Stiftung Demokratie Saarland SDS (Medienpräsenz)

1:07:39

Skandale, Affären, Debatten: Fundierte historische Analyse der wichtigsten Korruptionsfälle & ihrer Auswirkung auf die politische Kultur

Der Kampf gegen Korruption gilt als ‚gute Sache‘. Seit der Flick-Spendenaffäre gibt es in der Bundesrepublik einen Konsens, dass Korruption hierzulande ein ernstes Problem ist. Nach der Wiedervereinigung wurde Korruptionsbekämpfung auch international ein hochrangiges Anliegen. Nichtregierungsorganisationen, aber auch internationale Organisationen wie Weltbank und UNO schrieben sich diesen Kampf jetzt auf die Fahnen. In Deutschland nahm die Zahl der Affären und Skandale zu, bis 2012 sogar Bundespräsident Wulff zurücktreten musste. Jährlich schaut die Öffentlichkeit gebannt auf die neue Position von Deutschland im Korruptionsranking von Transparency International. Doch was sind die Kosten dieser Korruptionssensibilität? Einiges spricht dafür, dass die politische Bedeutung der Vergehen und die Schärfe ihrer Skandalisierung in einem Missverhältnis stehen. Die Folgen sind eine schleichende Diskreditierung der Politikerinnen und Politiker und des demokratischen Systems. Auch dies bereitet dem Populismus einen Boden. 

Der Historiker Jens Ivo Engels beleuchtet die historische Entwicklung der Korruptionsdebatten seit der Frühzeit der Bundesrepublik im internationalen Kontext und diskutiert ihre Auswirkungen auf die politische Kultur.

1:54:39

    Die Vormacht der großen Fünf und ihr Zusammenwirken -

Die vor allem von den Europäern lancierte Friedensordnung einer wirtschaftlichen Verflechtung der großen Mächte und Blöcke mit entsprechenden wirtschaftlichen Abhängigkeiten ist gescheitert. Damit ist auch der Versuch dahin, das rhetorische Wir der Menschheit in einen handlungsfähigen Akteur zur Bearbeitung der großen Menschheitsaufgaben (Hunger im globalen Süden, Migration und Klimawandel) zu verwandeln. Wir werden es, so die Annahme, mit fünf Vormächten zu tun haben, die Koalitionen bilden, sich aber auch konfrontativ gegenüberstehen können und für die die genannten Herausforderungen eine Verhandlungssache sind, bei denen sie ihre sonstigen Interessen ins Spiel bringen. Einigungen werden schwieriger, Nichtregierungskoalitionen verlieren an Einfluss, und das Machtgleichgewicht wird eine 
größere Rolle spielen als die Menschheitsaufgaben.

Prof. em. Dr. Herfried Münkler
war Professor für Politikwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin. 2004/05 war er Gastprofessor am Wissenschaftszentrum für Sozialwissenschaften Berlin, 2001 Akademieprofessor an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Zuvor war er Gastdozent am Institut für Höhere Studien Wien. In der Vergangenheit beteiligte er sich an zahlreichen Forschungsprogrammen der DFG, der VW- und der Thyssenstiftung, leitete mehrere Arbeitsgruppen an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und erhielt zahlreiche Preise. Viele seiner Bücher gelten mittlerweile als Standardwerke, etwa „Die neuen Kriege", „Imperien" und „Die Deutschen und ihre Mythen", das 2009 mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet wurde. Weitere Publikationen: „Der Große Krieg", „Kriegssplitter. Die Evolution der Gewalt im 20. und 21. Jahrhundert" oder „Der Dreißigjährige Krieg. Europäische Katastrophe, deutsches Trauma 1618-1648".

2:23:32

Nach Carl Philipp Gottlieb von Clausewitz beginnt ein Krieg nicht mit dem Erobern, sondern erst mit der Verteidigung: Erobern hat nur das Besetzen, Verteidigen aber das Kämpfen zum unbedingten Zweck. Prof. Münkler wird zeigen, dass dies u.a. auch für den Krieg in der Ukraine gilt.
Historisch beginnen Kriege als organisierte Gewalt mit der neolithischen Revolution und dem Übergang zu Ackerbau und Viehzucht, als sich die Jäger- und Sammlergruppen nicht mehr aus dem Weg gehen konnten, ein sozio-ökonomischer Gegensatz entstanden war und die Gruppen, welche Vorräte angelegt hatten, ausgeraubt werden konnten.
Laut der frühen Texte spielte Frauenraub bei vielen Kriegen eine Rolle, um der Vermehrung willen, oder um die geraubten Frauen als Trophäe vorweisen zu können. Vergewaltigung ist bis heute trotz der kriegsrechtlichen Regelungen weiterhin ein immer wieder auftretender Faktor von Kriegsführung, wenngleich sicherlich kein Kriegsgrund. Hinzu kommt als genuin politisches Motiv die Kontrolle über Räume (Land und Meer), also der Aufbau von Machtkonstellationen, um eine Region zu beherrschen.
Kriegführung ist jedoch kostspielig, und so gab es seit dem 18. Jahrhundert die Vorstellung einer Abschaffung des Krieges. Dabei spielte zuletzt wirtschaftliche anstelle militärischer Macht eine große Rolle - aber das hat sich mit Putins Angriffskrieg auf die Ukraine als eine Vorstellung mit vielen Voraussetzungen erwiesen.

