der Herrschenden auf den Grund. Dabei wird es im Laufe des Gesprächs auch kontrovers, wenn es etwa um die Analyse des kapitalistischen Staates und den Ursachen für imperialistische Kriege geht. Wir wünschen euch viel Spaß mit der Folge!
Empfehlung für einen Junge Welt Artikel von Ole Nymoen zu Kriegspropaganda:
Welche Rolle spielt kulturelle Hegemonie im Klassenkampf? Und fehlt uns eine schlagkräftige Gegenkultur? Seit 2014 hat das Quartalsmagazin Melodie & Rhythmus seine Leserschaft mit marxistischer Gegenkultur gestärkt, als Antidot gegen die Kulturindustrie. Paracelus postulierte, dass die Dosis das Gift mache, und das gilt offenbar nicht nur für Junk-food (Essen ohne Nährwerte) sondern auch für Junk-Kultur (Kulturangebot ohne Bildungswert). Seit der Zwangspause des Magazins für Gegenkultur 2022, sind wir den Angriffen des herrschenden Kulturbetriebs schutzlos ausgeliefert. In dieser Folge spricht Harro mit Susann Witt-Stahl, Chefredakteurin des Magazins, über die Kulturindustrie in Zeiten der „Zeitenwende“, die Schwächen im linken Feuilleton und die neoliberale Subkultur.