Best
Biographische Studien über Radikalismus, Weltanschauung und Vernunft 1903-1989
Werner Best war der führende Ideologe und Organisator der Gestapo. Indem Ulrich Herbert dem Lebensweg dieses Mannes durch fast das ganze 20. Jahrhundert folgt und zugleich immer wieder nach den typischen Merkmalen intellektueller NS-Aktivisten fragt, ist ihm ein bahnbrechendes Werk über die Generation der Täter gelungen, das heute als Klassiker der Zeitgeschichte gilt. Zwanzig Jahre nach der Erstveröffentlichung erscheint es mit einer erweiterten und aktualisierten Einleitung in einer Neuausgabe.
Best kam aus der völkischen Studentenbewegung der 20er Jahre, war befreundet mit Ernst Jünger und von 1933 bis 1940 Stellvertreter Reinhard Heydrichs. Im Krieg bekleidete Werner Best für das NS-Regime Schlüsselfunktionen in Frankreich und Dänemark.
Nach 1945 macht der "Theoretiker der Vernichtung", der sich auch auf deren Praxis verstand, in der Bundesrepublik Karriere in der Privatwirtschaft und wurde zum stillen Koordinator der Prozesse gegen die NS-Täter. Radikalismus, Weltanschauung und Vernunft sind die erkenntnisleitenden Themen dieser Analyse, die wie kaum ein anderes Werk der NS-Forschung der letzten Jahrzehnte neue Impulse gegeben hat.
„Dieses Buch ist ein großer Wurf“ schrieb vor nunmehr zwanzig Jahren die FAZ über Ulrich Herberts „Best“. Sie verteilte gleich im ersten Satz ihrer Rezension die Bestnote an ein voluminöses Buch über Reinhard Heydrichs zeitweiligen Stellvertreter Werner Best. Es eröffne „neue und doch ganz naheliegende Zugänge“ zum Verständnis von Dritten Reich und SS. Um keinen Zweifel zu lassen: Das Lob gilt auch nach der Veröffentlichung der nunmehr 6. Auflage der Biographie. Das Best-Buch ist ein Klassiker, es setzt Maßstäbe und es ist gut, dass der Beck-Verlag es wieder verfügbar gemacht hat. Allerdings gilt die Anerkennung nicht ganz so uneingeschränkt, wie der FAZ-Rezensent Anselm Doering-Manteuffel oder der ehemalige HR-Chefredakteur Wilhelm von Sternburg („Ein Meisterwerk“) damals glauben machen wollten. Von Michael André → getidan - Autoren über Kunst und Leben
Der Autor:
Ulrich Herbert, geb. 1951, ist Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg im Breisgau. Er ist u. a. Herausgeber der Reihe "Europäische Geschichte im 20. Jahrhundert", in der sein großes Werk "Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert" erschienen ist. Es wurde 2014 mit dem erstmals verliehenen Bayerischen Buchpreis in der Kategorie "Sachbuch" ausgezeichnet.
Erstellt: 17.06.2024 - 07:48 | Geändert: 17.06.2024 - 08:04