Prof. em. Dr. Herfried Münkler
war Professor für Politikwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin. 2004/05 war er Gastprofessor am Wissenschaftszentrum für Sozialwissenschaften Berlin, 2001 Akademieprofessor an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Zuvor war er Gastdozent am Institut für Höhere Studien Wien. In der Vergangenheit beteiligte er sich an zahlreichen Forschungsprogrammen der DFG, der VW- und der Thyssenstiftung, leitete mehrere Arbeitsgruppen an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und erhielt zahlreiche Preise. Viele seiner Bücher gelten mittlerweile als Standardwerke, etwa „Die neuen Kriege", „Imperien" und „Die Deutschen und ihre Mythen", das 2009 mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet wurde. Weitere Publikationen: „Der Große Krieg", „Kriegssplitter. Die Evolution der Gewalt im 20. und 21. Jahrhundert" oder „Der Dreißigjährige Krieg. Europäische Katastrophe, deutsches Trauma 1618-1648".

50:25

Gibt es eine transnationale Klasse aus Superreichen und Unternehmenschefs wirklich oder handelt es sich nur um einen Mythos? Michael Hartmanns Vortrag basiert auf der ersten umfassenden Studie zu den Wirtschaftseliten weltweit. Er hat die Karriereverläufe und Wohnorte der Topmanager der 1300 größten Unternehmen und der 1000 reichsten Menschen der Welt untersucht.

Insgesamt präsentiert er Daten über ca. 20.000 Personen. Sein Resümee ist eindeutig: Die globale Elite ist ein Mythos. Nur einer von acht Topmanagern kommt aus dem Ausland und über 90 Prozent der Milliardäre wohnen in ihrem Heimatland. Die eigene Sprache und Kultur spielt auch bei den Spitzenmanagern und Milliardären eine entscheidende Rolle bei der Wahl des Arbeitsplatzes und des Wohnorts. Das hat auch politische Bedeutung. Die politischen Einflussmöglichkeiten der größeren Staaten z.B. in der Steuerpolitik sind weit größer als gemeinhin angenommen.

Prof. em. Dr. Michael Hartmann

Der 1952 geborene Professor i.R. für Soziologie an der TU Darmstadt studierte Soziologie, Politikwissenschaft, Philosophie, Psychologie, Geschichte und Germanistik. Er promovierte 1979 und habilitierte kurz darauf im Jahre 1983. Eliten-, Management- und Hochschulforschung im internationalen Vergleich sind seine Schwerpunktthemen

Als Hitler und die Spitzen der Wehrmacht den Krieg gegen die Sowjetunion planten, hielten sie diesen Krieg bereits für gewonnen. Aus der Überzeugung heraus, im Herbst 1941 den europäischen Kontinent bis zum Ural ohne Einschränkung zu beherrschen, wurden beispiellose Massenverbrechen geplant. Dazu gehörte der Plan, die Nahrungsressourcen des besetzten Ostens rücksichtslos zugunsten des deutschen Volks auszubeuten. Von vornherein war dabei klar, dass als Folge „zig Millionen Menschen verhungern" würden. Weil der deutsche Angriff schon im Sommer 1941 stecken blieb, musste der Plan modifiziert und zumindest ein Teil der Menschen in den besetzten Gebieten so ernährt werden, dass sie arbeitsfähig blieben. Dennoch verhungerten Hunderttausende, vor allem in den großen Städten. Zu den Opfern zählten besonders die sowjetischen Kriegsgefangenen. Über drei Millionen, mehr als die Hälfte der etwa 5,7 Millionen, starben, die meisten verhungerten. Sie waren nach den Juden die größte Opfergruppe nationalsozialistischer Politik. Der Völkerrechtsgrundsatz, dass Kriegsgefangene menschlich zu behandeln sind, wurde verworfen. Ihr Schicksal unterschied sich fundamental von dem aller anderen Kriegsgefangenen, sie wurden ähnlich behandelt wie KZ-Häftlinge. Die geringfügigen Verbesserungen ihrer Behandlung waren ausschließlich von der Erkenntnis bestimmt, dass man ihre Arbeitskraft dringendst für die deutsche Rüstungsindustrie brauchte. Humanitäre Erwägungen spielten zu keinem Zeitpunkt eine Rolle.