Wenige Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs, im Jahr 1952, bricht der deutschstämmige amerikanische Journalist Milton S. Mayer (1908-1986) zu einer Recherchereise in die mittelhessische Universitätsstadt Marburg auf. Er will exemplarisch und unmittelbar erfahren, wie Normalbürger ihre eigenen Verstrickungen in das verbrecherische Tun des Nationalsozialismus und die Umbrüche der Nachkriegszeit thematisieren. Bis September 1952 nimmt Mayer, der seine eigene jüdische Herkunft verschweigt, am Marburger Stadtleben teil, macht sich gezielt mit ehemaligen Nazis bekannt und führt zahlreiche Gespräche.
Milton Sanford Mayer (1908–1986) steuerte früh auf eine journalistische Karriere zu und brach dafür seine universitäre Ausbildung an der Universität Chicago ab. In einem lockeren, sehr persönlichen Stil schrieb er für auflagenstarke populäre Presseerzeugnisse. Er hatte sich zum gefragten Kolumnisten und Kommentator hochgearbeitet, als er Mitte der 1930er Jahre auch ohne Abschluss eine Stelle als Assistenzprofessor an der Universität Chicago erhielt. Als freier, im Pazifismus engagierter Journalist schrieb er für führende amerikanische Illustrierte wie die ›Saturday Evening Post‹, später für ›The Progressive‹, ›Harper’s‹ und andere Medien. Landesweit wurde er bekannt, als er sich bei Kriegsausbruch öffentlich als Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen bekannte: »Ich glaube, diesmal bleibe ich daheim« (»I think I’ll Sit This One Out«).
Wikipedia (EN): Milton Mayer
