Unmöglicher Abschied
»Unmöglicher Abschied« erzählt die Geschichte einer Freundschaft zwischen zwei Frauen und beleuchtet zugleich ein jahrzehntelang verschwiegenes Kapitel koreanischer Geschichte.
Eines Morgens ruft Inseon ihre Freundin Gyeongha zu sich ins Krankenhaus von Seoul. Sie hatte einen Unfall und bittet Gyeongha, ihr Zuhause auf der Insel Jeju aufzusuchen, weil ihr kleiner weißer Vogel sterben wird, wenn ihn niemand füttert. Als Gyeongha auf der Insel ankommt, bricht ein Schneesturm herein. Der Weg zu Inseons Haus wird zu einem Überlebenskampf gegen die Kälte, die mit jedem Schritt mehr in sie eindringt. Noch ahnt sie nicht, was sie dort erwartet: die verschüttete Geschichte von Inseons Familie, die eng verbunden ist mit einem lang verdrängten Kapitel koreanischer Geschichte.
Han Kangs neuer Roman ist eine Hymne an die Freundschaft und das Erinnern, die Geschichte einer tiefen Liebe im Angesicht unsäglicher Gewalt - und eine Feier des Lebens, wie zerbrechlich es auch sein mag.
Immer wieder Schnee: Han Kang und der Erfolg der südkoreanischen Kultur: In ihrem neuen Roman „Unmöglicher Abschied“ wirft die Literaturnobelpreisträgerin Han Kang einen Blick in die Geschichte ihrer Heimat. Die Südkoreanerin ist nur eine der vielen Künstlerinnen und Künstler des asiatischen Landes, die gerade weltweit Furore machen: (...) Schon auf den ersten Seiten des Buches klingt viel von dem an, was das Werk der 54-jährigen Schriftstellerin prägt. Han Kang hat ebenso wie ihre Hauptfigur ein Buch über ein Massaker geschrieben. 2014 erschien in ihrer Heimat der Roman „Der Junge kommt“ (in Deutschland unter dem Titel „Menschenwerk“ veröffentlicht), der von der Niederschlagung eines Aufstands in Gwangju handelt. 1980, während der Zeit der Militärdiktatur in Südkorea, sind in der Stadt vor allem Studierende für Demokratie auf die Straße gegangen und vom Militär attackiert worden. Bei diesem Einsatz gab es Hunderte, wenn nicht gar 2000 Tote – die offiziellen und die inoffiziellen Zahlen gehen weit auseinander – und Tausende Verhaftungen. Noch immer gelten Dutzende der Demonstranten und Demonstrantinnen als vermisst. Von Martina Sulner RND 26.12.2024
REZENSION: Neues von Nobelpreisträgerin Han Kang: Als erste Südkoreanerin überhaupt erhielt sie den Literaturnobelpreis. Nicht mal eine Woche nach der Verleihung erscheint nun Han Kangs neuer Roman. Auch in "Unmöglicher Abschied" thematisiert sie die gewaltvolle koreanische Geschichte. Auch in der Extremsituation bleibt diese Erzählerin empfindlich für Details. In ihrem neuen Roman "Unmöglicher Abschied" schickt Han Kang ihre Hauptfigur in einen Schneesturm. Alles flirrt, alles ist kalt, nass, dunkel. Und doch ist es ein ganz stilles Ereignis, das die Aufmerksamkeit der Protagonistin anzieht: eine einzelne "nahezu perfekte(e), sechseckig(e)" Schneeflocke, die auf ihrem Handschuh landet und schmilzt. Ein Augenblick, festgehalten wie in Zeitlupe. [Podcast 5:26] Von Judith Heitkamp BR24 15.12.2024
Die Massengräber unter dem Schnee: Requiem aus Knochen: Die südkoreanische Nobelpreisträgerin Han Kang holt in ihrem jüngsten Roman „Unmöglicher Abschied“ eine beschwiegene Tragödie aus der Vergessenheit.: Alles beginnt mit einem Hilferuf wie aus einem Gemälde von Goya. Dabei steckt die Ich-Erzählerin von Han Kangs Roman selbst in einer Krise. Die Schriftstellerin Gyeongha, die seit Monaten von Albträumen geplagt wird, von Bildern mit Überschwemmungen, verkohlten Bäumen und Grabsteinen, kann ihre Wohnung in Seoul nicht mehr verlassen und feilt schon an einem „Abschiedsbrief an die Welt“, als sie eine SMS von ihrer Freundin Inseon erhält, die sie anfleht, alles stehen und liegen zu lassen und zu ihr zu kommen. Von Sandra Kegel FAZ 14.12.2024
Überraschend: Südkoreanerin Han Kang erhält Literaturnobelpreis: Zum ersten Mal geht der renommierteste Literaturpreis der Welt nach Südkorea. Han Kang wird für ihre «intensive poetische Prosa» ausgezeichnet und für ihre literarische Aufarbeitung eines historischen Traumas: (...) Han Kang ist die erste Südkoreanerin, die mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet wird. Die Akademie in Stockholm ehrt die Autorin «für ihre intensive poetische Prosa, die sich historischen Traumata stellt und die Zerbrechlichkeit des menschlichen Lebens offenlegt». [Podcast 27:15] Von Tim Felchlin SRF 11.10.2024
Rezensionsnotizen Perlentaucher
Die Übersetzerin
Ki-Hyang Lee, geboren 1967 in Seoul, studierte Germanistik in Seoul, Würzburg und München. Sie lebt in München und arbeitet als Lektorin, Übersetzerin und Verlegerin. Für ihre Übersetzungen wurde sie 2024 mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet.
Erstellt: 16.12.2024 - 07:35 | Geändert: 18.07.2025 - 13:09