Ich bin hier, bin nicht tot, noch nicht
Palästinensische Stimmen

Die ausgewählten Texte in diesem Buch zeugen von der faszinierenden Ausstrahlung des vielseitigen, vielstimmigen literarischen Schaffens namhafter Autorinnen und Autoren palästinensischer Herkunft mit unterschiedlichem historischem Kontext. Sie erzählen ungeschönt und phantasievoll aus dem oft absurden Alltagsgeschehen, von ergreifenden Schicksalen, von Kindheitserinnerungen, von Trauer und Verlust, aber auch von Momenten des Glücks.
In ihren Romanen, Erzählungen, biographischen Aufzeichnungen oder Gedichten schreiben sie alle gegen das Vergessen an.
Die Übersetzer: Aus dem Arabischen von Farouk S. Beydoun, Hartmut Fähndrich, Joël László, Kristina Stock, Edward Badeen, Ibrahim Abu Hashhash, Frank Griffel, Angelika Neuwirth, Friederike Pannewick, Joachim Paul und Saleh Srouji sowie aus dem Englischen von Lorenz Oehler.
Sumaya Farhat-Naser gilt als Brückenbauerin zwischen Israeli und Palästinensern. Die 75-jährige christliche Palästinenserin lebt im Westjordanland, derzeit befindet sie sich in Bern. Im Interview schildert sie ihre Hoffnungen und Gefühle angesichts der aktuellen Situation. Das Gespräch führte Daniel Hofer. [Podcast 7:32] → SRF 24.11.2023
Die Poesie des vor einem Jahr im Alter von 67 Jahren gestorbenen Palästinensers Mahmoud Darwish hat sehr unterschiedliche Phasen durchlaufen, von sehr eingängigen, vielfach vertonten Texten in den 60er-Jahren zu hochkomplexen, mit Mythen und Symbolen aufgeladenen Wortgebilden in den 80er- und 90er-Jahren. Das jetzt in einer deutsch-arabischen Ausgabe erschienene Langgedicht „Der Würfelspieler“ vereint das Beste aus beiden Phasen. Es ist Darwishs literarisches Testament. Von Stefan Weidner Deutschlandfunk 07.08.2009
Er wurde geliebt und gehasst, besungen und mit Hitler verglichen. Das Werk des palästinensischen Dichters Mahmoud Darwish sorgt für Kontroversen. Auch Jahre nach seinem Tod. Eine Reise durch Israel und Palästina auf den Spuren des Dichters. (Erstsendung am 3.8.2018) [Podcast 29:55] Von Noemi Schneider Deutschlandfunk 04.08.2023
Die Autoren:
Sumaya Farhat-Naser, geboren 1948 in Birseit bei Ramallah, studierte Biologie, Geographie und Erziehungswissenschaft an der Universität Hamburg. Promotion in Angewandter Botanik. Ab 1982 Dozentin für Botanik und Ökologie an der Universität Birseit in Palästina. Mitbegründerin und Mitglied zahlreicher Organisationen, u.a. von Women Waging Peace an der Harvard-Universität und von Global Fund for Women in San Francisco. Von 1997 bis 2001 Leiterin des palästinensischen Jerusalem Center for Women. Regelmässige Vorträge in Deutschland, Österreich und der Schweiz, u.a. über Erziehung, Alltag, Ökologie, Frauen und die politische Lage in Palästina. Sie lebt in Birseit. 1989 erhielt Sumaya Farhat-Naser die Ehrendoktorwürde der Theologischen Fakultät der Universität Münster. 1995 wurde sie mit dem Bruno-Kreisky-Preis für Verdienste um die Menschenrechte und 1997 mit dem Evangelischen Buchpreis des Deutschen Verbands Evangelischer Büchereien sowie dem Versöhnungspreis Mount Zion Award in Jerusalem ausgezeichnet. Zudem erhielt sie 2000 den Augsburger Friedenspreis, ihr wurden die Hermann-Kesten-Medaille des P.E.N.-Zentrums Deutschland (2002), der Bremer Solidaritätspreis (2002), der Profaxpreis (2003) und der AMOS-Preis für Zivilcourage (2011) verliehen.
→ Sumaya Farhat-Naser auf Wikipedia (Engl.)
