SRF Kultur Sternstunden (Medienpräsenz)

Kulturschaffende oder Professorinnen werden von Veranstaltungen ausgeschlossen, prominente Persönlichkeiten im Netz mit Häme übergossen, Firmen mithilfe orchestrierter Shitstorms zum Einlenken gezwungen: Marginalisierte Gruppen verschaffen sich unter dem Hashtag #CancelCulture Gehör und fordern den Boykott von Personen, die ihrer Ansicht nach andere beleidigt oder diskriminiert haben. Handelt es sich dabei um Einzelfälle in einer medial hochgekochten Debatte? Oder haben wir es hier mit einer eigentlichen Kultur des «Mundtotmachens» zu tun, die zu einer Verengung des Meinungskorridors führt? Redefreiheit gehört genauso wie Kritikfähigkeit unbestritten zu einer offenen Gesellschaft. Haben wir verlernt, konstruktiv Kritik zu üben oder müssen wir vielmehr lernen, neue Formen der Kritik anzuerkennen? Barbara Bleisch und Wolfram Eilenberger diskutieren am Philosophischen Stammtisch mit Franziska Schutzbach, Soziologin und Genderforscherin, und Ijoma Mangold, Philosoph und Literaturkritiker bei der «ZEIT».

Die indische Schriftstellerin und Sozialaktivistin Arundhati Roy kämpft mit spitzer Feder für Aussenseiter und gegen Unterdrückung. Im Gespräch mit Yves Bossart verrät sie, warum sie Angst hat um ihr Land und was der Westen von der grössten Demokratie der Welt lernen kann.

Der hemmungslose Hedonismus scheint derzeit eher zu schwächeln. Konjunktur haben hingegen «Dry January», Diäten und das beinharte Eisbad. Oder sind solche Formen der Askese und Selbstkasteiung Ausdruck eines neuen Hedonismus, einem, für den sich keiner zu schämen braucht?

Themen in dieser Folge:
00:00 Warum schrecken Menschen vor der Lust zurück?
08:18 Haben wir die hedonistische Lust am Leben verloren?
21:33 In welchen Bereichen haben wir es heute vor allem mit Scham zu tun?
24:40 Warum brüsten sich Privilegierte plötzlich mit Scham?
36:03 Wie entsteht Scham?
50:27 Sollte Scham die Seite wechseln?

58:10

Juli Zeh ist Bestsellerautorin und nimmt als öffentliche Intellektuelle kein Blatt vor den Mund, etwa wenn sie gegen weitere Waffenlieferungen in die Ukraine oder die pauschale Verunglimpfung von AfD-Wählenden plädiert. Barbara Bleisch trifft die Schriftstellerin zum Gespräch.

Themen in dieser Folge:
00:00 Wie blickt Juli Zeh auf die aktuelle Weltlage?
19:05 Plädiert sie immer noch dafür, keine schweren Waffen an die Ukraine zu liefern?
26:02 Wie steht es nach der Wahl um die Demokratie in Deutschland?
38:20 Schafft Literatur Verständnis für die gegenteilige Position?

Juli Zeh gilt als eine der erfolgreichsten Schriftstellerinnen Deutschlands. Ihre Romane werden in über 35 Sprachen übersetzt, die Gesamtauflage beträgt mehrere Millionen, die Liste der Literaturpreise ist lang. Kein Wunder, denn praktisch immer thematisiert die promovierte Juristin und ehrenamtliche Verfassungsrichterin in ihren Geschichten drängende politische Fragen wie die Spaltung der Gesellschaft, den Umgang mit Rechtsradikalen oder die Frage der Überwachung. Nicht selten nimmt sie Problemlagen vorweg, die den politischen Diskurs der Zukunft bestimmen. Dabei zeigt sie sich gern auch streitlustig und kritisiert die Überheblichkeit der urbanen Bildungselite, die AfD-Wählende als unbelehrbare Dumpfbacken abstempeln und über die Hinterwäldler auf dem Land frotzeln. Die gebürtige Bonnerin lebt selbst seit vielen Jahren in einem 300-Seelendorf in Brandenburg im ehemaligen Ostdeutschland. 
Barbara Bleisch spricht mit der Schriftstellerin über die politische Grosswetterlage und fragt, vor welchen Herausforderungen die westlichen Demokratien angesichts des Erstarkens autokratischer Kräfte stehen und wie sie resilient zu machen sind.


Sternstunde Philosophie vom 09.03.2025