Im Wirtschaftskrieg
Die Sanktionspolitik des Westens und ihre Folgen: Das Beispiel Russland
Die Instrumente eines Wirtschaftskrieges sind zahlreich. Sie reichen von Sanktionen gegen Personen, Unternehmen und ganze Branchen über Embargos, Blockaden und Boykottmaßnahmen bis zu physischen Angriffen auf Infrastruktureinrichtungen. Washington und Brüssel haben im März 2014 damit begonnen, russische Bürger und Firmen auf schwarze Listen zu setzen. Was anfangs als Bestrafung für die Abspaltung der Krim von der Ukraine gedacht war, wurde später mit der Durchsetzung westlicher Werte argumentiert. Seit Februar 2022 befindet sich der Westen im großen Wirtschaftskrieg mit Russland.
Allerdings stand auch die Sowjetunion bereits ab 1948 (bis Mitte der 1990er-Jahre) unter einem scharfen westlichen Embargo-Regime; damals ging es darum, den Kommunismus einzudämmen.
Ein Blick in die Geschichte westlicher Sanktionspolitik zeigt, wie konstant dieses Instrument zur Durchsetzung geo- und wirtschaftspolitischer Interessen im Einsatz ist. Nach Großbritannien übernahmen die USA diesbezüglich die Führungsrolle, wobei ihnen die EU um nichts nachsteht. Neben dem Kampf gegen Russland werden im vorliegenden Buch auch die westlichen Sanktionsregime gegen Kuba, Nordkorea, Jugoslawien, den Irak und Iran behandelt.
Der Wirtschaftskrieg gegen Moskau hat eine bis dahin nicht gekannte Dimension erreicht. Einfrieren, Beschlagnahmen und Diebstahl russischen Eigentums sind zu einer gängigen Praxis geworden. Moskau reagiert entsprechend. In der Welt außerhalb der transatlantischen Blase kann man einen Vertrauensverlust in die von Washington und Brüssel dominierten Institutionen beobachten. Eine Entwestlichung des eurasischen Raumes und des Globalen Südens ist die Folge.
→ Auszug aus dem Buch bei tkp.at
AUSZUG: Washingtons langer Kampf gegen russische Energie für Europa: US-Regierungen versuchen bereits seit Jahrzehnten, Öl- und Gasgeschäfte zwischen Russland und Deutschland zu verhindern. Weil deutsche und andere europäische Politiker sich früher gegen diese Übergriffe wehrten, kamen die Projekte trotzdem zustande. Heute ist das anders. Die Bundesregierung hatte bereits vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine Washingtons Position übernommen und die Inbetriebnahme von Nord Stream 2 verhindert. Der österreichische Historiker Hannes Hofbauer blickt in seinem neuen Buch „Im Wirtschaftskrieg“ auf die westliche Sanktionspolitik gegen Russland und auch auf den Kampf um Energiegeschäfte. Multipolar veröffentlicht Auszüge daraus. Multipolar Magazin 08.01.2025
„Im Wirtschaftskrieg“ – ein neues Buch über die Sanktionspolitik des Westens gegen Russland und den Rest der Welt. Insgesamt 14 Sanktionspakete hat die Europäische Union (EU) seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs gegen Russland verhängt. Wir wollen „Russland ruinieren“, sagte Außenministerin Annalena Baerbock seinerzeit. Heute zeigt sich jedoch, die Sanktionen schaden den sanktionierenden Ländern mehr als dem sanktionierten. Denn während die russische Wirtschaft weiter wächst, befindet sich die deutsche im freien Fall. Vor allem das Ende der billigen Energieversorgung aus Russland setzt den hiesigen Unternehmen zu. All dies hätte man in Brüssel und Berlin wissen können, hätte man die Erfahrungen bisheriger „Wirtschaftskriege“ ausgewertet. Eine Rezension von Thomas Trares. Nachdenkseiten 14.11.2024
»Die USA und die EU haben sich einen Gegner ausgesucht, den sie wirtschaftlich nicht ruinieren können« - Russland sollte unter den Sanktionen der USA und der EU leiden – tut es aber offenbar nicht. Das Sanktionsregime ist nicht nur gescheitert – es ist auch völkerrechtswidrig. Roberto De Lapuente hat mit Hannes Hofbauer gesprochen. → Overton Magazin 29.10.2024
AUSZUG: Das Sanktionen-Eigentor: Deutschland ist der große Verlierer des Handelskriegs gegen Russland. Während das Zielland die Angriffe gut pariert hat, stehen die USA als lachender Dritter da. Man kann ja geteilter Meinung darüber sein, ob Putin und Russland wegen ihrer „Sonderoperation“ auf ukrainischem Territorium eine Abreibung „verdient“ hätten. Sicher ist aber: Wenn Sanktionen auch nur den geringsten Sinn machen sollen, müssen sie dem sanktionierten Land Schaden zufügen, nicht dem sanktionierenden. Dies ist bei den neueren Russlandsanktionen seit Anfang 2022 aber keineswegs der Fall. Im Gegenteil: Deutschlands Wirtschaft liegt, auch infolge der hohen Energiepreise, am Boden. Andere europäische Länder beklagen, dass die ehemalige „Wirtschaftslokomotive“ Deutschland die Gemeinschaft mit sich in den Abgrund ziehe. Die Folgen der Sanktionen in Russland sind andere — und gerade Russlandkritiker dürften darüber nicht begeistert sein. In dem großen Land hat sich infolge der Auseinandersetzung mit der Ukraine und dem Westen eine neue nationale Identitätspolitik etabliert. Die russische Wirtschaft setzt erfolgreich auf Eigenständigkeit und die Herauslösung aus internationalen Abhängigkeiten. Wie Hannes Hofbauer in seinem neuen Buch anhand vieler Beispiele illustriert, waren Sanktionen in der Weltpolitik überhaupt nur selten eine gute Idee. → NachDenkSeiten 23.10.2023
Der Autor:
Hannes Hofbauer, geboren 1955 in Wien, studierte Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Publizist und Verleger. Von ihm sind zum Thema erschienen: „Feindbild Russland. Geschichte einer Dämonisierung“ (2016) und „Zensur. Publikationsverbote im Spiegel der Geschichte“ (2022).
Erstellt: 01.10.2024 - 08:24 | Geändert: 26.03.2025 - 15:58