Unter deutscher Besatzung
Europa 1939-1945
Von Norwegen bis Griechenland, von Frankreich bis in die Sowjetunion - Wie lebten die Menschen unter deutscher Besatzung?
Auf dem Höhepunkt der deutschen Machtentfaltung im Zweiten Weltkrieg lebten von Norwegen bis Griechenland und von Frankreich bis in die Sowjetunion 230 Millionen Menschen unter deutscher Herrschaft. Sie alle mussten sich mit den Besatzern arrangieren und machten Erfahrungen, die bis heute nachwirken.
In ihrem Alltagsleben, am Arbeitsplatz, im Umgang mit Behörden und Militärs. Und jeder Kontakt mit den Besatzern konnte in Gewalt umschlagen. Tatjana Tönsmeyer hat die erste Geschichte des deutsch besetzten Europas geschrieben, die die Perspektive der Besetzten und nicht der Besatzer einnimmt - und legt damit ein dunkles Erbe frei, das unterschwellig immer noch im Verhältnis der europäischen Nachbarn zu Deutschland präsent ist.
Das deutsch besetzte Europa reichte von Nordnorwegen bis zu den griechischen Mittelmeerinseln und von der französischen Atlantikküste bis zu Gebieten weit im Inneren der Sowjetunion. Millionen von Menschen erlebten tiefe Einschnitte in ihrem Lebensalltag, in ihrer Wohnsituation, in ihrer Versorgungslage und an ihrem Arbeitsplatz. Die deutschen Besatzer erließen neue Regeln, spalteten die Gesellschaften und schufen eine Atmosphäre, in der Gewaltanwendung immer eine Option darstellte - vor allem für die Jüdinnen und Juden, die zusätzlich einer genozidalen Verfolgung ausgesetzt waren. Die zivilen Opfer überstiegen in den besetzten Gebieten die Zahl der toten Soldaten. Gleichzeitig waren die Besetzten keine homogene Masse passiver Opfer. Sie hatten Handlungsoptionen, die sie nutzen konnten, um sich zu verweigern - oder sich den Besatzern anzudienen. Tatjana Tönsmeyer zeigt eindrücklich, wie die deutsche Besatzung das Leben von Millionen Europäerinnen und Europäern veränderte, und was es bedeutet, unter einer Besatzungsherrschaft zu leben. Eine Erfahrung, die vor dem Hintergrund der russischen Besatzung großer Gebiete der Ukraine von bedrückender Aktualität ist.
"Was 230 Millionen Menschen unter deutscher Besatzung erlitten haben, ist heute noch schmerzhaft relevant." Raphael Gross
- Eine erschütternde Tour d'Horizon durchs deutsch besetzte Europa
- Tatjana Tönsmeyer beleuchtet das Alltagsleben unter deutscher Besatzung:
- Wie wohnte man?
- Wie verschaffte man sich Essen?
- Wie war die Verwaltung organisiert?
