Ende der Zeitzeugenschaft?
Über den Umgang mit Zeugnissen von Überlebenden der NS-Verfolgung

Nur noch wenige Überlebende der NS-Herrschaft können aus eigener Erfahrung sprechen - aber bedeutet das auch das Ende der Zeitzeugenschaft?
Das Ende einer Ära zeichnet sich ab, der Ära des unmittelbaren Zeugnisablegens all jener, die den nationalsozialistischen Terror er- und überlebt haben. Was bleibt, sind literarische Zeugnisse und Videointerviews - sowie die Frage danach, wie wir in Zukunft mit dieser Erbschaft umgehen wollen.
Grund genug, den Blick auf die Geschichte der Zeitzeugenschaft seit 1945 zu richten und die komplexe Beziehung zwischen Zeitzeug:innen und Interviewer:innen, Medium und Gesellschaft zu erkunden. Wie kann mit dieser Erbschaft verantwortungsvoll umgegangen werden? Wie mit der Tatsache, dass wir den Erzählungen ebenso kritisch begegnen müssen wie allen anderen historischen Quellen?
Der Band gibt Einblicke in den Stand der Debatten über das Erbe der Zeitzeugenschaft sowie in die Wanderausstellung »Ende der Zeitzeugenschaft?«, die bereits an verschiedenen Orten zur Reflexion des Umgangs mit diesem Vermächtnis angeregt hat. Wissenschaftliche Beiträge in diesem Band präsentieren einen Querschnitt durch die Erforschung und durch die Praxis der Arbeit mit Erinnerungsberichten und Interviews von Überlebenden - mit Blick auf die Frage, wie eine Zukunft ohne die lebenden Zeitzeuginnen und Zeitzeugen sich gestalten könnte.
Über die Wanderausstellung, die auch zu buchen ist. jm-hohenems.at
Das Buch und weitere Zeitzeugen-Dokumente bei der Gedenkstätte Deutscher Widerstand. AGGB-Katalog
REZENSION: In dem von ihm und Norbert Frei herausgegebenen Sammelband „Die Geburt des Zeitzeugen nach 1945“ forderte Martin Sabrow 2012 von der Geschichtswissenschaft, „über die sich oft lautlos und hinterrücks verändernden Rahmenbedingungen des gesellschaftlichen Gesprächs über die Vergangenheit nachzudenken, die dem Zeitzeugen nach 1945 seinen beispiellosen Aufstieg beschert haben“.1 Seitdem ist in der Forschung viel passiert2, und auch Museen und Gedenkstätten nehmen sich des Themas explizit an.3 Die Wanderausstellung „Ende der Zeitzeugenschaft?“ macht diesen Aushandlungsprozess nun einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich. Von Julia Roos H / Soz / Kult 13.07.2024
Ausstellung: Zeitzeugenschaft? Ein Erinnerungslabor: Allerorten wird das Ende der Zeitzeug:innenschaft beschworen, verhandelt und diskutiert, werden 3D-Filme von Überlebenden der Shoah erstellt oder die letzten Überlebenden, fast einhundertjährig oder bereits darüber, vorsichtig auf Stühlen platziert und ebenso vorsichtig auf Bühnen befragt. Die seit 2019 tourende Wanderausstellung Ende der Zeitzeugenschaft? Über den Umgang mit Zeugnissen von Überlebenden der NS-Verfolgung entstand als Kooperation des Jüdischen
Museums Hohenems und der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg (...). [PDF-Download] Von Susanne Urban MEDAON
Erstellt: 21.07.2025 - 06:08 | Geändert: 21.07.2025 - 06:58