Du existierst nicht. Die Auslöschung. Von Miha Mazzini

Zala, eine junge slowenische Erzieherin, bringt ein Kind auf die Welt, beiden geht es gut. Wäre da nicht dieser kleine bürokratische Fallstrick: Im Computerverzeichnis ist Zala nicht zu finden. Ein Softwareproblem? Innerhalb kürzester Zeit nimmt die Realität kafkaeske Dimensionen an: Auf einmal ist Zala eine Fremde, und der Kampf um ihr Kind beginnt ... Eine Geschichte mit sehr realem Hintergrund: 1991 wurden 25.000 Einwohner Sloweniens, in der "falschen" Region geboren, einfach aus den Registern gelöscht. Sie waren damit rechtlos, fielen mit der Auslöschung aus allen Absicherungen heraus. Die Bürokratie übernahm die Rolle von Maschinengewehren.

ISBN 978-3-9822252-3-4     23,00 €  Portofrei     Bestellen

True Crime. Thriller-Doku. Bei der preisgekrönten Verfilmung "Erased" (2018) führte Miha Mazzini selbst Regie.

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Inhaltsverzeichnis

Leseprobe des Verlags

Slowenien: „Plötzlich gab es mich nicht mehr“ - 18.300 Menschen wurden 1992 aus allen Registern gelöscht, weil ihr Geburtsort in einer anderen Teilrepublik Ex-Jugoslawiens lag. Bis heute warten sie auf Entschädigung. Von Thomas Roser → Die Presse 17.09.08

Diskussion beim Forum Slowenien

Pressestimmen:

„Die (fiktive) Heldin des ungemein spannenden Romans, die im Krankenhaus um die Ecke ihren Sohn zur Welt bringt, denkt sich zuerst nichts, als der Computer sie bei der Aufnahme nicht findet. Doch dann entwickelt sich ein kafkaesker Alptraum. Denn einer Frau, die nicht existiert, kann man doch nicht ihr Neugeborenes anvertrauen ...“ Von Florian Sendtner Mittelbayerische Zeitung 14.11.21

„Mazzinis Roman ist ein bitterer, böser Bericht über einen Staat, der sich schier Unglaubliches leistet. Mit klaren und mitunter harten Worten schildert er den Fall, folgt Zala durch das kafkaeske Labyrinth der Bürokratie. Poetisch, bildhaft und einfühlsam wird er, wenn er ihre Gefühle schildert, ihre ungeklärte und sich im Lauf des Romans verändernde Beziehung zu ihrem Vater, einem serbischen Ex-Soldat, der Tito verehrt." Von Georg Patzer Badische Neueste Nachrichten 12.11.21

„Ein beeindruckender Roman über diese Menschen und ihren absurden Kampf um die pure Existenz." Von Alex Rühle Süddeutsche Zeitung 25.10.21

„Literarisch versiert schildert uns Miha Mazzini in einem ausgesprochen lesenswerten Roman Vorkommnisse, die vor nicht langer Zeit mitten in Europa stattfanden und bis heute unter den Teppich gekehrt werden." Von Gunnar Fehling Bücher Saabel, Bad Driburg

Der Autor:

Miha Mazzini kam in Jugoslawien zur Welt, in einer Ortschaft, die nichts anderes als eine riesige Fabrik mit Wohnblöcken für die Fabrikarbeiter war. Das Land und die Fabrik, beide existieren nicht mehr. Immer schon wusste er, dass er ein Schriftsteller war. Es war ein Schock für ihn, als er schließlich in der Grundschule feststellen musste, dass man nicht zum Schriftsteller geboren wird, sondern erst einer werden muss. Also musste er auf der Stelle etwas schreiben. Und Schreiben ist harte Arbeit! Doch er tut, was er tun muss. Und so hat er bis zum heutigen Tag über dreißig Bücher geschrieben, die in (ungefähr) elf Sprachen übersetzt sind. Die Abende seiner Kindheit und Jugend verbrachte er in Kinosälen. Als ihm klar wurde, dass Schreiben der einsamste Job der Welt ist, dagegen Filmemachen eine geradezu extrovertierte Angelegenheit, und beides in Einklang zu bringen ein Riesenspaß ist, widmete er sich auch der Regiearbeit. Heraus kamen einige Kurzfilme, Dokumentarfilme und die preisgekrönte Doku-Fiction Erased (2018), die auf seinem Roman Izbrisana (dt. Du existierst nicht) basiert.

Mazzini wuchs bei einer Großmutter auf, die Engel und wandelnde Seelen sah. Über die durfte man nicht offen reden. Es hieß, immer Stillschweigen über die Familiengeheimnisse zu bewahren. Er lernte jene Geheimnisse hassen, die die Leute gerne ins Vergessen abzudrängen versuchen. Manchmal besitzen solche Geheimnisse auch eine lustige Note, wie das, dass Jugoslawien versuchte, wie Mexico in den Fünfzigerjahren zu sein – er schrieb den Roman Paloma Negra, der dann die Grundlage für die TV-Doku YuMex darstellte. Manche seiner Bücher sind einfach zutiefst menschlich und anrührend, doch dann finden die Leute sie peinlich – wie den Roman Funny, der von europäischen Frauen handelt, die als Sextouristinnen nach Afrika fahren. Und manchmal sind sie knallhart und bittertragisch – wie der Roman Du existierst nicht. Darin geht es um den Staat, die Staatsgewalt, die den Menschen auf vollkommen ungesetzliche Weise ihre Rechte und ihre Identität wegnimmt. Sie auslöscht.

Der Autor auf Wikipedia

Die Übersetzerin:

Sprache und Literatur standen im Leben von Ann Catrin Bolton (geb. 1973) von Anfang an im Mittelpunkt. Mit fünf brachte sie sich selbst das Lesen bei, mit acht begann sie, die englische Sprache zu erkunden, mit dreizehn übersetzte sie ihr erstes Buch und wusste von da an, womit sie später einmal Geld verdienen wollte. Auf Wunsch ihrer Eltern („vom Literaturübersetzen kann man doch nicht leben“) studierte sie etwas halbwegs „Vernünftiges“ (Neuere deutsche Literatur, amerikanische Literaturgeschichte und Medienrecht) und absolvierte außerdem eine Ausbildung im Buchhandel, wo sie insgesamt achtzehn Jahre tätig war. Ihre Zeit an der Universität nutzte sie für den Besuch eines Slowenischkurses, der ihr Zugang zu einer neuen Literaturwelt eröffnete, die ihr sehr gefiel. Durch eine Aneinanderreihung günstiger Umstände konnte sie schließlich 2005 an einem Seminar für Übersetzer aus südslawischen Sprachen teilnehmen, zwei Jahre später erschien das erste von ihr übersetzte Buch. Parallel begann sie auch mit Fachübersetzungen, gab 2010 den Buchhandel auf und ist seitdem in Vollzeit als freiberufliche Fach- und Literaturübersetzerin tätig.

 

Erstellt: 03.01.2024 - 09:40  |  Geändert: 03.01.2024 - 10:05