03.07.2023

Eine neue Weltordnung - Prof. em. Dr. Herfried Münkler, 03.07.23

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    Die Vormacht der großen Fünf und ihr Zusammenwirken -

Die vor allem von den Europäern lancierte Friedensordnung einer wirtschaftlichen Verflechtung der großen Mächte und Blöcke mit entsprechenden wirtschaftlichen Abhängigkeiten ist gescheitert. Damit ist auch der Versuch dahin, das rhetorische Wir der Menschheit in einen handlungsfähigen Akteur zur Bearbeitung der großen Menschheitsaufgaben (Hunger im globalen Süden, Migration und Klimawandel) zu verwandeln. Wir werden es, so die Annahme, mit fünf Vormächten zu tun haben, die Koalitionen bilden, sich aber auch konfrontativ gegenüberstehen können und für die die genannten Herausforderungen eine Verhandlungssache sind, bei denen sie ihre sonstigen Interessen ins Spiel bringen. Einigungen werden schwieriger, Nichtregierungskoalitionen verlieren an Einfluss, und das Machtgleichgewicht wird eine 
größere Rolle spielen als die Menschheitsaufgaben.

Prof. em. Dr. Herfried Münkler
war Professor für Politikwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin. 2004/05 war er Gastprofessor am Wissenschaftszentrum für Sozialwissenschaften Berlin, 2001 Akademieprofessor an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Zuvor war er Gastdozent am Institut für Höhere Studien Wien. In der Vergangenheit beteiligte er sich an zahlreichen Forschungsprogrammen der DFG, der VW- und der Thyssenstiftung, leitete mehrere Arbeitsgruppen an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und erhielt zahlreiche Preise. Viele seiner Bücher gelten mittlerweile als Standardwerke, etwa „Die neuen Kriege", „Imperien" und „Die Deutschen und ihre Mythen", das 2009 mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet wurde. Weitere Publikationen: „Der Große Krieg", „Kriegssplitter. Die Evolution der Gewalt im 20. und 21. Jahrhundert" oder „Der Dreißigjährige Krieg. Europäische Katastrophe, deutsches Trauma 1618-1648".

Sprache (Ton)
Deutsch
Laufzeit
1h 54min 39s
Themen
Videoautoren

Erstellt: 02.09.2025 - 09:03  |  Geändert: 02.09.2025 - 09:03

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Spätestens seit dem Abzug westlicher Truppen aus Afghanistan und dem russischen Überfall auf die Ukraine wissen wir, dass die bislang geltende Ordnung an ihr Ende gekommen ist. Die Welt ist in Aufruhr. Doch wie wird sie sich neu sortieren, und wie wird sie im 21. Jahrhundert aussehen? Vor welchen Umwälzungen, Brüchen und Umbrüchen stehen wir?
Eine auf Werten und Normen fußende Weltordnung durchzusetzen, übersteigt die Fähigkeiten des Westens. Die USA, einst «Weltpolizist», befinden sich trotz internationalen Engagements auf dem Rückzug; die UN, der man diese Rolle ebenfalls zugedacht hatte, blockiert sich selbst. Und die Europäer sind schlicht nicht imstande, eine Weltordnung zu hüten. Eine prekäre, risikoreiche Lage, in der auch ein Blick in die Geschichte und auf frühere weltpolitische Konstellationen hilfreich ist, um Hinweise auf die künftige, sich jetzt herausbildende Ordnung zu erhalten.