- Eine aufschlussreiche Gegenüberstellung von Geschichte und Geschichten
- Das dunkle Erbe, das bis heute im Verhältnis der europäischen Nachbarn zu Deutschland präsent ist
Angst und Unterdrückung: ukrainische Besatzungserfahrungen - Die russische Okkupation hat fatale Auswirkungen auf Sicherheit und Alltag der Menschen, doch aufgrund der russischen Zensur dringen nur selten Informationen an die Öffentlichkeit. Die Realität der Besatzung ist von Gewalt, Kontrolle und einem Klima der Angst geprägt, erklärt die Historikerin Tatjana Tönsmeyer – und bezieht auch Deutschland als ehemalige Besatzungsmacht in ihre Überlegungen mit ein. Eine Analyse von Tatjana Tönsmeyer → ukraineverstehen.de 29. Jan 2024
Tatjana Tönsmeyer: „Unter deutscher Besatzung“ - 230 Millionen Menschen lebten während des Zweiten Weltkriegs unter deutscher Besatzung – dies auf dem Höhepunkt der Macht der Nationalsozialisten. In Frankreich, Griechenland, der Sowjetunion oder Norwegen mussten die Menschen sich mit dem NS-Regime arrangieren, sich wegducken, Überlebensstrategien entwickeln. Die Historikerin Tatjana Tönsmeyer dokumentiert in einem umfangreichen Buch, wie dieses Regime das Leben von Millionen Europäerinnen und Europäern veränderte. [Podcast 19:43] Von Otto Langels Deutschlandfunk 20. Oktober 2024
Wie das NS-Regime das Leben von Millionen Europäern veränderte. [Skript zur obigen Hörfunkproduktion] Von Otto Langels → Deutschlandfunk 20.10.2014
Geschichte Europas - Unter deutscher Besatzung: Europa 1939-1945. Dies ist eine Auftragsproduktion für den C.H. Beck Verlag mit Prof. Dr. Tatjana Tönsmeyer. [Podcast 1 Std. 3 Min.] mit Quellenlinks und Verknüpfungen zu anderen Audio-Produktionen zu erwähnten Büchern. → Geschichte Europas auf Podigee 12.10.2024
Tatjana Tönsmeyer: Das europäische Erbe der NS-Besatzungsherrschaft - Geschichte ist Gegenwart! Weiße Flecken in der Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg. Welche Alltagserfahrungen machten Millionen von Menschen in Ost- und Westeuropa während des Zweiten Weltkriegs unter deutscher Besatzung? Wie wird in Deutschland heute an die Besatzungsgeschichte weiter Teile Europas erinnert und welches Potenzial bietet das Thema für die Verständigung mit den ehemals besetzten Ländern? Darüber spricht die Historikerin Tatjana Tönsmeyer im Gedenkjahr 2020 im History & Politics Podcast. [Podcast 34 Min.] → Körber-Stiftung 26. Nov 2020
Begriffliche und konzeptionelle Überlegungen zur Erfahrungsgeschichte des Alltags unter deutscher Besatzung im Zweiten Weltkrieg: Als das Deutsche Reich am 8. Mai 1945 kapitulierte, waren in Europa Schätzungen zufolge 36,5 Millionen Tote aufgrund von direkten Kriegseinwirkungen zu beklagen, wobei mehr als die Hälfte, mindestens 19 Millionen, Zivilist/innen waren, darunter auch die sechs Millionen Opfer der Shoah. Der Kontinent lag buchstäblich in Schutt und Asche; allein in der Sowjetunion waren 25 Millionen Menschen obdachlos. Außerdem hatten mehr als 10 Millionen Menschen für die deutsche Kriegswirtschaft Zwangsarbeit leisten müssen. Selbst die, die überlebt hatten und von Zwangsarbeit verschont geblieben waren, hatten vielfach Jahre katastrophaler Versorgung und existenziellen Mangels erlebt. Was die aggregierten Zahlen verdecken: Jede/r Überlebende hatte eine persönliche Geschichte aus den Besatzungsjahren zu erzählen – und sie handelten fast alle von Leid und Schmerz infolge von Ausbeutung und Verfolgung, von Gewalt, Demütigung, Angst und Verlust. [PDF. ARCHIV-VERSION Dokserver des Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam e.V.] Von Tatjana Tönsmeyer Zeitgeschichte Digital 18.12.2015
Die Autorin:
TATJANA TÖNSMEYER ist Professorin für Neuere und Neueste Geschichte an der Bergischen Universität Wuppertal und Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Beiräte. Sie hat über viele Jahre ein internationales Forschungsprojekt zum Alltagsleben unter deutscher Besatzung geleitet, aus dem unter anderem eine mehrbändige Quellenedition hervorgegangen ist sowie das Online-Portal "Societies under German Occupation".
Erstellt: 15.10.2024 - 07:27 | Geändert: 15.10.2024 - 14:55