Warten auf Nichts. Von Tom Kromer

Tom Kromer hat nur einen Roman geschrieben. Was er der Welt mitzuteilen hatte, passt auf wenig mehr als 150 Seiten. Es ist die Chronik seines von Armut und Hunger geprägten Lebens. Schonungslos und ehrlich schildert er das Überleben auf der Straße. Realistisch und präzise wie Upton Sinclair und im Ton schnoddrig wie Charles Bukowski.

ISBN 978-3-946990-73-4     24,00 €  Portofrei     Bestellen

Während der Weltwirtschaftskrise (1929-1939) landet der Schriftsteller Tom Kromer auf der Straße. Er geht anschaffen, säuft, überlebt es kaum. Wer Kromer liest, spürt den Hunger tief in den Eingeweiden. Warten auf Nichts ist eine bittere Anklage gegen Gutmenschentum, Wohlstandsverwahrlosung und Autoritäten. Da ist kein Platz für Landstreicherromantik. Lebenheißt hier überleben, auch wenn es sinnlos ist. Sein Zuhause sind die Suppenküchen, Güterwagons und Parkbänke. Ein von Gewalt geprägter Alltag, gespickt mit flüchtigen Momenten der Solidarität. Nun liegt der Roman, in der Übersetzung von Stefan Schöberlein, erstmals auf Deutsch vor.

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Inhaltsverzeichnis

Pressestimmen:

„Warten auf Nichts“ oder Weil das Leben erpressbar ist - (...) Literatur darf alles: In den letzten Jahren ist die Forderung nach politisch korrekter Sprache in der Literatur lauter geworden. In den bürgerlichen Feuilletons tummeln sich so manche zartfühlende Moralisten, die der Literatur gern das schmutzige Mundwerk auswaschen würden. Häufig geht es dabei um einzelne Wörter, selten um einen ganzen Text. Wer sich auf diesen isolierten Standpunkt stellt, nimmt der Literatur die Schärfe. Er verhüllt außerdem die Verhältnisse, gegen die er vermeintlich vorgehen will. Literatur darf alles sagen. Sie muss es sogar, wenn sie an der Freiheit der Leserschaft interessiert ist. Und Freiheit ist eine Sache der Unterdrückten. Sie entsteht, wo ihr Gegenteil ist. In seiner naturwüchsigen Erscheinungsform gibt der Alltag der Unfreiheit, dem Elend und der sozialen Gewalt einen Anstrich des Selbstverständlichen. Diesen Anstrich zu überwinden, ist die Aufgabe eines klassenbewussten Schriftstellers. Die schonungslose, amoralische Darstellung einer schonungslosen und amoralischen sozialen Realität ist dazu ein notwendiges Mittel – und wenn man es wie Tom Kromer macht, ein sehr wirkungsstarkes. Von Kamil Tybelnous online 30. November 2023

Ich sitze am Bordstein - Nach fast neunzig Jahren endlich auf Deutsch: Tom Kromers beklemmende Romandestruktion des amerikanischen Traums: „Warten auf Nichts“. Erschütternd ist schon gleich die Widmung: „Für Jolene, die das Gas abdrehte“. Mit knappen Worten weist sie auf die Lebens- wie vor allem Leidensgeschichte, aus der dieser Roman hervorgegangen ist. Über die genaueren Zusammenhänge ist bis heute nichts bekannt, doch jedenfalls verdankt er sich der Tatsache, dass die geplante Selbsttötung des Autors knapp verhindert werden konnte. Statt sein Dasein zu beenden, schrieb Tom Kromer daher auf, wie es sich lebt, wenn man auf nichts wartet, weil man nichts mehr zu erwarten hat. In zwölf Kapitel gliedert sich sein schmales Buch, zwölf Szenen aus dem Leben eines Menschen, der damit schon abgeschlossen haben will. Sie zeigen ihn an unterschiedlichen Stationen von Obdachlosigkeit und Einsamkeit: fast immer auf der Straße, fast immer mittellos und hungernd, auf der Suche nach dem Schlafplatz für die nächste Nacht, oft um einen Vierteldollar oder eine Tasse warmen Kaffee bettelnd, gelegentlich auch in Gesellschaft anderer wohnsitzlos Um­herstreifender, mal in einer Missionsstation kurzzeitig Unterschlupf findend, mal in zweifelhaften Absteigen, im Dreck, im Ungeziefer, bei der Sexarbeit. Alle Kapitel beginnen unvermittelt wie ein Doku-Kurzfilm, der die Kamera aufblendet und ohne Vorspann auf immer neues und doch immer gleiches Elend richtet: „Es ist Nacht“, heißt es da schlicht zu Anfang oder „Es regnet“, „Ich sitze am Bordstein“, „Es schneit“, „Ich hocke im Eingang“ und – ein Kapitelanfang tatsächlich im Plural – „Wir kriechen auf Händen und Füßen und bewegen uns vorsichtig in Richtung Gleise“. Aber wirkliche Bewegung kommt an keiner Stelle auf. Alles bleibt statisch. In sich kreisend stillgestellt. Gefangen in Routinen eines nackten Überlebens: „Versuchen, nachts eine elende Penne zu finden. Tag um Tag, Woche um Woche, Jahr um Jahr, immer dasselbe Ziel – drei warme Mahlzeiten und eine Pritsche.“ Von Tobias Döring, FAZ 08.11.2023

Tom Kromer: „Warten auf Nichts“. [Podcast 5:56] Von Terry Albrecht → Deutschlandfunk 28. September 2023

