Gernot Böhmes neues Buch führt die Natur, die wir selbst sind, in den aktuellen Diskurs über die Natur ein. Mit »Leib« wird weder der Körper des Menschen als Organismus noch seine Natur im Sinne eines Wesens bezeichnet. Der Leib ist dem Menschen gegeben durch die Regungen und Bedürfnisse, die in ihm aufsteigen; er kann ihn aufsuchen durch leibliches Hin-Spüren. Dieses Konzept von Natur hat Konsequenzen für Ethik und Ästhetik: Ein Mensch kann mündige Entscheidungen nur treffen, wenn er qua Leib in sich gefestigt ist, und die ökologische Ästhetik ist keine Fortsetzung der traditionellen Naturästhetik, weil die Umwelt weder ein Objekt noch ein Anblick ist, sondern das, worin wir sind.
Streiter für mehr Sinnlichkeit [Podcast 08:21] Der Philosoph Gernot Böhme ist im Alter von 85 Jahren gestorben. Von 1977 bis 2001 hatte er einen Lehrstuhl für Philosophie an der Technischen Universität Darmstadt inne. Gernot Böhme war ein Philosoph, der der Übertechnisierung der Welt skeptisch gegenüberstand und für eine Selbsterfahrung der „Leiblichkeit“ plädierte. Auch in politische Debatten mischte er sich immer wieder ein. Nun ist er mit 85 Jahren gestorben. Dieter Mersch im Gespräch mit Eckhard Roelcke → Deutschlandfunk Kultur 22.01.2022
Denker des Leibes und des Leidens. Der Phänomenologe Gernot Böhme war seit 1977 Professor für Philosophie an der TU Darmstadt und zählte zu den bedeutendsten Philosophen der Gegenwart. Philosophin Svenja Flaßpöhler sprach mit „Kultur heute“ über den „zärtlichen Denker“. → Deutschlandfunk 22.01.2022