Das andere Geschlecht
Sitte und Sexus der Frau

Das berühmte Standardwerk von Simone de Beauvoir. Die universelle Standortbestimmung der Frau, die aus jahrtausendealter Abhängigkeit von männlicher Vorherrschaft ausgebrochen ist, hat nichts an Gültigkeit eingebüßt.
Die Scharfsichtigkeit der grundlegenden Analyse tritt in der Neuübersetzung noch deutlicher hervor.
Das andere Geschlecht - Auf den Spuren von Simone de Beauvoir: Simone de Beauvoirs Essay "Le deuxième sexe" (dt. "Das andere Geschlecht", 1949) wurde durch sein Engagement für Gleichberechtigung, Unabhängigkeit der Frau und sexuelle Freiheit zur "Bibel" des Feminismus. Wie wirkt die Schrift heute weiter? Bedeutende feministische Forscherinnen unseres Jahrhunderts versuchen eine kritische Neulektüre des bahnbrechenden Werkes: 1949 rief Simone de Beauvoirs (1908-1986) Essay „Das andere Geschlecht. Sitte und Sexus der Frau“ einen riesigen Skandal hervor – und wurde zum weltweiten Bestseller. Erstmals hinterfragt eine Philosophin und Schriftstellerin darin die Stellung der Frau in einer von Männern beherrschten Gesellschaft. Vor allem die tabulosen Beschreibungen von Mutterschaft, Sexualität und Abtreibung wirkten für damalige Verhältnisse schockierend. Es ist zugleich ein tausendseitiges Plädoyer für Gleichberechtigung, weibliche Unabhängigkeit und Sittenlockerung. Aber wie reifte dieses bahnbrechende Werk in Simone de Beauvoir heran? Entscheidende Impulse zur Ausarbeitung ihres berühmten Essays empfing die damals 39-Jährige im Jahr 1947, auf einer Vortragsreise durch die USA: Vier Monate lang beobachtete sie die Haltungen junger US-Amerikanerinnen auf dem Universitätsgelände und staunte über die Fügsamkeit der verheirateten Frauen.
Auf dieser Reise begann sie auch eine Liebesbeziehung zu dem Chicagoer Schriftsteller Nelson Algren, der ihr sein Land nahebrachte. Entsetzt über die brutale Rassentrennung, verglich sie die Lage der Schwarzen unter der weißen Vorherrschaft mit der Situation der Frauen unter der männlichen Dominanz – ohne allerdings den doppelten Opferstatus der afroamerikanischen Frauen ausreichend zu reflektieren. Heute werden Grundrechte wie die körperliche Selbstbestimmung der Frau erneut infrage gestellt; de Beauvoirs Überlegungen scheinen aktueller denn je. Ihr Schlüsselsatz „Man kommt nicht als Frau zur Welt, man wird es“ nahm die aktuelle Gender-Forschung vorweg. Der Dokumentarfilm „Das andere Geschlecht – auf den Spuren von Simone de Beauvoir“ führt in der Art einer Initiationsreise an die für das Buch inspirierenden Orte. Bedeutende feministische Forscherinnen kommentieren einzelne Reisestationen: Judith Butler, Laure Murat, Silvia Federici, Kellie Carter Jackson, Caitlin Keliiaa und Françoise Vergès. Bei ihrer kritischen Neulektüre setzen sie sich mit Aktualität und Grenzen des Buches auseinander, das bis heute vielfältige Denkanstöße bietet. [Video 1:32:17, Verfügbar bis zum 13/10/2025] ARTE 2024
REZENSION: (...) Hauptthesen: Man wird nicht als Frau geboren – man wird während des Lebens zur Frau gemacht. In der Gesellschaft werden Frauen nur als Frauen wahrgenommen, wenn sie gewisse Kriterien erfüllen, die als weiblich gelten. Der Mann hingegen ist in der allgemeinen Wahrnehmung und in seiner Selbstwahrnehmung immer Subjekt; das Wesentliche, das Normale, während die Frau immer «das Andere» ist; Objekt ist. Und durch die Abgrenzung davon, definiert sich der Mann. das da unten 29.02.2020
