Bittere Orangen
Ein neues Gesicht der Sklaverei in Europa. Überarbeitete Neuausgabe

Viele Menschen aus afrikanischen Ländern, die ihre Hoffnung auf ein freies Leben in Europa gesetzt hatten, sind nie aus Italien herausgekommen. Sie stecken fest in einer neuen Sackgasse: den süditalienischen Orangenplantagen. Ohne Papiere und ohne Rechte, offen verachtet von der Bevölkerung, untergebracht in Slums und fern jeder medizinischer Versorgung, pflücken sie 12 Stunden am Tag Orangen.
Gilles Reckinger ist immer wieder nach Rosarno, eine kleine Stadt in Italiens Stiefelspitze, gereist, um die Arbeits- und Lebensbedingungen der migrantischen Erntehelfer zu dokumentieren. In vielen Gesprächen ist er den Menschen nahe gekommen, die festgesetzt sind in extremer Prekarisierung ohne jede Option. Nicht einmal die auf Rückkehr in ihr Herkunftsland.
Auf Lampedusa hat man sie an Land gehen sehen, erschöpft und traumatisiert von der Flucht. Viele der Menschen aus afrikanischen Ländern, die ihre Hoffnung auf ein freies Leben in Europa gesetzt hatten, sind nie aus Italien herausgekommen. Sie stecken fest in einer neuen Sackgasse: den süditalienischen Orangenplantagen. Während ihrer Asylverfahren stehen Geflüchtete in Italien ohne Papiere und ohne Rechte buchstäblich auf der Straße. Die nahen Plantagen sind oft ihre einzige Chance auf einen Job. Offen verachtet von der Bevölkerung, untergebracht in Slums und fern jeder medizinischer Versorgung pflücken sie 12 Stunden am Tag Orangen. Für 150 Euro im Monat - sofern sie das Glück haben, morgens auf dem "Arbeitsstrich" aufgelesen zu werden.
Ein neues Gesicht der Sklaverei in Europa. Aufrüttelnde Dokumentation über afrikanische Erntearbeiter in Süditalien.Für die Neuausgabe seines viel beachteten Buches ist er Jahre später nach Rosarno zurückgekehrt.
Aktualisierte und erweiterte Neuausgabe mit vielen Fotos und Einbettung in die neusten politischen Entwicklungen.
INTERVIEW: Hungerlöhne und katastrophale Lebensbedingungen: In der süditalienischen Zitrusfrüchteproduktion arbeiteten überwiegend afrikanische Migranten unter erschütternden Verhältnissen, sagte der Ethnologe Gilles Reckingers im Dlf. In seinem neuen Buch beschreibt er seine jahrelangen Beobachtungen vor Ort. Gilles Reckinger im Gespräch mit Tanya Lieske Deutschlandfunk 01.08.2018
Pressestimmen
„Reckinger schaut hin, wo Europa wegschaut. Und er lässt jene Menschen zu Wort kommen, die sonst keine Stimme im öffentlichen Diskurs haben." Marie-Sophie Adeoso / Frankfurter Rundschau
„Ein berührendes und bestürzendes Buch, das nachwirkt" Asyl aktuell
„Mit seinen teils sehr persönlichen Schilderungen erreicht Gilles Reckinger, dass der Orangensaft oder die preisgünstige Mandarine, die wir im Supermarkt kaufen, tatsächlich bitter schmecken." Ralf Leonhard / welt-sichten
„Gilles Reckinger ist in den Slums zu Gast und bringt etwas mit, das die Menschen dort selten erleben: echtes Interesse." Radio Ö1
Der Autor
Prof. Dr. Gilles Reckinger, geboren 1978 in Luxemburg, ist Europäischer Ethnologe mit dem Arbeitsschwerpunkt Migration, Prekarität und Europäisches Grenzregime. Sein Buch „Lampedusa" (Peter Hammer Verlag, 2013) erhielt den „Bruno Kreisky Preis für das politische Buch" und stand auf der Shortlist für den „Opus Primum" der Volkswagenstiftung. Gilles Reckinger lebt in Innsbruck und Esch-sur-Alzette/Luxemburg.
Erstellt: 07.01.2019 - 08:30 | Geändert: 22.03.2025 - 09:27