Dr. Manfred Sohn: "Voraussetzungen und Realisierung des Sozialismus". Vortrag am 24.11.23
Quelle: Deutsch-Chinesischer Freundschaftsverein e.V.
auf YouTube (09.01.2024) 1:36:16
Dr. Manfred Sohn: "Voraussetzungen und Realisierung des Sozialismus - deutsche und chinesische Erfahrungen", Vortrag am 24.11.23 in Ludwigsfelde. Eine Veranstaltung des Deutsch-Chinesischen Freundschaftsverein e.V. Ludwigsfelde. Auf unserer Internetseite finden Sie weitere Informationen zum Verein:
www.dcfv-ludwigsfelde.de
Wir bitten, die schlechte Bildqualität zu entschuldigen.
Dr. Manfred Sohn ist Vorsitzender der Marx-Engels-Stiftung e.V. in Wuppertal:
https://www.marx-engels-stiftung.de/
Grundlage des Vortrages sind „Drei Thesen zu sozialistischen Erfahrungen und Perspektive“ des Referenten:
1) Viele der gegenwärtigen Debatten nicht nur in linken Kreisen um die Entwicklungen in China erscheinen als Debatten um die Einschätzung der dortigen Gesellschaft als entweder (wieder) kapitalistisch oder auf dem Weg zum Sozialismus befindlich. Sie sind ihrem Wesen nach aber Debatten um die Frage der Zeithorizonte historischer Umwälzungen. Grundlage des Herangehens der Marx-Engels-Stiftung an solche Debatten ist der von Karl Marx und Friedrich Engels begründete wissenschaftliche Sozialismus. Beide waren in ihrer Jugend politisch geprägt von der revolutionären Stimmung der 1848er Jahre und hatten (wie viele ihren Spuren folgenden Menschen mit ihnen) einen eher auf Jahre, schlimmstenfalls Jahrzehnte zielenden Zeithorizont für den Übergang des Kapitalismus zum Sozialismus als erster Stufe des Kommunismus. Die tatsächlichen geschichtlichen Verläufe haben sie nicht der Richtung nach, aber hinsichtlich der Zeithorizonte korrigiert.
2) Die Bedeutung der DDR als bisher größte Errungenschaft der deutschen Arbeiterbewegung wurzelt auch darin, daß sie klarer als die Sowjetunion die Notwendigkeit eines weiteren Zeithorizonts und der damit zusammenhängenden Orientierung auf historisch längere Übergangsperioden nicht nur theoretisch formuliert, sondern (vor allem mit der auf Lenin und seine NÖP zurückgreifenden Politik des NÖS) auch praktiziert und damit wirkungsmächtig gemacht hat. Die Sicht Walter Ulbrichts und damit der DDR in ihren goldenen Jahren deckt sich theoretisch mit der heutigen Sicht der chinesischen Akademie für Sozialwissenschaften auf die vergangenen „500 Jahre Sozialismus“ und die kommenden 500 Jahre, an deren Schwelle wir uns befinden. Die theoretische und praktische Verschränkung dieser Politik der SED zur Zeit des NÖS mit der aktuellen praktischen Politik der KP Chinas ist stärker als das gegenwärtig in Deutschland begriffen wird.
3) Wir befinden uns weiterhin in der sich nicht über einige Jahrzehnte, sondern einige Jahrhunderte hinziehenden Epoche des Übergangs vom Kapitalismus zum Kommunismus, damit in der Epoche der Überwindung der mit der Sklavenhaltergesellschaft entstandenen Klassengesellschaft und so in der Epoche des Abschlusses der menschlichen Vorgeschichte. Dieser Übergang bedarf mehrerer Anläufe auf unterschiedlichen Kontinenten. Die gegenwärtige Etappe in dieser Epoche ist in doppelter Hinsicht von der Schaffung der Voraussetzungen für die Durchsetzung des Sozialismus gekennzeichnet. Dessen Durchsetzung als die weltweit dominierende Form der staatlichen Verfasstheit einer zu einer Einheit erst zusammenwachsenden kommunistischen Weltgesellschaft beinhaltet die Notwendigkeit des Brechens der Dominanz des US-Imperialismus als eine jetzt auf der Tagesordnung stehende Voraussetzung für die friedliche Entfaltung der diese sozialistische Etappe prägenden Widersprüche.
Erstellt: 10.10.2025 - 07:37 | Geändert: 10.10.2025 - 07:37