Denker der Dekolonisation
Zur Aktualität von Frantz Fanon

Frantz Fanon (1925–1961) hat mit seinem Buch »Die Verdammten dieser Erde« 1961 einen Klassiker der radikalen politischen Theorie geschrieben, der von Befreiungsbewegungen aus dem globalen Süden ebenso wie von der Studierendenbewegung in den westlichen Metropolen als »Bibel der Dekolonisierung« begeistert aufgenommen wurde.

Philipp Dorestal rekonstruiert Fanons Gedankengebäude und zeigt dessen inneren Zusammenhang unter Rückgriff auf bisher auf Deutsch noch nicht vorliegende Schriften zu Psychiatrie und Politik auf. 

ISBN 978-3-320-02431-4 1. Auflage 10.06.2025 18,00 € Portofrei Bestellen (Buch | Softcover)

Fanon entwickelte, so wird in Dorestals Buch deutlich, eine originelle materialistische Theorie von Rassismus, kolonialer Entfremdung und der politischen Dimension von Begehren, die sich in enger Auseinandersetzung mit, aber auch in Abgrenzung zu Denker:innen wie Hegel, Marx, Sartre, de Beauvoir und Césaire formte.

Fanon schuf so eine unorthodoxe Form des Marxismus, der die Gegebenheiten des globalen Südens unter der Kolonialherrschaft zu denken versucht und Fragen aufwarf, die auch heute noch von großer Aktualität sind.

Denker:innen aus dem Umfeld der postkolonialen Theorie konzentrierten sich hingegen auf den »frühen Fanon« und lasen dessen Erstlingswerk »Schwarze Haut, weiße Masken« (1952) als innovative Theorie des Rassismus, vernachlässigten darüber aber den »aktivistischen« Fanon.

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Inhaltsverzeichnis

LIVE: Denker der Dekolonisation: Zur Aktualität von Frantz Fanon: «linksbündig»-Buchpremiere. Minu Haschemi Yekani im Gespräch mit Philipp Dorestal. Rosa-Luxemburg-Stiftung 12.07.2025, 18 Uhr

Den Autor vor der Interpretation schützen: Philipp Dorestal hat eine historisch-kritische Einführung in das Werk Frantz Fanons vorgelegt: Frantz Fanon gehört zu den meistdiskutierten Autor*innen der letzten Jahrzehnte. Der martinikanische Psychiater, Aktivist und Theoretiker der antikolonialen Revolution erhitzt gerade in Deutschland immer wieder die Gemüter – weniger auf Grundlage seiner tatsächlichen Texte, vielmehr durch seine Rezeption und Interpretation in immer neuen Wellen. Seit der späten Publikation seiner psychiatrischen und kürzerer politischer sowie literarischer Texte im Jahr 2015 wird Fanon im französisch- und englischsprachigen Raum wieder neu entdeckt. [hinter der Bezahlschranke] Von Robert Heinze analyse & kritik 17.06.2025

Denker der Dekolonisation. Zur Aktualität von Frantz Fanon.
Rosa-Luxemburg-Stiftung YouTube (12.07.2025)

Philipp Dorestal studierte Geschichte und Philosophie an der Freien Universität Berlin, der Université Paris Nanterre und der Universität Hamburg. Er arbeitet zur Geschichte der African Americans, zu postkolonialer Theorie und zur politischen Philosophie des 20. Jahrhunderts. 

Frantz Fanon, geboren 1925 in Martinique, kämpfte als junger Mann im Zweiten Weltkrieg gegen die Achsenmächte und studierte anschließend Medizin und Philosophie in Lyon. Er arbeitete im Anschluss erst als Leiter einer Psychiatrie, danach für die Nationale Befreiungsfront in Algerien. Von der Négritude-Bewegung, der er zunächst anhing, trennte er sich, da ihm deren Forderungen nicht weit genug gingen. 1961 starb er an Leukämie.

Wikipedia (DE): Frantz Fanon

Erstellt: 28.06.2025 - 10:25  |  Geändert: 26.07.2025 - 08:30