Der Nahe und Mittlere Osten ist seit Jahrzehnten ein Brennpunkt der Weltpolitik. Irak, Iran, Saudi-Arabien, Syrien, Libyen, Afghanistan: Die Länder sind ebenso unterschiedlich wie ihre jeweiligen Problemlagen, aber eines, sagt Ulrich Tilgner, haben die dortigen Krisen gemeinsam: Sie strahlen in den Westen ab. Migration und Terror heißen die Stichworte. Mehr noch: Der Westen trägt durch seine verfehlte Politik eine große Mitschuld an der Entstehung und Verbreitung von Terrororganisationen wie dem «Islamischen Staat» oder den permanenten (Bürger-)Kriegen in der Region. Am schlimmsten jedoch ist, so die These von Ulrich Tilgner, dass das Scheitern der westlichen Politik im Orient nichts anderes bezeichnet als einen Wendepunkt der globalen Entwicklung.
Muslim-Markt interviewt Ulrich Tilgner, Ulrich Tilgner (Jahrgang 1948) hat nach seinem Wehrdienst sein Studium der Kulturwissenschaften, der Politischen Wissenschaften und der Wirtschaftsgeschichte an den Universitäten Freiburg und Tübingen mit dem Magister abgeschlossen. Im Anschluss war er drei Jahre lang Mitarbeiter des Süddeutschen Rundfunks. 1979–1980 arbeitete er als Chef vom Dienst im dpa-Landesbüro Südwest. Kurz nach der Islamischen Revolution im Iran reist er nach Teheran und arbeitete für die Rundfunk- und Fernsehanstalten der ARD, den Schweizer Rundfunk (DRS), die dpa und mehrere Tageszeitungen. Ab 1982 erfolgten zudem Berichte für das ZDF und das Schweizer Fernsehen (DRS) über den gesamten Nahen und Mittleren Osten. Ab 1986 war er 14 Jahre im Büro Amman (Jordanien). Besonders bekannt wurde er durch seine Berichte über den Kuwait-Krieg und den Irak-Krieg aus Bagdad (1991 u. 2003). Für seine Berichterstattung über den Irak-Krieg erhielt Ulrich Tilgner den Hanns-Joachim-Friedrich-Preis für Fernsehjournalismus 2003. Von 2002 – 2008 war er Leiter des ZDF-Büros in Teheran und Sonderberichterstatter für den Mittleren Osten und bis 2014 berichtete er für das Schweizer Fernsehen (DRS). Tilgner ist Autor mehrere Bücher, u. A.: Die Logik der Waffen (2014), Zwischen Krieg und Terror (2006), Der inszenierte Krieg (2003), Umbruch im Iran (1979) und hat mehrere Dokumentarfilme gedreht, darunter: Schah Matt (1981), Die Kurden – ein Volk, das es nicht geben darf (1983). → Muslimmarkt 4.10.2018