Transformation verwalten
Zur Gestaltungsmacht von Kommunalverwaltungen für eine nachhaltige Stadtentwicklung

Kommunalverwaltungen als mächtige Akteure

Wie wirken Mitarbeitende von Kommunalverwaltungen auf sozial-ökologische Transformationsprozesse ein? In einer ethnographischen Fallstudie zweier Mittelstädte zeigt Marie Graef, wie viel Gestaltungsmacht in Verwaltungsentscheidungen stecken kann und welche Widersprüche entstehen, wenn Engagement für nachhaltige Stadtentwicklung hinter einer Performance von Neutralität verborgen bleibt. 

Während Forschungen zu nachhaltigem Wandel häufig die Bedeutung von informellen Nischenakteur*innen betonen und ökologische Nachhaltigkeit in der Verwaltungsforschung ein Randthema bleibt, eröffnet sie einen neuen Blick auf unterschätzte, aber machtvolle Akteur*innen vor Ort – und widerlegt den Mythos, dass Kommunalverwaltungen nicht mehr tun als die Entscheidungen politischer Gremien auszuführen.

Mehr Infos

Interview mit der Autorin

1. Warum ein Buch zu diesem Thema?

Weil Verwaltungen meiner Einschätzung nach einen großen Anteil daran haben, wie die Städte aussehen, in denen wir leben. Das ist ein riesiges Potenzial, aber wirft natürlich auch machtkritische Fragen auf.

2. Welche neuen Perspektiven eröffnet Ihr Buch?

Mittlerweile arbeite ich selbst in einer Verwaltung, aber zu Beginn der Forschung hatte ich, wie ja die meisten Menschen, noch keine Bezug dazu ... Zumindest über die typischen Vorurteile hinaus. Ethnograf*innen reisen gerne auch mal um den halben Globus, um mehr über andere Kulturen zu lernen, ich habe versucht aus diesem Blickwinkel eine Art systematisierten Reisebericht aus der Welt der Kommunalverwaltungen zu schreiben. Idealerweise bietet er eine Reflexionsfolie für Verwaltungshandeln.

3. Welche Bedeutung kommt dem Thema in den aktuellen Forschungsdebatten zu?

Verwaltungen gelten bei vielen nicht gerade als aufregendes Thema – zu Unrecht! Verwaltungsmitarbeitende sind die Akteur*innen, die sich qua Beruf dazu entschieden haben, für das öffentliche Interesse zu arbeiten. Es ist nicht ihre gute Tat nach Feierabend, sondern die machen das Vollzeit und häufig aus Überzeugung. Besonders spannend fand ich übrigens, dass sich meine Interviewpartner*innen immer erstmal rechtfertigen wollten, warum sie für die Verwaltung arbeiten.

4. Mit wem würden Sie Ihr Buch am liebsten diskutieren?

Mit möglichst vielen Transformationsforscher*innen und Verwaltungsmitarbeitenden, auch über meine Fallstudienstädte hinaus. Ich freue mich über Feedback.

5. Ihr Buch in einem Satz:

Ich hoffe, die Lektüre hilft beim Verständnis der (Un-)Möglichkeiten von transformativem Handeln in Verwaltungen.

Autoreninfos

Mehr zum Themenkomplex Nachhaltige Kommunalverwaltung und sozial-ökologische Transformation

Verwaltung integriert und nachhaltig denken: Globale gesamtgesellschaftliche Herausforderungen drängen zu einer sozial-ökologischen Transformation. Wie Verwaltungen wirkungsorientierter, effizienter und agiler dazu beitragen könnten, wird im Projekt „Verwaltung 2.030“ untersucht. [PDF] Von Sina Hilgers und Klaus Reuter kommunen-innovativ.de 11.2022

Innovationsfähigkeit von Kommunen und kommunalen Verwaltungen: Innovationen verstehen und gestalten – Untersuchungsrahmen für drei Fallstudien: Im Rahmen von drei Fallstudien wurde das SynVer*Z-Querschnittsthema „Innovationsfähigkeit von Kommunen und kommunalen Verwaltungen“ vertiefend untersucht. Der vorliegende Werkstattbericht beschreibt das methodische Vorgehen und den analytischen Rahmen, der für diese vertiefenden Fallstudien entwickelt und im Rahmen der Begleitforschung genutzt wurde. Erfahrungen und Lösungsansätze daraus werden exemplarisch dargestellt sowie Ergebnisse der durch die Zukunftsstadt-Projekte angestoßenen Innovationsprozesse in den Kommunen veranschaulicht. [PDF] Von Christian Stein und Annika-Laura Frase nachhaltige-zukunftsstadt.de 10.2023