Christus kam nur bis Eboli

Leben in Mezzogiorno: Die große literarische Dokumentation des italienischen Südens - ein Klassiker des italienischen Neorealismus.
Lukanien, ganz unten am Stiefel. Dort, wo Eisenbahn und Straße die Küste von Salerno verlassen, liegt Eboli, und dahinter beginnt der Mezzogiorno, dessen Bewohner sagen: »Wir sind keine Menschen, keine Christen, wir sind Tiere, denn Christus kam nur bis Eboli, aber nicht weiter, nicht zu uns.«
In diese gottverlassene Gegend bringen im Spätsommer 1935 zwei Carabinieri den Turiner Arzt Carlo Levi. Er ist ein confinato politico, einer, den das Regime wegen seiner antifaschistischen Aktivitäten aus der Großstadt in die Verbannung schickt. Ernste und von Malaria ausgezehrte Gesichter blicken ihm entgegen. Die Kargheit der von der Zivilisation unberührten Landschaft findet Ausdruck in der resignativen Haltung der Bauern und ihrer Schicksalsergebenheit.
Levi gewinnt jedoch die Zuneigung dieser Menschen, als er den anscheinend sinnlosen Kampf gegen die Malaria aufnimmt. In den zwei Jahren seines Zusammenlebens mit ihnen betreut der Arzt Levi die Kranken, der Schriftsteller und Maler in ihm porträtiert Jahre später die Landschaft und ihre Menschen: Eindringlich erfaßt Carlo Levi das archaische Leben im Mezzogiorno, den Alltag dieser Bauern, ihre Kümmernisse und Krankheiten, aber auch ihre Feste, ihre geheimen Hoffnungen und Wünsche. Doch nach seiner Abreise sinken die Menschen in ihr dumpfes Dasein zurück. »Es regnet auf den, der schon naß ist«, sagt man in dieser Gegend.
Wikipedia (DE): Christus kam nur bis Eboli | Wikipedia (DE): Christus kam nur bis Eboli (Film)
Mit Carlo Levi in der Basilicata: Die Basilicata ist eine abgelegene Landschaft im tiefen Süden der italienischen Halbinsel. Die Römer nannten sie einst Lukanien. Später, im 20. Jahrhundert, diente das Land Mussolinis Faschisten als beliebter Verbannungsort für politische Gegner – so Maler und Mediziner Carlo Levi: Im Spätsommer des Jahres 1935 erblickt ein junger Maler, Schriftsteller und Arzt aus dem fernen Norditalien zum ersten Mal diese seltsam bizarre lukanische Bergwelt in der Umgebung des Dorfes Aliano – knochenbleiche Kegel und Flanken, seltsam zerklüftet, von Höhlen durchlöchert. Und ganz oben, noch fern und fast unter dem Himmel: der Ort, in dem er die kommenden fünf Jahre zubringen soll: „Ich kam an einem Augustnachmittag in einem kleinen klapprigen Auto in Gagliano an. Meine Hände waren gefesselt, und ich wurde von zwei robusten Vertretern der öffentlichen Ordnung mit roten Streifen an den Hosen und ausdruckslosen Gesichtern begleitet. Ich kam ungern und war darauf gefasst, alles unerfreulich zu finden.“ Von Manfred Schuchmann Deutschlandfunk 16.06.2019
REZENSION: Sehr eigenständiger Duktus: Der Ruhm des italienischen Schriftstellers Carlo Levi gründet sich heute ausschließlich auf seinen 1945 erschienenen, stark autobiografisch geprägten Roman «Christus kam nur bis Eboli», der in 37 Sprachen übersetzt und später dann auch verfilmt wurde. Der in Turin geborene Autor und Maler stammte aus großbürgerlichen Verhältnissen und studierte Medizin, wandte sich aber schon bald der Malerei zu und engagierte sich politisch. Als Antifaschist wurde er 1934 verhaftet und in die Verbannung nach Lukanien geschickt, in die Provinz Matera der heutigen Region Basilicata, wo er sich als Konfinierter zunächst in dem Städtchen Grassano und vom September 1935 bis Mai 1936 in dem Dorf Aliano aufhalten musste. Seine Beobachtungen und Erlebnisse dort hat er fast zehn Jahre später dann im Palazzo Pitti in Florenz niedergeschrieben, wobei das Romandorf den leicht verfremdeten Namen Galiano erhielt. Von Bories vom Berg Literaturzeitschrift 30.06.2017
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Erstellt: 04.04.2025 - 07:43 | Geändert: 05.04.2025 - 10:32