Asmaa al-Atawna, geboren 1978 in einem Flüchtlingslager in Gaza, ist weltweit eine der wenigen schreibenden Frauen aus einer Beduinenfamilie. Mit 18 Jahren floh sie nach Frankreich. Studium der Politikwissenschaft und des Experimentellen Films. al-Atawna arbeitete als Kriegsreporterin in Gaza und als Journalistin und Kolumnistin für die Zeitung al-Quds al-arabi in London, ausserdem beim Undergroundfilm und als Filmkritikerin. Sie engagiert sich für Gleichstellung im französischen Kultursektor und lebt in Toulouse. Sie schrieb u.a. Keine Luft zum Atmen. Mein Weg in die Freiheit. → Die Autorin beim Lenos Verlag
Ibtisam Azem , geboren 1974 in Tayyibe (Israel), ist eine palästinensische Autorin und Journalistin. Sie studierte in Freiburg i.Br. Islamwissenschaften, Germanistik und Anglistik sowie in New York Sozialarbeit. In Berlin arbeitete sie für die Deutsche Welle. Seit 2012 lebt Ibtisam Azem in New York, wo sie als UNO-Korrespondentin für das Nachrichtenportal al-Araby al-Jadeed tätig ist. Sie ist Mitherausgeberin des Onlinemagazins Jadaliyya und hat zwei Romane veröffentlicht. Sie schrieb u.a. Das Buch vom Verschwinden. → Die Autorin beim Lenos Verlag
Asmi Bischara, geboren 1956 in Nazareth, ist ein arabisch-israelischer Politiker. Er promovierte an der Humboldt-Universität zu Berlin in Philosophie und arbeitete dann am Van-Leer-Institut in Jerusalem und an der Universität Birseit. 1976 Gründer der ersten nationalen arabischen Studentenunion. 1996 wurde er Knesset-Abgeordneter. Er gründete die Nationale Demokratische Versammlung, eine Vertretung der arabischen Minderheit in Israel, und war der Vorsitzende dieser Partei. 1999 war er das erste arabische Knesset-Mitglied, das in Israel bei Ministerpräsidentenwahlen kandidierte. Bischara verliess Israel 2007, weil er der Spionage und der Unterstützung der Hizbollah im zweiten Libanonkrieg verdächtigt wurde, und trat von seinem Knessetsitz zurück. Er zog nach Katar. Asmi Bischara veröffentlichte zahlreiche politische Sachbücher in arabischer und hebräischer Sprache. Checkpoint ist seine erste literarische Arbeit und sein erstes Werk in deutscher Übersetzung. Im Jahr 2002 erhielt Asmi Bischara den »Ibn Rushd Preis für Freies Denken«, eine Auszeichnung, die seit 1999 alljährlich an eine Persönlichkeit verliehen wird, die sich durch ihren Einsatz für die Demokratie in der arabischen Welt hervortat. Er ist Mitautor von Ein Paradies aus Nichts → Der Autor beim Lenos Verlag
Machmud Darwisch wurde 1941 in Barwa (Palästina) geboren und flüchtete 1948 in den Libanon. Nach der Gründung des Staates Israel kehrte er heimlich zurück. Sein Gedichtband Ölbaumblätter machte ihn in den sechziger Jahren berühmt. Wegen zunehmender Repression verliess Darwisch 1970 Israel erneut und lebte jahrelang im Exil. 1987 wurde er Mitglied der PLO, aus der er jedoch 1993 (Oslo-Abkommen) austrat. Er starb 2008 in Houston, Texas, und wurde in Ramallah (Palästina) begraben. Sein Werk wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt. → Der Autor beim Lenos Verlag
→ Machmud Darwischs Gedichte bei Lyrikline
Basman Derawi wurde in Kuwait geboren und lebte dort zwei Jahre lang, bevor er nach Gaza kam. Er ist Physiotherapeut im Gesundheitsministerium und schloss 2010 sein Studium an der Al-Azhar-Universität ab. Er betrachtet das Schreiben als Heilmittel – als Werkzeug, das die Welt verändern und als Widerstand eingesetzt werden kann. Basman begann vor einem Jahr mit dem Verfassen von Geschichten und lässt sich von Musik, Filmen und Menschen mit besonderen Bedürfnissen inspirieren. Einer seiner Träume als Palästinenser ist es, das wahre Gesicht der Palästinenser zu teilen und zu zeigen, während sie für ihre Rechte kämpfen und arbeiten. Außerdem liest und kocht er gerne und spielt Videospiele und Basketball. → Der Autor bei We Are Not Numbers
Dschabra Ibrahim Dschabra: Geboren 1920 in Bethlehem. Studium der Anglistik in Cambridge. Dozent für englische Literatur an der Universität in Jerusalem. Nach der Vertreibung aus Palästina 1948 ging er ins Exil in den Irak, wo er bis zu seinem Tod Ende 1994 lebte. Sein literarisches Werk umfasst sechs Romane, eine Erzählungssammlung und drei Gedichtbände; ausserdem war er als Übersetzer englischsprachiger Literatur ins Arabische und als Literaturkritiker tätig. Er schrieb u.a. Der erste Brunnen → Der Autor beim Lenos Verlag
Emil Habibi (1922–1996) hat sich sein Leben lang für die Verständigung zwischen Palästinensern und Israelis eingesetzt. Der ausgebildete Ingenieur trat 1940 der KP bei, deren Organ al-Ittihad er 1944 mitbegründete. Nach 1948 arbeitete er als Journalist, von 1951 bis 1959 und von 1961 bis 1972 war er Mitglied der Knesset. Für sein literarisches Werk (Romane, Kurzgeschichten, ein Theaterstück) wurde Emil Habibi 1990 mit dem Al-Quds-Preis der PLO und 1992 – als erster Araber – mit dem Israel-Preis für Literatur ausgezeichnet. Er schrieb u.a. Das Tal der Dschinnen → Der Autor beim Lenos Verlag
Ghassan Kanafani wurde 1936 in Akka geboren. 1948 wurde seine Familie durch die Besetzung der Israelis vertrieben. Als Flüchtling lebte Kanafani zunächst im Libanon, später während längerer Zeit in Damaskus, wo er seine Schulbildung abschloss und einige Zeit als Lehrer arbeitete. 1956 ging er als Sport- und Zeichenlehrer nach Kuwait. 1960 zog er nach Beirut, wo er in der Folgezeit bei mehreren Zeitungen arbeitete und schliesslich Sprecher von George Habaschs Volksfront für die Befreiung Palästinas war. 1972 wurde er in Beirut durch eine Bombe getötet, die an seinem Wagen angebracht war. Er schrieb u.a. Das Land der traurigen Orangen → Der Autor beim Lenos Verlag
Erstellt: 14.10.2024 - 07:21 | Geändert: 12.02.2025 - 10:23