Die Leute von Oetimu
Eine garantiert wahre Geschichte aus Timor

Sergeant Ipi, der junge (und einzige) Dorfpolizist, übt seine Autorität nicht immer gewaltfrei aus. Doch heute hat er alle Männer von Oetimu eingeladen, um am einzigen Fernseher des Dorfes das Finale der Fußball-WM 1998 zu schauen. Er hat etwas zu feiern, nämlich seine Verlobung mit der schönen Silvy - eine Ankündigung, die alle Anwesenden in tiefes Unglück und sofortiges Besäufnis stürzt. Der Abend endet jedoch nicht nur für sie sehr anders als erwartet.

ISBN 978-3-96054-370-1 02.09.2024 25,00 € Portofrei Bestellen

Die mitreißende Geschichte, die sich nun entspinnt, führt mitten hinein in die von Umstürzen und Gewalt geprägte Geschichte Timors nach Ende der Kolonialzeit: Ipis Mutter Laura, deren Eltern bis 1975 Teil der portugiesischen Kolonialverwaltung in Osttimor waren, wird als junge Frau im Bürgerkrieg verhaftet und gefoltert. Sie entkommt und gelangt nach Oetimu, wo sie von Am Siki aufgenommen wird, einem allgemein verehrten Helden, der während der japanischen Besatzung ein Arbeitslager niedergebrannt haben soll und auf gutem Fuß mit den Ahnen steht. Auch Martin Kabiti lebt in Oetimu, als früherer pro-indonesischer Offizier war er verantwortlich für Massaker an der Bevölkerung Osttimors. Silvy hingegen ist ziemlich plötzlich im Dorf aufgetaucht. Dass sie von jemand anderem schwanger ist, weiß auch ihr Zukünftiger Ipi nicht ...

Geprägt von der mündlichen Erzähltradition Timors, strotzt der Roman vor satirischem Witz und komischen Überzeichnungen und erzählt leichtfüßig von Gewalt und Menschlichkeit am Rande des indonesischen Archipels.

Mehr Infos

Inhaltsverzeichnis und Leseprobe

INTERVIEW: Die Geschichte Timors – Über „Die Leute von Oetimu“ von Felix K. Nesi: Wie erzählt man von Timor – einer Insel, in der sich hunderte Jahre Weltgeschichte widerspiegeln? Wie findet eine Übersetzerin umgangssprachliche Entsprechungen beim Übertragen vom Indonesischen ins Deutsche? Und wie klingt eigentlich die Sprache Uab Meto? Darüber spricht Sonja Hartl mit Sabine Müller, die Felix K. Nesis „Die Leute von Oetimu“ aus dem Indonesischen ins Deutsche übersetzt hat, und Katharina Borchardt, Expertin für Literatur aus Südostasien. [Podcast 45 Min.] LitProm auf Podigee 10.12.2024

REZENSION: Ein preisgekrönter Roman aus Indonesien: Felix K. Nesi zeichnet ein fabelhaftes Panorama der Insel Timor und ihrer Menschen: Selbst innerhalb Indonesiens kommt es selten vor, dass eine literarische Stimme aus Timor, der Insel am östlichen Rand des Inselstaates, Gehör findet. Doch der Timorese Felix K. Nesi hat mit seinem Debüt einen Nerv getroffen. Ihm gelang mit "Die Leute von Oetimu" ein Überraschungserfolg, der sofort mit den Literaturpreisen des Landes ausgezeichnet wurde. Von Mareike Ilsemann WDR 09.11.2024

Fußball, Liebe und Krieg in Timor: Felix K. Nesi erzählt vor dem Hintergrund des Bürgerkriegs in Timor von jener Nacht im Jahr 1998 als Brasilien nicht Weltmeister wurde und gibt einen tiefen Einblick in ein von Korruption und Machtmissbrauch gebeuteltes nachkoloniales Land. Das Buch sollte ein Ort auf der literarischen Landkarte werden, findet unsere Rezensentin. Es gibt nur sehr wenige Romane aus Indonesien, die auf Deutsch erschienen sind. Über das riesige Land mit seinen zahllosen Inseln, Sprachen und Kulturen und seiner jahrhundertelan- gen Kolonialgeschichte weiß man hierzulande ohnehin wenig; und auch nicht, dass die deut- sche Südsee-Kolonie unmittelbar an die damalige Kolonie Niederländisch-Indien grenzte. Bei der Lektüre des Romans von Felix Nesi hilft es, nicht nur das äußerst hilfreiche Nachwort schon vorher zu kennen; und vielleicht ein bisschen mehr Nachhilfe in indonesischer Geschichte zu neh- men [Podcast 6:37 und Skript] Von Katharina Döbler Deutschlandfunk Kultur 29.10.2024

