Der Treuhand-Komplex. Legenden. Fakten. Emotionen. Von Norbert F. Pötzl

Kapitalistisches Monster, Zombie der Wiedervereinigung, erinnerungskulturelle Bad Bank: Negative Zuschreibungen prägen in Medien und Literatur das Bild der Treuhandanstalt, die 1990 zur Privatisierung der "volkseigenen" DDR-Unternehmen gegründet wurde. Der Treuhand wird angelastet, dass damals zweieinhalb Millionen Menschen ihre Arbeitsplätze verloren, dass Biografien brüchig und Lebensentwürfe zerstört wurden. Auch 30 Jahre nach dem Mauerfall ist die Treuhand noch immer das Feindbild für viele Ostdeutsche, Sündenbock für ökonomische Fehlentwicklungen und neuerdings auch Erklärungsmuster für das Auftreten von Rechtspopulisten und Rechtsextremisten. Aber die gefühlten Wahrheiten und Legenden überwuchern oft die historischen Tatsachen.

ISBN 978-3-96196-065-1     22,00 €  Portofrei     Bestellen

Bis jetzt: Der langjährige Spiegel-Redakteur Norbert F. Pötzl durchdringt rational das Dickicht komplexer Vorgänge. Als einer der Ersten hat er Einsicht genommen in die internen Treuhand-Akten, die jetzt nach und nach ins Bundesarchiv übernommen werden, hat Gespräche mit Betroffenen, Akteuren, Politikern und Wissenschaftlern geführt. Sensibel für persönliche Schicksale rückt er aber auch, sachlich argumentierend, Vorurteile und falsche Behauptungen zurecht. Pötzls Buch ist das erste, das dem Anspruch gerecht wird, dieses vielschichtige Thema anhand der Faktenlage umfassend aufzuarbeiten.

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Die Leser dieses Buches des langjährigen SPIEGEL–Redakteurs Norbert F. Pötzl werden in eine bemerkenswerte Studie eintauchen, die alle Politik-Hysterie hinter sich lässt, die anhand präziser Akteneinsicht darüber aufklärt, wie die wagemutige Idee eines treuhänderischen Umbaus von der Plan- zur Marktwirtschaft zwischen falsch verstandener Staatsräson und zielgerichteter Gier zerrieben wurde.

Ja, die Treuhand hat (auch) Fehler gemacht und manche Streitpunkte von eminenter Wichtigkeit, wie zum Beispiel die Frage, ob erst saniert und dann privatisiert werden solle oder eben umgekehrt, ungelöst gelassen. Jedoch hat sie eben nicht nur Fehler gemacht.

Pötzl unterzieht alle Legenden, die über die Treuhand kursieren, einer eingehenden Analyse und räumt fachkundig damit auf. So beschreibt das Buch etwa die unterschätzte (und oft unterschlagene) Rolle ostdeutscher Akteure bei der Konzipierung der Treuhand und in der Privatisierungspraxis. Wer sich endlich zuverlässig informieren will – hier kann er das auf gründlich recherchierte und unterhaltsam lesbare Weise tun.

Der Autor:

Norbert F. Pötzl wurde 1948 in Waiblingen bei Stuttgart geboren. Von 1972 bis 2013 arbeitete er als Redakteur beim Nachrichtenmagazin Spiegel, unter anderem war er Leiter des Berliner Büros von 1990 bis 1994. Er ist Autor und Herausgeber mehrerer Bücher. Seit dem Mauerfall und der Wiedervereinigung verfasste er schwerpunktmäßig Aufsätze und Monografien zu DDR-Themen, unter anderem Basar der Spione. Die geheimen Missionen des DDR-Unterhändlers Wolfgang Vogel (1997), Erich Honecker. Eine deutsche Biographie (2002) und Mission Freiheit. Wolfgang Vogel, Anwalt der deutsch-deutschen Geschichte (2014). Pötzl arbeitet und lebt in Hamburg.

 

Erstellt: 18.09.2019 - 04:57  |  Geändert: 02.12.2020 - 17:57