Der Fall Colonia Dignidad
Zum Umgang bundesdeutscher Außenpolitik und Justiz mit Menschenrechtsverletzungen 1961-2020
Der Fall Colonia Dignidad ist eines der dunkelsten Kapitel der bundesdeutschen Geschichte und bis heute in großen Teilen nicht aufgearbeitet. In der von deutschen Staatsbürgern in Chile gegründeten Siedlung wurde zwischen 1961 und 2005 missbraucht, misshandelt, gefoltert und gemordet. Medien und Menschenrechtsorganisationen berichteten früh darüber, das Auswärtige Amt und die bundesdeutsche Justiz schritten jedoch nicht ein. Jan Stehle hat hierzu in umfangreichen Recherchen Primärquellen aus Behörden- und Privatarchiven erschlossen.
Er rekonstruiert detailliert die Verbrechen sowie das respektive Behördenverhalten und legt die Mitverantwortung von Bundesbehörden für die schweren Menschenrechtsverletzungen der Colonia Dignidad offen.
Colonia Dignidad – Kein Ort der Trauer und Mahnung. Die Siedlung, in der heute rund 120 Personen leben, und die sich inzwischen Villa Baviera nennt, floriert mit einem Tourismusbetrieb im bayerischen Stil. Gäste kommen vor allem wegen des guten Essens, der frischen Luft und der Ruhe an dem idyllisch am Fuß der Anden gelegenen Ort. Eine Gedenkstätte oder ein Dokumentationszentrum gibt es bis heute nicht. Von Ute Löhning → Nachrichtenpool Lateinamerika 18.04.2023
Schleppende Aufarbeitung. Am 18.4. wollen die deutsche und chilenische Regierung in Berlin über die Aufarbeitung der Verbrechen der deutschen "Colonia Dignidad" sprechen. Es geht dabei um die Errichtung eines Gedenkortes. Die Planungen wurden immer wieder blockiert. → Weltspiegel 16.04.2023
»Eines der größten Menschenrechtsverbrechen unter deutscher Beteiligung« Bundesratspräsident Bodo Ramelow besucht das Gelände der ehemaligen Sekte Colonia Dignidad in Chile, wo Hunderte missbraucht und getötet wurden. Forscher Jan Stehle fordert mehr deutsches Engagement bei der Aufarbeitung. Ein Interview von Martin Knobbe → Spiegel 14.10.2022
Colonia Dignidad und deutsche Justiz: kein Wille zur Aufklärung. Von Jan Stehle → Telepolis 08.11.2021
Weitere Pressestimmen:
O-Ton: »Eines der größten Menschenrechtsverbrechen unter deutscher Beteiligung« - Jan Stehle im Interview bei Spiegel online am 14.10.2022.
»Ein Standardwerk, das Beste, was es zum Thema gibt.« Robert Lessmann, lateinamerika anders, 2 (2022)
»Der Autor liefert die bisher genaueste Analyse zur (Mit-)Verantwortung deutscher und chilenischer Institutionen für die in jener deutschen Sektensiedlung in Chile begangenen Verbrechen.« www.npla.de, 14.03.2022
»Jan Stehle hat [...] alles verfügbare Wissen über den bundesdeutschen Umgang mit diesem Jahrhundertverbrechen zusammengestellt und die Frage nach der Verantwortung gestellt.« Gaby Küppers, ila, 453 (2022)
»Jan Stehle hat [...] ein fundiert recherchiertes und zugleich äußerst politisches Buch vorgelegt. Dank seiner über 12-jährigen hartnäckigen Recherche ist er ein zentraler Akteur jener Aufarbeitungsgeschichte, die er beschreibt, und dürfte damit selbst in spätere Geschichtsbücher eingehen.« Frank Bösch, H-Soz-u-Kult, 24.02.2022
»Jan Stehles Buch bietet einen sehr guten Überblick über die Ereignisse, eine enorme Datenbasis und einen Ausgangspunkt für weitere Recherchen.« Ute Löhning, Amnesty Journal, 19.01.2022
»Die Schilderung dieses vermutlich größten Justiz- und Politikskandals der hiesigen Nachkriegsgeschichte hinterlässt Grusel und Wut. Ein realer Kriminalfall auf ca. 600 Seiten, faktenreich mit vielen Belegen und Zitaten.« www.links-lesen.de, 15.01.2022
»Jan Stehles nun veröffentlichte Dissertation leistet den bislang weitestgehenden Beitrag zur Aufarbeitung der Geschichte der Colonia Dignidad, der dort begangenen Verbrechen sowie der Mitverantwortung staatlicher Institutionen. Es ist das Referenzwerk, auf das sich weitere Forschungen und Analysen stützen können.« Ute Löhning, neues deutschland, 19.12.2021
»Jan Stehle beschreibt das pseudoreligiöse Zwangssystem des Paul Schäfer in Chile akribisch und arbeitet heraus, warum sich kaum eine Behörde in Deutschland um die Verbrechen in der Colonia Dignidad kümmerte - bis heute.« Peter Burghardt, Süddeutsche Zeitung, 28.11.2021
»Ein ebenso beeindruckendes wie bedrückendes Buch. Die ungeheure Stofffülle, die Jan Stehle hier in langjähriger Kleinarbeit zusammengetragen hat, macht es zu einem Nachschlagewerk für alle, die an diesem beschämenden Kapitel bundesdeutscher Geschichte näher interessiert sind.« Rainer Huhle, NMRZ, 24.11.2021
»Jan Stehle hat mit Der Fall Colonia Dignidad eines der finstersten Kapitel deutscher Außenpolitik offengelegt.« Paul Welch Guerra, Lateinamerikanachrichten, 569/570 (2021)
Die Colonia Dignidad auf Wikipedia
→ Weiteres zur Colonia Dignidad
Der Autor:
Jan Stehle, geb. 1974, lebt in Berlin, wo er am Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika (FDCL) tätig ist. Der Politikwissenschaftler, Ökonom und Menschenrechtsaktivist forscht seit Jahren zum Thema Colonia Dignidad und setzt sich auf verschiedenen Ebenen für die Aufarbeitung der dort begangenen Verbrechen ein.
Im Stich gelassen: Die Opfer der Colonia Dignidad |
ARD-Mediathek → tagesschau Youtube 12.08.2021
Erstellt: 23.10.2023 - 18:10 | Geändert: 17.07.2024 - 08:20