Weitere Pressestimmen

»Es wird viel gestorben, geliebt, gelitten in diesem schrecken- und lebensvollen Roman: Er ist grausam und sexuell explizit; er ist von wunderbar schräger Komik in seinen Alltagsszenen; er ist voller Zorn; und er ist bei alledem sehr nah an seinen leidenden und liebenden Figuren, den strohdummen wie den weisen, den Speichelleckern wie den Rebellen. Oetimu erfüllt alle Voraussetzungen, um ein Ort auf der literarischen Weltkarte zu werden, wie Faulkners Yoknapatawpha oder García Márquez’ Macondo. Wer ihn nicht betreten hat, hat etwas versäumt.« Katharina Döbler, Deutschlandfunk Kultur 

»Sprechende Palmen, übergroße Penisse, und ein brasilianischer Fußballstar, der plötzlich keinen Biss mehr hat. Komische Episoden und Überzeichnungen wechseln sich mit Erzählungen über Krieg und Gewalt ab. (…) ›Die Leute von Oetimu‹ bietet ein Leseabenteuer mit Anklängen an den magischen Realismus und eine Reise durch die Geschichte Timors, ohne dass man selbst den Fuß in ein Flugzeug setzen muss.« Mareike Ilsemann, WDR 5 

»Felix Nesi beschreibt teils drastisch Repressionen, Vergewaltigungen, willkürliche Tötungen. Trotzdem ist der Ton nicht nur von Schwere getragen. Denn Nesi bedient sich meisterlich der oralen Fabulierkunst mit humorvollen Passagen.« Angelo Algieri, Buchkultur

Der Autor

Felix K. Nesi wurde 1988 im Dorf Nesam-Insana, Westtimor, geboren. Er studierte Psychologie und hat zur Versklavung von Menschen aus Timor durch den niederländischen Kolonialstaat geforscht. Er ist Mitbegründer der Komunitas Leko, die sich für Alphabetisierung einsetzt, sowie einer Buchhandlung, einer Bibliothek und eines Literaturfestivals in Westtimor. Nesi schreibt Romane, Kurzgeschichten und Lyrik. Beim Makassar International Writers’ Festival 2015 wurde er als Emerging Writer ausgezeichnet. »Die Leute von Oetimu« gewann 2018 den Literaturwettbewerb des Kunstrats Jakarta als Bester Roman des Jahres und wurde 2021 mit dem Literaturpreis des indonesischen Ministeriums für Bildung und Kultur ausgezeichnet. 2022 war Felix K. Nesi Writer in Residence an der Universität von Iowa.

Übersetzung und Nachwort

Sabine Müller studierte Ethnologie, Malaiologie und Soziologie an der Universität Köln sowie Indonesisch an der Universitas Gadjah Mada in Yogyakarta, Indonesien. Sie war Dozentin an der Politeknik Cimahi, Westjava, sowie Projektkoordinatorin am Goethe-Institut Bandung und Jakarta. Sie lebt in Köln und arbeitet freiberuflich als Übersetzerin für Indonesisch und Englisch. Projektbezogen in Kooperation u.a. mit dem Goethe-Institut und der Frankfurter Buchmesse setzt sie sich dafür ein, Übersetzungsaktivitäten und (indonesische) Literatur sichtbarer zu machen. Ihre Übersetzungen aus dem Indonesischen umfassen Romane, Kurzgeschichten und Theaterstücke.

Remote Video URL

Felix K. Nesi »Die Leute von Oetimu«
11.11.2024 | Literaturhaus Berlin YouTube (11.11.2024)

Erstellt: 11.12.2024 - 07:06  |  Geändert: 11.12.2024 - 07:56

Autoren