Unterdrückung und Solidarität: «Ich habe lange gezögert ein Buch über die Frau zu schreiben.» Mit diesem überraschenden Satz beginnt de Beauvoirs Buch Le deuxième sexe. Relativ bekannt ist der Satz, mit welchem der zweite Band beginnt: «On ne naît pas une femme, on le devient.» Die Lektüre offenbart einerseits wie angenehm unaufgeregt und sachlich sich de Beauvoir dem Thema widmet und andererseits wieviele ihrer Erkenntnisse ins feministische Allgemeinwissen übergegangen sind. De Beauvoir beginnt damit, dass sie zunächst die biologischen Unterschiede der Geschlechter, freilich besonders die Biologie der Frau untersucht, ohne daraus übereilte Schlüsse einer mutmasslichen Über- oder Unterlegenheit des einen oder anderen Geschlechtes zu ziehen. (Die ganze biologische Thematik scheint seltsamerweise im gegenwärtigen Diskurs, zumindest im akademischen, keine Rolle mehr zu spielen. Während die angeblich natürliche Bestimmung der Frau zum Mutterdasein im rechten Diskurs eine um so grössere Rolle spielt.) Kritik an der Psychoanalyse und dem Marxschen Materialismus Im Anschluss daran unterzieht sie sowohl die Psychoanalyse als auch den marxistischen Materialismus einer treffenden Kritik: (...) Von Untergrundblättle 22.10.2019
Die Autorin:
Simone de 'Beauvoir wurde am 9.1.1908 in Paris geboren. Ihre ursprünglich wohlhabenden Eltern lebten nach dem Ersten Weltkrieg aufgrund von Fehlspekulationen unter wenig üppigen Verhältnissen in der Rue de Rennes. Mit fünfeinhalb Jahren kam Simone an das katholische Mädcheninstitut, den Cours Désir, Rue Jacob; als Musterschülerin legte sie dort den Baccalauréat, das französische Abitur, ab. 1925/26 studierte sie französische Philologie am Institut Sainte-Marie in Neuilly und Mathematik am Institut Catholique, bevor sie 1926/27 die Sorbonne bezog, um Philosophie zu studieren. 1928 erhielt sie die Licence, schrieb eine Diplomarbeit über Leibnitz, legte gemeinsam mit Merleau-Ponty und Lévi-Strauss ihre Probezeit als Lehramtskandidatin am Lycée Janson-de-Sailly ab und bereitete sich an der Sorbonne und der École Normale Supérieure auf die Agrégation in Philosophie vor. In ihrem letzten Studienjahr lernte sie dort eine Reihe später berühmt gewordener Schriftsteller kennen, darunter Jean-Paul Sartre, ihren Lebensgefährten seit jener Zeit. 1932-1936 unterrichtete sie zunächst in Rouen und bis 1943 dann am Lycée Molière und Camille Sée in Paris.
Danach zog sie sich aus dem Schulleben zurück, um sich ganz der schriftstellerischen Arbeit zu widmen. Zusammen mit Sartre hat Simone de Beauvoir am politischen und gesellschaftlichen Geschehen ihrer Zeit stets aktiv teilgenommen. Sie hat sich, insbesondere seit Gründung des MLF (Mouvement de Libération des Femmes) 1970, stark in der französischen Frauenbewegung engagiert. 1971 unterzeichnete sie das französische Manifest zur Abtreibung. 1974 wurde sie Präsidentin der Partei für Frauenrechte, schlug allerdings die «Légion d'Honneur» aus, die ihr Mitterrand angetragen hatte. Am 14.4.1986 ist sie, 78-jährig, im Hospital Cochin gestorben. Sie wurde neben Sartre auf dem Friedhof Montparnasse beigesetzt.
Die Übersetzer/innen:
Uli Aumüller übersetzt u. a. Siri Hustvedt, Jeffrey Eugenides, Jean Paul Sartre, Albert Camus und Milan Kundera. Für ihre Übersetzungen erhielt sie den Paul-Celan-Preis und den Jane-Scatcherd-Preis.
Grete Osterwald, geboren 1947, lebt als freie Übersetzerin aus dem Englischen und Französischen in Frankfurt am Main. Sie wurde für ihre Arbeit mehrmals ausgezeichnet, zuletzt 2017 mit dem Jane Scatcherd-Preis. Zu den von ihr übersetzten Autorinnen und Autoren zählen Siri Hustvedt, Alfred Jarry, Anka Muhlstein, Jacques Chessex sowie Nicole Krauss, Jeffrey Eugenides und Elliot Perlman.
Eva Rechel-Mertens auf Wikipedia
Fritz Montfort wurde 1892 in Zell im Wiesental geboren und wirkte in Heidelberg als Übersetzer, u.a. von Flug nach Arras von Antoine de Saint-Exupéry.
Erstellt: 13.03.2025 - 08:50 | Geändert: 14.03.2025 - 10:45