A Man's Job
Eine jüdische Amerikanerin träumte vom Sozialismus - Wiederentdeckung einer unbeugsamen Autorin.
Diese erstaunliche Geschichte über die Frauen, die während des Zweiten Weltkrieges die Jobs der Männer übernehmen, um das gesellschaftliche Leben aufrechtzuerhalten, basiert auf wahren Hintergründen - die Autorin selbst war eine von ihnen.
Worauf beruht eigentlich die uralte Vorstellung von der Überlegenheit der Männer?, fragen sich die jungen Frauen hier am Bahnhof von Port Empire, New Jersey, USA. Anstelle ihrer abwesenden Männer, Brüder und Söhne sind sie es, die den Eisenbahnverkehr am Laufen halten. Argwöhnisch werden sie von den verbliebenen männlichen Kollegen empfangen. Ihnen werden die am schlechtesten bezahlten Fahrten angedreht und spezielle Dienstvorschriften aufgezwungen, die nichts als Schikane sind. Und dann werden die Schaffnerinnen auch noch gegeneinander ausgespielt.
Die vorliegende Neuübersetzung folgt dem Originalmanuskript und wird ergänzt um einen biographischen Essay von Carolin Würfel, Autorin des Bestsellers »Drei Frauen träumten vom Sozialismus: Maxie Wander, Brigitte Reimann, Christa Wolf«.
Kein »American Sweetheart« – Auszug aus dem Nachwort von Carolin Würfel. → Die andere Bibliothek / ein Aufbau-Verlag
Einstieg der Frauen - Als Frauen im Zweiten Weltkrieg die Arbeit der Männer übernahmen. Edith Andersons bissiger Eisenbahnerinnenroman »A Man’s Job« (1956) ist ein Juwel der Emanzipationsliteratur: Port Empire, New Jersey im Juni 1943. Die USA sind im Krieg gegen Nazi-Deutschland, den Unternehmen gehen die Arbeiter aus. Während ihre Brüder und Ehemänner fern der Heimat ihre Körper dem Faschismus entgegenwerfen, lauschen acht junge Frauen im Schulungsraum einer großen Eisenbahngesellschaft den Ausführungen des Ausbilders. Von Heike Karen Runge Jungle.World 01.08.2024
„Wenn sie uns eins aufs Kinn geben, holen wir aus und schlagen zurück.“ Als nach dem Überfall auf Pearl Harbor die USA im Dezember 1941 in den Zweiten Weltkrieg eintritt, werden Millionen amerikanischer Männer für den Dienst in der Armee einberufen und rekrutiert. Fortan fehlen sie in entscheidenden Bereichen. Ihre Stellen nehmen fortan Frauen ein. Nicht nur in der Rüstungsindustrie, sondern beispielsweise auch bei der Eisenbahn. Über dieses besondere Kapitel amerikanischer Geschichte hat die in New York geborene Journalistin und Autorin Edith Anderson (1915-1999) einen Roman geschrieben, der 1956 erstaunlicherweise in Übersetzung erstmals in der DDR erschien und nun in einer Neuausgabe und -übersetzung wiederentdeckt werden kann. → Zeichen & Zeiten 09.05.2024
Kommunistische Eisenbahnerin Edith Anderson zog der Liebe wegen 1947 aus den USA über Paris in die DDR. Dort wurde sie zur gefeierten Schriftstellerin. „Du bist ja völlig gerädert, Schwester!“, brüllt der Schaffner in Edith Andersons A Man’s Job, „geh nach Hause.“ Aber die Protagonistin Toby braucht das Geld. Wie müde sie auch war nach 18 Stunden Arbeit, sie musste sich für den nächsten Einsatz eintragen lassen. Im Büro des Fahrdienstleiters herrschte wie immer ein solches Gedränge, dass es aussichtslos schien. Sie hört eine junge Schaffnerin flehen: „Jennings! Ach, Jennings, bitte! Bitte, Jennings! Ich will doch nur acht Stunden! Nicht zehn! Nur acht! Bitte, Jennings, ich sterbe (…) Ich hab die ganze Woche ohne jedes bisschen Schlaf gearbeitet.“ [hinter der Bezahlschranke] Von Irmtraud Gutschke der Freitag 15.03.2024
Die Autorin:
Die jüdisch-amerikanische Journalistin Edith Anderson (1915–1999) begegnete 1943 in New York dem deutschen Exilanten Max Schröder. Als dieser nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges nach Ostberlin ging, verließ sie, die vom Sozialismus träumte, das antikommunistische Amerika und folgte ihrem Ehemann in die spätere DDR. Auch in der Wahlheimat blieb sie eine eigensinnige und unabhängige Denkerin, die sich als Journalistin, Autorin und Herausgeberin einen Namen machte. »A Man's Job« (1956) ist ihr Romandebüt.
→ Edith Anderson auf Wikipedia
Die Übersetzer:
Max Schroeder (1900–1958), 1933 bis 1945 im Exil u. a. in Paris und New York, war später Cheflektor im Ostberliner Aufbau-Verlag und Vermittler der Exilliteratur.
Otto Wilck (1927–1990) hat große amerikanische Klassiker übersetzt, darunter Texte von Mark Twain, Upton Sinclair und Jack Kerouac.
Hans-Christian Oeser, geboren 1950 in Wiesbaden, ist literarischer Übersetzer, Herausgeber, Reisebuchautor, Publizist, Redakteur und Sprecher. Er hat zahlreiche Klassiker ins Deutsche übertragen, darunter Mark Twains Autobiographie. Zahlreiche Auszeichnungen, u. a. »Heinrich Maria Ledig-Rowohlt«-Preis, Helmut-M.-Braem-Übersetzerpreis und Straelener Übersetzerpreis.
Mit Beitrag von:
Carolin Würfel, geboren 1986, ist freie Autorin und Journalistin. Zuletzt erschien ihr Bestseller »Drei Frauen träumten vom Sozialismus: Maxie Wander, Brigitte Reimann, Christa Wolf« (2022).
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actu&tactu ist ein Zwei-Personen-Designstudio mit Sitz in Leipzig und Hannover. Seit 2017 entwickeln die Gründerinnen Aileen Dietrich und Carlotta Weiser Gestaltungskonzepte für Bücher, Cover, Editorials, (Editorial-)Illustrationen und visuelle Identitäten. Zu den Kund*innen zählen neben Verlagen auch viele Stiftungen, NGOs und Vereine aus den Bereichen politische Bildung und Medien. Darüber hinaus ist actu&tactu unter anderem interdisziplinär in den Feldern Animation, Webdesign und Comics aktiv.
Erstellt: 02.11.2024 - 09:36 | Geändert: 02.11.2024 - 09:56