Zeitschrift Marxistische Erneuerung Z. Nr.142 (Juni 2025)
Kriegstüchtigkeit

Editorial: 

Der bis vor kurzem dominierende Kapitalismus der ›Triade‹ aus USA, Westeuropa und Japan steckt in einer multiplen Krise. Angesichts einer erlahmenden
Akkumulationsdynamik stockt die Anpassung an die Herausforderungen der Klimakrise, der Digitalisierung und des zunehmenden Konkurrenzdrucks aus den früheren »Hinterländern des Kapitals« (Luxemburg), vor allem Chinas. Die westlich geprägte Weltordnung zerfällt, regionale Kriege wie in der Ukraine, im Nahen Osten und in Afrika können nicht mehr eingehegt werden. Im westlichen Block erscheinen Risse, die Ausdruck eines massiven Vertrauensverlustes der Bevölkerungen in die bisherigen politischen Institutionen sind.

ISBN 06.2025 10,00 € Kein Versand im Laden erhältlich (Zeitschrift)
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Kommentare

Michael von der Schulenburg zur aktuellen Hochrüstungspolitik; Jörg Goldberg zur Weltordnung zwischen Multipolarität und Chaos; Lucas Zeise zur den Auswirkungen der Zollpolitik von Trump; Peter Behne zur Schulden- und Steuerpolitik der neuen Bundesregierung.

Kriegstüchtigkeit ‒ »Whatever it takes«

Jörg Goldberg / André Leisewitz / Jürgen Reusch

Koalitionsvertrag: Ökonomie und Politik im Zeichen von Militarisierung und autoritärem Staatsumbau

Gegenwärtig sind wir Zeugen einer sich in rasanter Geschwindigkeit vollziehen den Neudefinition der Geschäftsgrundlagen des sog. Westens und des transatlantischen Bündnisses. Die vom sozialdemokratischen Kanzler Scholz 2022 verkündete »Zeitenwende« hat mit dem Übergang der US-Administration von Biden zu Trump eine neue und sehr viel weitreichendere Bedeutung erlangt 

Kriegstüchtigkeit statt friedensfähig von Jürgen Reusch

Ist es auch Wahnsinn, so hat es doch Methode. Wie im Beitrag von Goldberg/Leisewitz/Reusch in diesem Heft beschrieben, streben die ökonomisch und politisch herrschenden Kräfte ein militärisch handlungsfähiges und handlungsbereites Deutschland an, das sich auch auf diese Weise als europäische Führungsmacht Geltung verschaffen soll. Im Projekt eines autoritären Staatsumbaus werden die zivilen Bereiche dem Militärischen mehr und mehr untergeordnet ...

Geistige Verrohung ‒ ein Streifzug durch die aktuelle Kriegsliteratur Norbert Wohlfahrt

Im § 324 der Philosophie des Rechts spricht Georg Friedrich Wilhelm Hegel vom sittlichen Moment des Krieges, der nicht als absolutes Übel und als eine bloß äußerliche Zufälligkeit zu betrachten sei. Der Krieg sei ein Zustand, in welchem mit der Eitelkeit der zeitlichen Güter und Dinge, die sonst eine erbauliche Redensart zu sein pflege, Ernst gemacht werde ...

Z.-Heftvorstellung Nr. 142 Kriegstüchtigkeit und Krise in der Autoindustrie 99 ZU EINS - Ep. 527
99 ZU EINS YouTube (30.06.2025)

»Autos zu Rüstung« ‒ Umbau der Industrielandschaft Von Martin Kirsch

Unter dem Begriff der Gegenkonversion – der Umwidmung von einer zivilen zu einer militärischen Nutzung – wurde bislang vor allem die neue Verwendung vormals ziviler Liegenschaften durch das Militär verstanden. Der am 5. Februar 2025 erfolgte Besuch des damaligen Bundeskanzlers Olaf Scholz in Görlitz steht angesichts der dort bevorstehenden Übergabe eines Werkes des Waggonherstellers Alstrom an den Panzerbauer KNDS für einen doppelten Wandel ...

Werden Panzer und Kanonen zum Wirtschaftsmotor? Malte Kornfeld

»Wenn’s um Waffen geht, wird MMT zum ökonomischen Mainstream.« Diesen kurzen Satz schrieb Patrick Kaczmarczyk (2025) an dem Tag auf X, als CDU/ CSU und SPD bekanntgaben, die Schuldenbremse für Sicherheitsausgaben reformieren zu wollen. Damit nahm der Entwicklungsökonom ironisch auf eine Unterstellung von Kritikern der Modern Monetary Theory (MMT) Bezug ...

Kapitalismus und Rüstung. Jörg Huffschmid

Die ökonomischen Aspekte bei Marx und die heutigen Probleme
Der Einsatz nur eines Teils der in der Welt angehäuften Waffen und Massenvernichtungsmittel würde ausreichen, die Erde zu verwüsten und die Menschheit zu vernichten. Wenn demgegenüber nur ein Teil der Mittel, die gegenwärtig für Militär und Rüstung ausgegeben werden, zur Lösung ökonomischer Probleme verwendet würde, könnte das Leben vieler Millionen Menschen gerettet werden, die jährlich auf der Welt verhungern, verdursten, erfrieren oder durch Seuchen umkommen ...

