Russland-Kontainer. Von Alexander Kluge

Nicht nur über eine derzeit umstrittene Pipeline, sondern auch über Jahrhunderte des Austauschs wie der Abstoßung waren und sind Rußland und Deutschland einander so fern wie verbunden. Die politische Gegenwart scheint kritisch, die Zeichen stehen auf Konflikt und Polarität.

In dieser Lage macht Alexander Kluge Rußland zum ausschließlichen Thema eines neuen Großbandes. In dezidiert poetischer Weise, nicht mit dem herrischen Willen zur Synthese, nähert er sich dem unermeßlichen Terrain des größten Landes der Erde und der Mehrzahl seiner Seelen. Ihm geht es um den "ungeknechteten" Stoff, der dem Leser und den Materialien "die Freiheit lässt zu atmen".

ISBN 978-3-518-42892-4     34,00 €  Portofrei     Bestellen

Diese Freiheit realisiert sich in polymorpher Darstellung: Aus dem historisch geprägten Blickwinkel deutscher Patrioten wie Humboldt und Kleist ebenso wie aus der erzählerischen Sicht eines Franz Kafka und eines Heiner Müller, aus der Perspektive der Bismarckschen Rückversicherungspolitik, aus der Faszination eines revolutionären Erneuerungsversuchs, aus den utopischen und heterotopischen Erwartungen des 20. und 21. Jahrhunderts, aber auch - und möglicherweise vor allem - aus der dezidiert weiblichen Empathie einer Swetlana Alexijewitsch und der Rußlandliebe seiner Schwester Alexandra: "In ihrem Auftrag schreibe ich dieses Buch."

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Inhaltsverzeichnis und Leseprobe des Verlags

Russland muss man immer mit „Sie“ anreden. Der Filmemacher Alexander Kluge sagt, man könne Russland nicht mit dem Blick eines „Beutejägers“ verstehen. Man müsse dem großen Nachbarn im Osten mit Respekt begegnen. Interview von Michael Maier mit Alexander Kluge → Berliner Zeitung 21.5.2020

Rußland, das Vaterland der Besonderheiten Eine Idee Kafkas Es gab einen Landvermesser (землемер), der Rußland vermessen wollte. Es ist aber ein Land voller Besonderheiten. Die Wege, Büsche und Sümpfe erhoben sich gegen den Kartographen. Die Orte begannen zu wandern. Zuletzt wurden die Vorräte an Skizzen, welche der Landvermesser anfertigte, immer größer. Die Stapel von Meßergebnissen im Verhältnis 1 : 300 000 erforderten die Lagerkapazität einer ganzen Gruppe von Scheunen. Von Alexander Kluge →  Volltext 18.05.2020

Wie Alexander Kluge Russland als fremden Kosmos erkundet. Eisenbahn, Napoleon, Ikonen, Elektrizität, Kosmologie: Alexander Kluge erforscht in seinem Buch "Russland-Kontainer" ein ganzes Universum an Realien und Bedeutungen. Und kann auch von einem Walfangschiff erzählen, auf dem Schafe geschlachtet wurden. → BR 02.05.2020

Der Autor:

Alexander Kluge, geboren 1932 in Halberstadt, ist Jurist und Filmemacher; als sein wichtigstes Werk aber sieht er seine Bücher. »Wenn ich im Jahre 2015 schreibe, liegen die kommenden fünfzehn Jahre unseres Jahrhunderts schon vor meinen Augen. Insgesamt ergibt sich damit, da ich 1932 geboren wurde, eine Chronik über rund hundert Jahre.« Für sein Werk erhielt er viele Preise, darunter den Georg-Büchner-Preis, den Theodor-W.-Adorno-Preis und zuletzt, 2014, den Heinrich-Heine-Preis der Stadt Düsseldorf. »Ich bin und bleibe in erster Linie ein Buchautor, auch wenn ich Filme hergestellt habe oder Fernsehmagazine. Das liegt daran, daß Bücher Geduld haben und warten können, da das Wort die einzige Aufbewahrungsform menschlicher Erfahrung darstellt, die von der Zeit unabhängig ist und nicht in den Lebensläufen einzelner Menschen eingekerkert bleibt. Die Bücher sind ein großzügiges Medium und ich trauere noch heute, wenn ich daran denke, daß die Bibliothek in Alexandria verbrannte. Ich fühle in mir eine spontane Lust, die Bücher neu zu schreiben, die damals untergingen.« Alexander Kluge (Dankesrede zum Heinrich-Böll-Preis, 1993)

Alexander Kluge auf Wikipedia

 

Erstellt: 18.05.2020 - 09:00  |  Geändert: 02.12.2020 - 17:56

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