Schauen und Strafen
"Nach 9/11" und "Gegen Lynchen" (2 Teile)

Dieses Bundle enthält die beiden Bände von Linda Hentschels Studie »Schauen und Strafen«: Band 1: »Schauen und Strafen. Nach 9/11«, erschienen im Juli 2020 und Band 2: »Schauen und Strafen. Gegen Lynchen«, erschienen im März 2021.
Das erste Buch zur Visualität von Krieg und Terror umfasst die Zeitspanne der terroristischen Anschläge in New York 2001, der anschließenden Militärinvasionen in Afghanistan und Irak, der Folterungen in Abu Ghraib 2004 bis zur Tötung Osama Bin Ladens 2011. Das zweite Buch zieht die historischen Linien der Lynchfotografie in den USA zwischen 1880 und 1950 nach und kontextualisiert sie erstmals mit einer visuellen Kulturgeschichte des Melodramas.
Band 1:
In diesem ersten Band verknüpft die Autorin in je einzelnen Kapiteln philosophische Positionen zu Macht, Gewalt und Kritik von Jacques Derrida, Michel Foucault, Judith Butler, Emmanuel Levinas und anderen mit aktuellen Kunst- und Bildtheorien zu Kriegsdarstellungen. In Zeiten, in denen Menschen gefoltert, vergewaltigt, enthauptet, erschossen werden, damit Bilder davon zirkulieren und Karikaturen Leben kosten, steht eine Ethik des Visuellen im Zentrum der Diskussionen um politische Handlungsfähigkeit.In »Schauen und Strafen« geht es nicht nur um ethische und ästhetische Erniedrigungen in Bildern, sondern vor allem durch Bilder. Die Autorin richtet deshalb die Aufmerksamkeit sowohl auf explizite Darstellungen von Gewalt als auch auf die strukturelle Gewalt des westlichen Repräsentationssystems mit seinen sozialen Zirkulations- und Gebrauchsweisen und vor allem Betrachter_innenpositionen.
Band 2:
Die grausame Ermordung von Afroamerikanern im Dienste der sogenannten weißen Suprematie, ihre zu Spektakeln herangewachsene Vollstreckung, vor allem aber ihr Festhalten, Vervielfältigen und Zirkulieren auf Fotografien waren keineswegs Nischen vormoderner Zeiten, sondern, so hart dies klingt, ein integraler Bestandteil der visuellen Kultur in den USA des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts.Diese Wechselwirkungen sind zu finden im frühen Sexfilm, in Minstrel Shows und im Blackface-Theater, bei Onkel Tom-Bühnenaufführungen, in der Fotografie des Amerikanischen Bürgerkrieges wie auch in den Anfängen des narrativen Kinos - maßgeblich geprägt durch das rassistische Epos »The Birth of a Nation« von David Wark Griffith (1915).
REZENSION: Bilder grausam gefolterter, verletzter, leidender, sterbender und toter Körper zirkulierten im Kontext des so genannten War on Terror, der den Anschlägen vom 11. September 2001 folgte, durch die Medien. Sie bilden den Gegenstand von Linda Hentschels Stu-die Schauen und Strafen. Nach 9/11, in der sie sich der Dekade nach den Anschlägen bis zur Tötung Osama Bin Ladens im Jahr 2011 zuwendet. Unter anderem anhand der Folterbilder aus Abu Ghraib, Enthauptungsvideos, den Tötungen von Uday und Qusay Hussein oder der Exekution von Saddam Hussein – um nur einige Beispiele zu nennen – untersucht sie die visuellen Politiken, in die diese verstrickt sind. [PDF] Von Lena Radtke FKW // ZEITSCHRIFT FÜR GESCHLECHTERFORSCHUNG UND VISUELLE KULTUR NR. 69 // APRIL 2021
Ungehorsame Bildbetrachtung: In Schauen und Strafen. Nach 9/11, dem ersten Teil ihres mehrbändigen Projekts, möchte die Kunst- und Kulturwissenschaftlerin Linda Hentschel der westlichen „Medienpolitik der Immunisierung“ (S. 33) eine „Ethik der Verletzbarkeit“ (S. 129) entgegensetzen, die sich durch eine Praxis des „ungehorsamen Sehens“ realisieren lasse. In vier Essays, die auch unabhängig voneinander gelesen werden können, untersucht Hentschel, unter welchen Umständen Bilder von Folter und anderen Formen grausamer Gewalt selbst als Bestandteile von Folter- und Tötungspraktiken zu verstehen sind, wie sich die gezeigten Erniedrigungen durch das Anschauen der Bilder fortsetzen und wie der bildvermittelten Gewalt mittels einer verantwortungsvollen, kritischen Praxis des Betrachtens Einhalt geboten werden könnte. Von anderen in der deutschsprachigen Bildwissenschaft verorteten Studien der letzten Jahre, die einen ähnlichen Fokus auf die Bildpolitiken des Terrorismus gelegt haben,[1] hebt sich Hentschel ab, indem sie statt der Umstände der Bildproduktion und der als Handlungen begriffenen „Bildoperationen“ die „Gegentechniken der Bildrezeption“ (S. 17) in den Blick nimmt. Zudem wählt sie einen dezidiert philosophischen Zugang, mit dem sie eher an französische Bildtheorien anknüpft. Von Nina Franz Soziopolis 17.03.2021
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Die Autorin
Linda Hentschel ist Kunst- und Kulturwissenschaftlerin. Sie studierte Kunstgeschichte, Kulturwissenschaften und Romanistik in Marburg und Montpellier. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind die Geschichte der optischen Medien und der visuellen Wahrnehmung, Foto- und Filmtheorie, Medien und Gewalt sowie Kulturwissenschaftliche Geschlechterforschung. Nach Stationen u.a. an der Universität der Künste Berlin, der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig sowie der Humboldt-Universität zu Berlin ist sie seit 2015 Professorin für Kunstbezogene Theorie an der Kunsthochschule Mainz an der Johannes Gutenberg-Universität. https://kunsthochschule-mainz.de/kunsthochschule/lehre/kunstbezogene-theorie/prof-dr-linda-hentschel/
Erstellt: 18.01.2025 - 09:51 | Geändert: 18.01.2025 - 10:26