Von der Hand in den Mund: Die Weltwirtschaftskrise hat die Vereinigten Staaten von Amerika vor knapp hundert Jahren in eine große Krise gestürzt und viele Menschen obdachlos gemacht. Was ein solches Leben als Obdachloser bedeutete, hat Tom Kromer am eigenen Leib erfahren. [Skript zum obigen Podcast] Von Terry AlbrechtDeutschlandfunk 28.09.2023

(...) Inmitten des Hungers und der Gewalt gibt es auch seltene Momente von Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft. Manchmal sogar von Solidarität. Doch diese Augenblicke sind eine Ausnahme, nicht die Regel. Man spürt bei Warten auf nichts deutlich, dass Kromer weiß, wovon er hier schreibt. Von Marco Rauchpressplay.at 6. September 2023

„Ich bin ein Mensch und ich habe Hunger.“ (...) Kromers Werk ist in den vergangenen Jahrzehnten vergessen worden, wobei es wegen seiner Zeitlosigkeit, seiner Authentizität, seiner schonungslosen Nähe zur untersten Schicht überzeugt und ein eindrucksvolles Dokument jener schwierigen Zeit ist. „Warten auf nichts“ erschüttert ungemein – wegen des Elends der Menschen am gesellschaftlichen Rand und der Unmenschlichkeit derer, die sich darüber wähnen. Von Constanze MatthessZeichen & Zeiten 28.08.2023

Zeichen & Zeiten: Tom Kromer – „Warten auf nichts“ – eine Rezension von Constanze Matthess [Podcast zu obiger Rezension, 10 Min.] → Literatur Radio Hörbahn 27.11.2023

Unromantisch unterwegs: Tom Kromers Roman „Warten auf nichts“ von 1935 wird alle 30 Jahre wiederentdeckt. Er beschreibt die „Große Depression“ aus Perspektive der Ärmsten. Tom Kromers einziger Roman „Warten auf nichts“ gehört zur geheimen Geschichte der amerikanischen Plebejerliteratur. Im Jahr 1935, inmitten der „Great Depression“, erstmals erschienen, wird er alle 30 Jahre wiederentdeckt, auch weil man in Kromer so etwas wie einen Ahnherren von ähnlich sozialrealistisch engagierten Autoren aus dem Armenhaus der USA, den Appalachen, ausmachen kann – von Breece D’J Pancake, Pinckney Benedict oder neuerdings Scott McClanahan. Von Frank Schäfertaz 10.08.2023

PressenotizenPerlentaucher

Tom Kromers Warten auf nichts fleht nach einer Wiederentdeckung. Es ist ein an (Maxim) Gorki erinnernder Aufschrei der niederen Schichten, ein herausragend ehrlicher, ungeschönter, unpolitischer Bericht eines Mannes, der nur knapp überlebt hat, um uns von bestimmten amerikanischen Schrecken zu berichten. - New York Times

Das Buch ist klamm von den Ausdünstungen des Hungers. Es ist von Ungeziefer befallen. Es ist ein Bildnis der Krise aus der Perspektive eines Straßenköters, eine soziale Perversion. Es hat einige schockierende Abschnitte, die jeden Moralisten verhöhnen und deutlich zeigen, was der Hunger der Seele und einem Körper antut. In Schlafsälen und Landstreicher-Dschungeln, in der Schlange vor der Brotausgabe, in Knastzellen, in jedem Elendsloch, in dem sich ein Sozialwrack verkriechen kann, findet Tom Kromer Material. Sein Buch lässt jeden Reformprediger und professionellen Menschheitsfreund übel dastehen. - Herald Tribune

Der Autor:

Tom Kromer (1906-1969) wird in eine Arbeiterfamilie in den Appalachen geboren und von der Great Depression entwurzelt. Sein einziger Roman, Warten auf Nichts (1935), erzählt von seiner mehrjährigen Wanderschaft durch die Vereinigen Staaten. Das Buch wird von Kritikern gefeiert, von den Massen aber ignoriert. Der Sozialist Kromer überlebt die Erfahrung kaum: nach einer Tuberkuloseerkrankung, Psychosen und dem Tod seiner Frau stirbt er schließlich weitestgehend unbekannt als Pflegefall.

Mehr über den Autor (Engl.) [Siehe auch Video unten der Marshall University, die das Archiv erstellt haben und pflegen.]→ kromerarchive.org

Der Herausgeber und Übersetzer:

Stefan Schöberlein, Jahrgang 1987, ist Professor der Amerikanistik an der Texas A&M University, Central Texas. SeineÜbersetzung entstand während seiner Lehrzeit an Tom Kromers Alma Mater in West Virginia. Er forscht und publiziert vor allem zu Themen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts.

Zeichen & Zeiten: Tom Kromer – „Warten auf nichts“ – eine Rezension von Constanze Matthes |...

Zeichen & Zeiten: Tom Kromer – „Warten auf nichts“ – eine Rezension
von Constanze Matthes |... → Literatur Radio Hörbahn Youtube 28.11.2023

 

Tom Kromer: Huntington's Forgotten Author | Stefan Schoberlein, Texas A&M University - Central Texas

Tom Kromer: Huntington's Forgotten Author
Stefan Schoberlein, Texas A&M University - Central Texas
Marshall University Lifelong Learning Youtube 25.10.2022

 

Erstellt: 09.08.2024 - 07:09  |  Geändert: 09.08.2024 - 08:02