GegenStandpunkt 3-24. Politische Vierteljahreszeitschrift. Hrsg. Gegenstandpunkt Verlag München
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Entsprechend wird mit den materiellen Schwierigkeiten umgegangen, in die die russische Militärmacht unter Inkaufnahme gigantischer eigener Schäden den Vorposten westlicher Freiheit bombt, weil auch für Moskau selbstverständlich ist, dass die eigenen Menschen und sonstigen Ressourcen für die Behauptung der Staatsmacht da sind. Die westlich-ukrainische Lösung aller Kriegsprobleme heißt Kriegseskalation, inzwischen auch in jede russische Provinz, die in Reichweite liegt.
Bedenken selbst der patriotischsten Art werden entweder ignoriert oder als Helfershelfertum für den Aggressor Putin mit der üblichen Hetze belegt. Es gibt keine Alternative zum Sieg über Russland, entsprechend tut der Westen so, als ob er den schon in der Tasche hätte: Beschlagnahmte russische Staatsgelder werden für Abschlagszahlungen auf die bei Sieg fälligen Reparationen benutzt. Mit den Gepflogenheiten des internationalen Eigentumsschutzes – ansonsten der wirkliche Höchstwert aller werte- und regelbasierten Weltordnung – ist das zwar nicht so ganz zu vereinbaren. Aber diese Ordnung ist eben nur so viel wert, wie sie ihren Garantiemächten die Ausnahmestellung sichert, die sie gegen Russlands gewaltsame Selbstbehauptung als gleichrangige Macht verteidigen.
Zeitgleich schlägt ein anderer Vorposten westlicher Freiheit und Sicherheit gegen eine Welt von Feinden weiter in einer Weise um sich, wie es sich für die Freiheit und Sicherheit einer respektablen Macht gehört: Israel lässt für seinen Vernichtungskrieg gegen die Hamas jeden Tag Palästinenser sterben und im Gaza keinen Stein auf dem anderen. Zugleich ist es längst in höherer Mission aktiv: Seinen Anti-Hamas-Ausrottungsfeldzug behandelt es inzwischen als bloß einen Abschnitt in einem regionalen Mehrfrontenkrieg. Es setzt seine Freiheit und Sicherheit nicht mehr nur mit der erfolgreichen Abschreckung, sondern mit der Vernichtung aller seiner Gegner in der Region gleich.
Konsequent treibt es daher die Konfrontation mit seinem Hauptfeind, der gegnerischen Regionalmacht Iran immer direkter voran – für alle Fälle hat Israel ja seine Atombomben. Mit dem so provozierten Szenario eines „Flächenbrands“ erzwingt Israel zugleich das Engagement der noch ganz anders nuklear bestückten Weltmacht Amerika. So verleiht Israel mit seinem ausgreifenden Sicherheitsanspruch als unangreifbare Vormacht im Nahen Osten dem regionalen Krieg zugleich ein Moment von Weltkrieg.
Artikel in dieser Ausgabe: →
→ Der Ukraine-Krieg: Das fünfte Halbjahr
→ Orbáns „Friedensmission“ und eine „Hochrangige Konferenz zum Frieden in der Ukraine“. Gegensätzliche diplomatische Klarstellungen zum Frieden in Europa
- Gipfel zum 75-jährigen Bestehen der NATO
NATOisierung des Ukraine-Kriegs und Europäisierung der NATO
- Die nächste Runde Eskalation im Wirtschaftskrieg: Der Westen macht die Russische Föderation mit ihrem ausländischen Staatsvermögen haftbar für die weitere militärische Ertüchtigung ihres ukrainischen Kriegsgegners
- „Al-Aqsa-Flut“ und „Eiserne Schwerter“ – eine Zwischenbilanz
→ Zur Reform der Bürgergeldreform
→ Claus Weselsky. „Deutschlands radikalster Gewerkschafter“ geht in den Ruhestand
- Eine amerikanische Gewerkschaft kämpft um Anerkennung Konkurrierende Auskünfte zur Frage: Was ist, was braucht ein hard-working American?
- Ein heißer Wahlkampfsommer in den USA: Was muss ein amerikanischer Präsident können und sein?
Erstellt: 21.10.2024 - 09:08 | Geändert: 21.10.2024 - 16:11