Materialistischer Feminismus
Gegenwartsanalysen zu Geschlecht im Kapitalismus

Angesichts der zunehmend destruktiven Effekte, die mit der kapitalistischen Verwertungslogik als strukturierendem Prinzip unserer Gesellschaft einhergehen, gewinnt der Materialistische Feminismus besondere Aktualität. Wie aber tragen die Strukturlogik des Kapitals und die daraus hervorgehenden Verselbständigungstendenzen zum Fortbestehen, aber auch zum Wandel der Geschlechterverhältnisse bei? Welche Machtasymmetrien und welche Formen von Gewalt gehen damit einher? Und welche Rolle spielt hier die Familie, in der sich über den intergenerationalen Vermögenstransfer Klassenverhältnisse reproduzieren?
Die in dem Band versammelten Theorie- und Forschungsarbeiten aus dem Feld der Geschlechterforschung diskutieren, wie eine materialistisch-feministische Perspektive zur kritischen Erschließung unserer Gegenwart beitragen kann. Die Autorinnen untersuchen gesellschaftliche Phänomene von besonderer Dringlichkeit, indem sie historische Perspektiven mittels eigener theoriegeleiteter Analysen und empirischer Studien aktualisieren, etwa zu Körperökonomien, Unternehmenskulturen oder Familienmodellen. Zugleich eröffnen die Beiträge Ausblicke auf alternative Formen der Organisation des gemeinsamen Wirtschaftens und Lebens und verhandeln so auch die Frage nach den Möglichkeiten einer emanzipatorischen Praxis.
Beiträge von Melinda Cooper, Christina Engelmann, Kristen R. Ghodsee, Lisa Yashodhara Haller, Franziska Haug, Anastassija Kostan, Sarah Mühlbacher, Luki Schmitz, Sarah Speck, Vanessa Wills und Lou Zucker.
REZENSION: Die Resonanz auf den Frauen*streik am 14.Juni in der Schweiz war auch in Deutschland überwältigend. Der Aktionstag war nur ein Beispiel für einen Feminismus, für den die soziale Frage ein integraler Teil ist. In den USA sind schon zur Amtseinführung von Trump Hunderttausende Frauen* auf die Strasse gegangen. Es gibt Videos, die die Radikalität der Forderungen zeigen, die durchaus Patriarchat und Kapitalismus in Frage stellen. Auch in Ländern wie Argentinien manifestiert sich auf den Strassen ein Feminismus, der gegen die Abtreibungsverbote genauso agiert, wie die gegen die Verarmungspolitik der Macri-Regierung. Nur auf theoretischer Ebene scheint es oft so, als wäre der Feminismus mit dem Kapitalismus ein Bündnis eingegangen. Doch gegen diesen kapitalkonformen Kapitalismus regt sich jetzt auch auf der wissenschaftlichen Ebene Widerstand. Peter Nowak 20. Juli 2019
Die Herausgeberinnen
Christina Engelmann ist Doktorandin am Institut für Sozialforschung und wissenschaftliche Mitarbeiterin im DFG-Projekt zu Clara Zetkin an der Justus-Liebig-Universität Gießen.
Lisa Yashodhara Haller, Dr. rer. pol., ist Mitglied des Instituts für Sozialforschung in Frankfurt am Main.
Alte und neue materialistische Feminismen | FkW MatFem-Reihe | VA02 - 10.03.2022
Anastassija Kostan & Luki Schmitz im Gespräch mit Francesca Raimondi
Alte und neue materialistische Feminismen: Abgrenzungen und Kontinuitäten
Forum kritischer Wissenschaften (FkW) Youtube 10.03.2022
Weiteres zum Thema anderer Autorinnen
Erstellt: 29.04.2025 - 19:25 | Geändert: 29.04.2025 - 20:45