Deutsche Politik: Die straflosen vier Prozent und ihre Katastrophen
Dass in Deutschland Vermögen und Lebenschancen sehr ungleich verteilt sind, dürfte mittlerweile bekannt sein. Dass es noch dazu ununterbrochen von Menschen aus demselben kleinen Bevölkerungssegment regiert wird, allerdings weniger. Jüngst wurde es wieder einmal bestätigt: Die deutschen Eliten rekrutieren sich seit 150 Jahren aus denselben 4 Prozent der Bevölkerung. Der neueste Aufsatz des Soziologen Michael Hartmann, der sein gesamtes berufliches Leben dieser Frage gewidmet hat, hat das wieder einmal bestätigt, und kurz – ein, zwei Tage lang – schaffte es diese Information auch in die Medien.
In diesen 150 Jahren ist einiges passiert in der deutschen Geschichte; ganz nebenbei beispielsweise die Beteiligung eben dieser Eliten an einigen der größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte. Da ist die Familiengeschichte eines Friedrich Merz oder einer Annalena Baerbock keine Ausnahme, sondern gewissermaßen die unvermeidliche Folge dieser weitgehend geschlossenen Zirkel. Von Dagmar Henn RT Deutsch 11 Juli 2025
Mehr Kontinuität als Wandel – Die deutschen Eliten vom Kaiserreich bis heute von Michael Hartmann
A B H A N D L U N G: Berliner Journal für Soziologie https://doi.org/10.1007/s11609-025-00557-4
Zusammenfassung Für Autoren wie Ralf Dahrendorf und Wolfgang Schluchter war die Analyse der Eliten zentral für jede Gesellschaftsanalyse: Sie zeige, ob die Gesellschaft ihrem Anspruch einer Leistungsgesellschaft tatsächlich gerecht werde. Der vorliegende Aufsatz geht dieser Frage anhand der sozialen Rekrutierung der deutschen Eliten in den letzten eineinhalb Jahrhunderten nach, vom Kaiserreich bis heute. Die knapp 2400 Elitemitglieder umfassende Recherche zeigt, dass die soziale Mobilität insgesamt weit geringer ausfällt, als man angesichts des langen Zeitraums erwarten würde. Michael Hartmann Angenommen: Berliner Journal für Soziologie Angenommen 2. Juni 2025