Der Holocaust als offenes Geheimnis. Die Deutschen, die NS-Führung und die Alliierten. Von Frank Bajohr und Dieter Pohl

In diesem Buch wird ein bislang wenig untersuchtes Thema behandelt: Wie ging die deutsche Bevölkerung mit ihrer Kenntnis von Judenverfolgung und Holocaust um, und wie reagierte die NS-Führung auf die weltweite Diskussion dieser Verbrechen? Spätestens seit 1942 hatten immer größere Teile der deutschen und internationalen Öffentlichkeit Kenntnis von der Vernichtung der Juden. Die Autoren zeigen, wie dieses Wissen nach der Kriegswende 1942/43 bei den Deutschen Bestrafungserwartungen und Vergeltungsängste weckte, aber auch, wie die NS-Führung auf die große Verbreitung dieser Informationen reagierte.

ISBN 978-3-406-75859-1     18,00 €  Portofrei     Bestellen

Das vorliegende Buch widmet sich einem bislang wenig untersuchten Thema: Wie ging die deutsche Bevölkerung mit ihrer Kenntnis von Judenverfolgung und Holocaust um, und wie reagierte die NS-Führung auf die weltweite Diskussion dieser Verbrechen? Im ersten Teil wird untersucht, wie sich nach 1933 zwischen NS-Regime und Bevölkerung schrittweise ein antijüdischer Konsens herausbildete. Dabei spielten der gesellschaftliche Antisemitismus, die wachsende Popularität des NS-Regimes und Hitlers sowie persönliche Vorteile eine wichtige Rolle. Nach der Kriegswende 1942/43 wurden die Morde an der jüdischen Bevölkerung zwiespältiger aufgenommen, was jedoch nicht zu Gefühlen der Scham, sondern eher zu Schuldabwehr und Aufrechnungsstrategien führte.

Bereits unmittelbar nach Beginn der Massenmorde im Sommer 1941 verbreitete sich das Wissen über diese Verbrechen weltweit. Der zweite Teil des Buches zeigt, daß die nationalsozialistischen Eliten dies sehr genau registrierten, die NS-Führung aber erst nach Stalingrad zur propagandistischen Gegenoffensive überging.

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→ Inhaltsverzeichnis

Presse:

"Kurz und prägnant." ZEIT Geschichte, 14. Februar 2017

"Dass der Genozid ein „offenes Geheimnis“ war, und zwar nicht nur im Deutschen Reich, sondern auch bei den Alliierten, ist in der Forschung schon lange keins mehr. Wie die „Deutschen, die NS-Führung und die Alliierten“ dieses Wissen allerdings verdrängten und ausnutzten, harrte bislang der systematischen historischen „Aufarbeitung“. Die Zeithistoriker Frank Bajohr (Hamburg) und Dieter Pohl (München) sind dieser wichtigen und ergiebigen Frage in zwei sich sinnvoll ergänzenden Studien auf den Grund gegangen. (...) Beide Studien werden nicht nur Historiker, sondern auch Laien und Staatschefs zu denken geben. Denn spätestens seit dem Völkermord in Ex-Jugoslawien ist für viele erstmals spürbar geworden, was es ungefähr heißt, ein „offenes Geheimnis“ dieses moralischen Kalibers zu haben." Jörg von Bilavsky, Das Parlament, 22. Januar 2007

"In pointierten Essays zeigen Frank Bajohr und Dieter Pohl, wie die Deutschen vom „offenen Geheimnis“ Holocaust wissen konnten und wie lange die Alliierten den Genozid ignorierten." Christian Semler, die tageszeitung, 21. Oktober 2006

"Das Buch ist ein kluger und gut lesbarer Essay auf der Höhe der Forschung. Auch eine Dekade nach der Goldhagendebatte ist das Verhalten der Deutschen zum „Verwaltungsmassenmord“ (Hannah Ahrendt) nicht genug erforscht." Andreas Mix, Berliner Zeitung, 2./3. Oktober 2006

"Vielleicht die größte Entdeckung der Alfred Adler´schen Psychoanalyse ist das „tendenziös gelenkte Apperzeptionsschema“. (...) Wie wahr diese psychologische Theorie ist – das beweist der schmale Band von Frank Bajohr und Dieter Pohl, in dem noch einmal sine ira et studio zusammenfassend die Frage beantwortet wird, wer wann wie viel von dem Mord an sechs Millionen jüdischer Männer, Frauen und Kinder wusste." Hannes Stein, Die Welt, 30. September 2006

"Autoren, die jeweils für einen der beiden Teile des unbedingt lesenswerten, gerade erschienenen, aber leider zu knapp gehaltenen Bändchens verantwortlich zeichnen, ziehen im Grunde die Linie ihrer bisherigen Forschungsarbeiten weiter: Während Bajohr der Korrumpierbarkeit vieler Deutscher im Augenblick des antijüdischen Konsenses nachgeht, richtet Pohl, designierter Direktor des Frankfurter Fritz-Bauer-Instituts zur Erforschung des Holocaust, seinen Blick auf das Bekanntwerden der nationalsozialistischen Verbrechen in der internationalen Öffentlichkeit." Matthias Arning, Frankfurter Rundschau, 6. September 2006

 

Erstellt: 23.03.2021 - 07:38  |  Geändert: 23.03.2021 - 07:38