Der Deutsche Kanal
Eine Mythologie der alten Bundesrepublik

Was passiert, wenn man ein dubioses Projekt in die bundesdeutsche Politik einspeist? Der Elbe-Seitenkanal war ein Testfall für ein politisches System, das gemeinhin als langweilig, aber grundsolide gilt. Die alte Bundesrepublik entpuppte sich dabei als System der organisierten Verantwortungslosigkeit.

ISBN 978-3-515-12603-8 1. Auflage 13.03.2020 32,00 € Portofrei Bestellen (Buch)

Die Frage nach dem Sinn des Projekts löste sich in langen Verhandlungen immer mehr auf, und als sich das Debakel abzeichnete, war plötzlich niemand mehr verantwortlich - selbst dann nicht, als der Kanal fünf Wochen nach der Eröffnung eine Flutkatastrophe verursachte. Die Geschichte des Elbe-Seitenkanals ist ein Menetekel für den bundesdeutschen Politikbetrieb und ähnelt scheiternden Bauvorhaben in der deutschen Gegenwart.

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Leseprobe des Verlags

REZENSION: Frank Uekötter, Dozent für Umweltwissenschaften am Department für Geschichte der Universität Birmingham, ist durch zahlreiche Arbeiten, darunter auch seine beiden Bielefelder Qualifikationsschriften, auf dem Felde der Umweltgeschichte ausgewiesen. In dem hier vorzustellenden Buch beschäftigt er sich mit einem wenig bekannten Großprojekt der frühen Bundesrepublik, dem Elbe-Seitenkanal. Maßgebliche Quellengrundlage der Analyse sind die einschlägige Aktenbestände einer beeindruckend großen Zahl von Archiven: Die Staatsarchive Hamburg und Bremen, das Niedersächsische Landesarchiv Stade bzw. Hannover, das Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Abteilung Westfalen in Münster, das Bundesarchiv Koblenz, das Bundesarchiv Freiburg und das Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde, ferner das Archiv des Liberalismus in Gummersbach und das Stadtarchiv bzw. Kreisarchiv in Lüneburg. (...) Bemerkenswert ist dieser Befund Uekötters insofern, als er zeigt, dass die heute allenthalben beklagte Gesichtslosigkeit politischer Entscheidungen bzw. die Farblosigkeit politisch Handelnder keineswegs nur die Konsequenz des Siegeszugs der Social-Media-Kommunikation bzw. der daraus resultierenden Shit-Storm-Kultur sind, sondern dass die Ursachen für diese Entwicklung offenbar tiefer liegen. Von Matthias Stickler Sehepunkte Nr. 9 2021

REZENSION: Einige Eingeweihte denken bei Kanälen vermutlich sofort an Schleusen, Hebewerke, Frachtraten und Verkehrsentwicklungspläne. Andere dürften im Einklang mit dem populären Bildprogramm des Anthropozäns die Wunden vor Augen haben, die der Mensch der Erdoberfläche im Verlauf der Geschichte zugefügt hat. Wie auch immer die Assoziationen sein mögen: Was Leserinnen und Leser von Frank Uekötters „Der Deutsche Kanal“ in die Hand bekommen, ist eine Fallstudie zu ausgewählten Problemen der Verwaltungsgeschichte der Bundesrepublik – ein Schnappschuss der politischen Kultur und der Institutionen der 1950er- bis 1970er-Jahre. Konkret geht es um den 115 Kilometer langen, 1976 eingeweihten Elbe-Seitenkanal, der die Elbe mit dem Mittellandkanal verbindet. Von Timo Luks H/Soz/Kult 21.07.2020

Lehrstück über die alte BRD: Der Historiker Frank Uekötter widmet der Entstehung des Elbe-Seitenkanals eine detaillierte Geschichte. Er interessiert sich dabei vor allem für die Dysfunktionalitäten des politischen Systems der alten Bundesrepublik. [Podcast 6:19] Von Arno Orzessek Deutschlandfunk 16.03.2020

Der Autor

Frank Uekötter ist Professor für Geschichte und geisteswissenschaftliche Umweltforschung an der Universität Birmingham in Großbritannien. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Technik- und Umweltgeschichte, die Geschichte der modernen Wissenschaften und die Agrargeschichte.

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Erstellt: 03.02.2025 - 08:11  |  Geändert: 03.02.2025 - 08:28