Krise der Automobilindustrie

Krise der Automobilindustrie: Versagen von Markt und Staat. Wilfried Kurtzke

Deutschland steckt tief in einer Stagnationskrise. Auch im abgelaufenen Jahr 2024 ist die deutsche Volkswirtschaft um 0,2 Prozent geschrumpft und 2025 wird wenig besser ausfallen. Die Wirtschaftsleistung bewegt sich etwa auf dem Vorkrisenniveau des Jahres 2019. Die Krise ist dabei vor allem eine Krise der Industrie, während sich einige Dienstleister noch gut entwickeln ...

Die Automobilindustrie ‒ eine soziale und ökologische Katastrophe. Stephan Krull 

Weltweit werden jährlich ca. 70 Millionen PKW produziert, davon 13,5 Millio nen (19 Prozent) von deutschen Herstellern im Inland (4 Mio.) und Ausland (9,5 Mio.). Fast 1,5 Milliarden Autos rollen über unseren Erdball, 95 Prozent davon mit Verbrennungsmotor ...

Wer wird der »Last Man Standing« Lennart Michaelis / Thomas Rehfeldt / Johanna Sittel / Sabrina Stangl 

Beschäftigte von Automobilzulieferern in Ostdeutschland in der Transformation
Die Krise der Automobilindustrie macht nicht vor den Zulieferern Halt. Immer mehr große Zulieferer kündigen einen umfassenden Stellenabbau an: So will ZF Friedrichshafen beispielsweise bis 2028 zwischen 11.000 und 14.000 Arbeitsplätze in Deutschland – nahezu ein Viertel der inländischen Belegschaft – abbauen (Markt und Mittelstand 2024) ...

Marx-Engels-Forschung

Die Mühen der Kontroversen  Winfried Schwarz

Zu Klaus Müllers Buch über Marxistische Wirtschaftstheorie
Der Untertitel des neuen Buchs von Klaus Müller1 klingt anspruchsvoll: Marxistische Wirtschaftstheorie im 21. Jahrhundert. Das bedarf der Präzisierung. Aktuelle ökonomische Fragen des 21. Jahrhunderts sind nicht der Untersuchungsgegen stand, zumindest nicht unmittelbar. Aber sehr wohl indirekt ...

Digitalisierung

Medien vom Roboter. Gert Hautsch

Streamingtechnik und »Künstliche Intelligenz«: Nicht alle Medien sind gefährdet
Bei der Beschreibung des eigenen Tuns war man in der Medienwelt noch nie zimperlich: Mit den Worten »Wir wollen wieder Mediengeschichte schreiben« begründete der Verlag der Berliner »tageszeitung« im September 2024, dass das Blatt ab Oktober 2025 nicht mehr gedruckt, sondern nur noch digital zu lesen sein wird ...

Von der ›Swadeshi-Maschine‹ bis zu ›Digital India‹. Zur Genese der Digitalisierung in Indien. Peter Schadt

Materialien zur politischen Ökonomie der Digitalisierung (VI)
Indien wird nicht nur von Premierminister Narendra Modi regelmäßig als die ›größte Demokratie der Welt‹ bezeichnet und ist mit seinen etwa 1,4 Milliarden Einwohnern das einwohnerstärkste Land der Welt. Dennoch sind hierzulande politökonomische Analysen des südasiatischen Subkontinents, vor allem im Vergleich mit seinem Nachbarland China, selten ...

Weitere Beiträge

Deutschlands Abstieg im globalen Kapitalismus ‒ wie tief wird es gehen? Conrad Schuhler

Deutschland steht vor einem womöglich tiefen Abstieg in der weltpolitischen Rangordnung und vor einem Absinken seiner wirtschaftlichen Leistungskraft im Vergleich zu globalen Wettbewerbern. Ursache sind weniger aktuell-politische Ereignisse als vielmehr langfristig-strukturelle Veränderungen im globalen Kapitalismus ...

Wie geht linke Migrationspolitik?  Hans-Henning Adler

Dem BSW hat sein Abstimmungsverhalten im Bundestag geschadet
Das Ergebnis des »Bündnisses Sarah Wagenknecht« (BSW) bei der Bundestagswahl war für mich enttäuschend, unabhängig davon, ob es letztendlich nun 4,98 Prozent oder vielleicht noch etwas mehr sind. Das wird sich wohl erst nach Abschluss des Wahlprüfungsverfahrens durch den neuen Bundestag feststellen lassen ...

Diskussion/Kritik/Zuschriften

Diskussion/Kritik/Zuschriften.Peter Schadt - Ralf Krämer - Rudi Netzsch - Joachim Schubert

Peter Schadt: Zum Verhältnis von Überausbeutung und Mehrwert – zu Z 138 (Überausbeuetung); Ralf Krämer: Nationale Verschiedenheit der Arbeitslöhne ist vor allem durch das unterschiedliche gesellschaftliche Produktivitätsniveau bedingt - zu Z 138 (Überausbeutung); Rudi Netzsch: Zu Wolfgang Pomrehn, »Klimakrise nach Baku«, Z 141, S ...

