Kerkerjahre. Als Geiseln der uruguayischen Militärdiktatur. Von Mauricio Rosencof und Eleuterio Fernández Huidobro

Als die Militärs im Jahr 1973 in dem kleinen Land am Río de la Plata putschten, war Uruguay der Staat mit der prozentual höchsten Zahl politischer Gefangener weltweit. Um jeden Widerstand zu ersticken, entführten die Militärs neun führende Mitglieder der geschlagenen Stadtguerilla Tupamaros aus den Gefängnissen und drohten für den Fall weiterer Aktionen mit ihrer Erschießung. Als Geiseln der Diktatur wurden sie in Dreiergruppen in Verliesen der Kasernen zwölf Jahre lang buchstäblich lebendig begraben, bis eine wieder erstarkende soziale Bewegung sie mit dem Ende der Diktatur befreite. Der autobiografische Bericht der beiden Autoren stellt ein herausragendes Dokument der Gefängnisliteratur dar und ist in das literarische Welterbe eingegangen.

ISBN 978-3-86241-466-6     19,80 €  Portofrei     Bestellen

 

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Tage wie Nächte. In den 1970er Jahren herrscht eine Militärdiktatur in Uruguay. Sie wurde von ganz vielen westlichen Staaten, mit ganz viel Menschenrechten im Gepäck, wenn es gerade nicht zu arg drückte, unterstützt. Dagegen entwickelte sich Widerstand in Uruguay. Unter anderem entstanden die „Tupamaros“, eine Stadtguerilla. Es waren keine „Missstände“, wie es ARTE in der Filmbeschreibung beschreibt, die in Uruguay herrschten, sondern staatsterroristische Verhältnisse, in denen Willkür und systematische Folter zur Grundlage des Staatswesens wurden. Auch die Tupamaros konnten gegen die Macht der Militärs, gegen die Unterstützung des Westens, gegen die eingeübte Ohnmacht in (großen) Teilen der Bevölkerung nichts ausrichten. Von Wolf Wetzel. → Nachdenkseiten 25.07.2021

Die Autoren:

Mauricio Rosencof

Mauricio Rosencof, geboren am 30. Juni 1933 als Sohn jüdischer Einwanderer aus Polen in Florida/Uruguay. Schriftsteller und Dramaturg. Führendes Mitglied der Stadtguerilla MLN-Tupamaros. 1972 verhaftet, nach dem Militärputsch ein Jahr später zusammen mit acht weiteren Gefangenen von den Militärs entführt und in Kasernen des Landes als Geisel des Staates in Isolationshaft gefangen gehalten. Freilassung 1985 nach dem Ende der Diktatur. Unter der Regierung des Linksbündnisses Frente Amplio Kulturdirektor von Montevideo. Zu seinen bekanntesten Werken gehören die Romane »Der Bataraz« und »Die Briefe, die nicht ankamen«.

Eleuterio Fernández

Huidobro Eleuterio Fernández Huidobro, genannt »el Ñato«, geboren am 14. März 1942 als Sohn spanischer Einwanderer in Montevideo, gestorben am 5. August 2016. Gründungsmitglied und theoretischer Kopf der Stadtguerilla MLN-Tupamaros. Mehrfach verhaftet, Flucht aus dem Gefängnis. Nach dem Militärputsch 1973 entführt und als Geisel des Staates in Isolationshaft. Freilassung 1985. Reorganisation der Tupamaros als politische Partei. Historiograf der Bewegung, zahlreiche Bücher. Senator für das Linksbündnis Frente Amplio und Verteidigungsminister des Landes von 2011 bis zu seinem Tod.

 

Erstellt: 09.07.2020 - 07:23  |  Geändert: 26.11.2022 - 15:36