Wann ist genug genug?
Ein Vergleich der militärischen Potentiale der NATO und Russlands

Wer hat die Oberhand: die Nato oder Russland? Eine neue Greenpeace-Studie zeigt, dass die Nato in fast allen Dimensionen Russland überlegen ist - und trotzdem weiter aufrüsten will.
Die Nato ist Russland in fast allen militärischen Schlüsselparametern weit überlegen. Auch ohne USA. Selbst die europäischen Nato-Staaten für sich genommen liegen in Militärbudget, Truppenstärke und Großwaffensystemen vor Russland. Das ist das Ergebnis der Studie “Wann ist Genug genug - ein Vergleich der militärischen Potentiale der Nato und Russlands” der Friedensforscher Herbert Wulf und Christopher Steinmetz im Auftrag von Greenpeace. Die Studie beleuchtet das militärische Kräfteverhältnis zwischen Nato und Russland und kommt zu dem Ergebnis, dass ein grundlegender Perspektivwechsel in der Sicherheitsdebatte Europas notwendig ist.
„Die russische Aggression gegen die Ukraine hat in Deutschland einen angstgetriebenen Aufrüstungsreflex ausgelöst, obwohl die Nato Russland militärisch deutlich überlegen ist. Verteidigungsminister Pistorius sollte daher die Angst in der Bevölkerung nicht weiter schüren. Die massiven Strukturprobleme der Bundeswehr löst er damit nicht.“
Dr. Alexander Lurz (Greenpeace-Experte für Frieden und Abrüstung)
Studienergebnisse im Detail
Mit dem völkerrechtswidrigen Angriff Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 hat sich die sicherheitspolitische Lage in Europa grundlegend gewandelt. Die Nato betrachtet Russland mittlerweile als die größte Bedrohung für Frieden und Stabilität im euro-atlantischen Raum. Sicherheitsmaßnahmen werden zunehmend mit steigenden Militärausgaben für die Nato gleichgesetzt, während die Rhetorik der Aufrüstung den politischen Diskurs dominiert. Doch wie steht es tatsächlich um das militärische Potenzial von Nato und Russland? Die Ergebnisse der Studie für die einzelnen Bereiche
- Überlegenheit der Nato in Zahlen: Die militärischen Kapazitäten der Nato übertreffen die Russlands in nahezu allen Aspekten. Die NATO-Staaten geben etwa zehnmal mehr für ihre Verteidigung aus als Russland – 1,19 Billionen US-Dollar im Vergleich zu 127 Milliarden US-Dollar. Selbst ohne die USA bleibt die Nato finanziell überlegen.
- Technologische und operationale Überlegenheit: In der Bewertung der Waffentechnologien zeigt sich, dass die Nato in Schlüsselbereichen wie Kampfflugzeugen und Panzern deutlich im Vorteil ist. Russlands Bestrebungen, moderne Systeme zu entwickeln, werden durch wirtschaftliche und technologische Engpässe stark eingeschränkt.
- Truppenstärke und Einsatzbereitschaft: Mit über drei Millionen aktiven Soldat:innen hat die Nato auch in Bezug auf die Truppenstärke die Nase vorn. Russland kann lediglich 1,33 Millionen aktive Soldat:innen mobilisieren, eine Zahl, die durch steigende Verluste und sinkende Rekrutierungszahlen weiter geschmälert wird.
- Ungleichgewicht in der Rüstungsindustrie: Die Rüstungsindustrie spielt eine entscheidende Rolle für die militärische Stärke. Während die Nato über ein robustes und innovatives Rüstungsumfeld verfügt, kämpft Russland mit der Aufrechterhaltung seiner Produktionskapazitäten, was die Einführung moderner Waffensysteme beeinträchtigt.
- Atomare Dimensionen - Ein Gleichgewicht der Angst: Obwohl die Nato in konventionellen Streitkräften überlegen ist, bleibt die Atomwaffenfrage komplex. Beide Seiten verfügen über genügend atomare Kapazitäten, um verheerende Zerstörungen anzurichten, was ein gefährliches Gleichgewicht schafft und eine weitere Eskalation nicht ausschließt.
Sicherheit neu bewerten
Wenn Frieden durch militärische Übermacht gewonnen werden könnte, hätten Deutschland und die Nato längst Frieden geschaffen. Die militärische Überlegenheit der Nato und der anhaltende Rüstungswettlauf zwischen Nato und Russland bieten aber keine Perspektive für Frieden. Eine besondere Gefahr liegt in den Atomwaffen. Beide Parteien verfügen über ausreichend Atomwaffen, um die Gegenseite zu vernichten. Greenpeace warnt, dass die Rüstungsüberlegenheit der Nato und die fortgesetzten Aufrüstungsschritte keine echte Sicherheit schaffen. Vielmehr ist ein grundlegendes Umdenken in der Sicherheitsstrategie erforderlich. Statt immer weitererer Rüstungsausgaben sollte die Finanzierung internationaler Organisationen, humanitärer Hilfe und Entwicklungspolitik Vorrang bekommen.
Zur Studie “Wann ist Genug genug - ein Vergleich der militärischen Potentiale der Nato und Russlands”
Quelle: Greenpeace
Übertreibung als Methode der Manipulation funktioniert bestens. Der neue US-Präsident Trump hat jetzt gefordert, die NATO-Länder sollten 5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung ausgeben. Siehe hier den einschlägigen Bericht der Tagesschau. Diese Forderung wurde zwar von mehreren beteiligten Personen abgelehnt. Aber mit der (übertreibenden) Forderung nach 5 Prozent erscheinen die bisher vereinbarten 2 Prozent als gemäßigt und normal. Und auch 3,5 Prozent werden ins Spiel gebracht und erscheinen ebenfalls als sinnvoll. Ich zitiere aus der Meldung der Tagesschau und ergänze Einiges. Von Albrecht Müller Nachdenkseiten 08.01.2025
Erstellt: 05.01.2025 - 15:56 | Geändert: 09.01.2025 - 04:06