Zeitschriftenschau/Aktuelle Debatten

Zeitschriftenschau/Aktuelle Debatten. Jörg Goldberg - Klaus Dräger - Jule Kettelhoit - Michael Schwan

Jörg Goldberg zu "Surplus": Für einen ökonomischen Paradigmenwechsel; Klaus Dräger zu "New Left Review": US Geopolitik, Krisen in Nahost; Jule Kettelhoit zu "PERIPHERIE": Die Palästina/Israel-Debatte in Deutschland; Michael Schwan zu "PROKLA": Quo vadis, America?

Berichte

Frieden wählen – Frieden schaffen. Jürgen Reusch / Benni Roth

Friedenspolitische Konferenz, 16. Februar 2025, Frankfurt am Main, Gewerkschaftshaus

Lateinamerika und der »globale Süden« – Dieter Boris (1943-2024) zu Ehren. Patrick Ölkrug

Gedenkveranstaltung, Freitag, 7. März 2025, Frankfurt am Main, Bürgerhaus Gutleut

Frieden sichern – Was tun? Jürgen Reusch

Online-Tagung des Koordinierungskreises »Was tun« am 12. März 2025 zur Auswertung der Bundestagswahl

Freie Wissenschaft kann nur als Wissenschaft für den Frieden erfolgreich sein. Karl Houtrouw / Artur Brückmann / Lukas Hof

Konferenz »Academia Under Attack«, 12./13. April 2025, Universität Hamburg

Buchbesprechungen

Edgar Radewald_ Kunst und Revolution

Thomas Metscher und Jenny Farrell: Kunst und Revolution. Neue Impulse Verlag, Essen 2024, 459 Seiten, 29,80 Euro

Ralf Blendowske: Arbeit – Was die Welt am Laufen hält

Paul Cockshott: Was die Welt am Laufen hält. Die Geschichte menschlicher Arbeit vom Beginn bis heute. Übersetzung und Redaktion: Helmut Dunkhase, Mangroven Verlag 2024 (engl. Original 2019, Monthly Review), 480 Seiten, 36,00 Euro

Phillip Becher: Der Faschismus als Zombie

Luciano Canfora: Der untote Faschismus. Mussolini und der fruchtbare Schoß der »freien Welt«, PapyRossa Verlag, Köln 2025, 101 Seiten, 12,00 Euro

Ulrich van der Heyden: »Schwarze« Arbeiter und linke Gewerkschaftsbewegung in der Weimarer Republik

Peter Martin: »Der Kuss des Judas«. Die Befreiungsbewegung schwarzer Arbeiter und die »Afrikanisierung« der sowjetisierten Außenpolitik (1919–1933), Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2024, 607 S., Hardcover, 49,00 Euro 

Stefan Bollinger: Wider den jüdischen Bolschewismus?

Jochen Hellbeck: Ein Krieg wie kein anderer. Der deutsche Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion. Eine Revision. [Übersetzung Karin Hielscher] S. Fischer Verlag. Frankfurt/M. 2025, 1. A. [engl. World Enemy No. 1: Nazi Germany, Soviet Russia, and the Fate of the Jews], 688 S. Hardcover – 36,00 Euro

Viola Schubert-Lehnhardt: Unbekannte Biografien? Ostdeutsche Professor*innen in der Deutschen Einheit

Laura Behrmann, Markus Gamper, Hanna Haag (Hg.): Vergessene Ungleichheiten. Biographische Erzählungen ostdeutscher Professor*innen (= Reihe: Soziale Ungleichheit und Lebensstile. Bd. 77). transcript Verlag Bielefeld 2024, 553 S., br. – 35,00 Euro

Kai Köhler: Wirtschaftskriege

Manfred Sohn: Die Sanktionsmaschine. Eine Einführung. Kassel, Mangroven Verlag 2024, 131 Seiten, 25,00 Euro

Damian Moosbrugger: Entmythologisierung der Schweiz

Arman Spéth, Dominic Iten, Lukas Brügger (Hrsg.): Schweizer Kapitalismus. Ein Erfolgsmodell in der Krise, Mandelbaum, Wien 2025, 258 S., 25,00 Euro

Mareike Biesel: Amazon: Ein neues Paradigma?

Georg Barthel: Amazonismus. Management, Eigensinn und kollektiver Widerstand im digitalen Kapitalismus, Campus, Frankfurt a.M./New York 2024, 307 S., 40,00 Euro, Online zum kostenlosen Download unter https:/www.campus. de/e-books/wissenschaft/soziologie/amazonismus-18268.html

Fabian Nehring: Migration als ökonomischer Imperialismus

Immanuel Ness: Migration as economic Imperialism, Polity Press, Cambridge 2023, 253 S., Paperback 21,99 Euro

Erstellt: 23.06.2025 - 13:00  |  Geändert: 30.06.2025 - 16:04