Die Bruderschaft der »Entwickler«. Zur Etablierung der Entwicklungspolitik in der Bundesrepublik Deutschland 1956 bis 1974. Von Karsten Linne

Die Genese der bundesrepublikanischen Entwicklungspolitik, erzählt anhand von zentralen Akteuren und Schlüsselinstitutionen. Mit der staatlichen Hilfe für »Entwicklungsländer« betrat die Bundesrepublik 1956 neues Terrain: Im Gegensatz zu den klassischen Kolonialländern verfügte sie nicht über einen Stab an kolonialerfahrenen Mitarbeitern, den man bruchlos mit der Entwicklungspolitik betrauen konnte. Knapp zwanzig Jahre später, im Jahr 1976, war die bundesdeutsche Entwicklungspolitik bereits fest etabliert. Wichtige Strukturen, Organisationen und Themenfelder hatten sich herausgebildet. Karsten Linne untersucht die Genese und Etablierung dieses Politikfeldes.

ISBN 978-3-8353-3977-4     42,00 €  Portofrei     Bestellen

Er betrachtet die Personen, die den Grundstein der bundesdeutschen Entwicklungspolitik legten und sie durch ihr Handeln bis heute prägten, fragt nach ihren Motiven, Ideen, Ideologien und Impulsen. Auch weitere »kollektive Akteure« kommen ins Spiel, wie zum Beispiel die relevanten gesellschaftlichen Gruppen, aber auch die für dieses Feld spezifischen Organisationen.

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Leseprobe

Pressestimmen:

„Die Frage nach dem Wie und Warum der deutschen Entwicklungspolitik ist nicht nur eine wichtige Debatte der Gegenwart, sondern hat in den letzten Jahren auch die Geschichtswissenschaft beschäftigt, die sich besonders mit der Anfangsphase der bundesdeutschen Entwicklungszusammenarbeit auseinandergesetzt hat. Auf diesem Forschungsgebiet legt Karsten Linne mit "Die Bruderschaft der 'Entwickler'" nun eine Monografie vor, die das Thema nicht chronologisch erschließt, sondern der "Vielfalt der beteiligten Institutionen [als] Spezifikum bundesdeutscher Entwicklungspolitik" (335) Rechnung trägt, indem er sich auf die individuellen und kollektiven Akteure der frühen westdeutschen Entwicklungszusammenarbeit konzentriert und anhand dieses akteurszentrierten Ansatzes die Entstehung eines völlig neuen Politikfeldes nachzeichnet." Von Aaron Fleuth → Sehepunkte Nr. 6/23

„(...) Bei der politischen Orientierung der Akteure sieht Linne ein breites Spektrum, das ehemalige NSDAP-Mitglieder und Funktionsträger der NS-Besatzungsherrschaft (z.B. Friedrich Karl Vialon) ebenso einschließt wie Männer, die über die Solidarität mit der algerischen Unabhängigkeitsbewegung politisiert bzw. für Belange der „Dritten Welt“ sensibilisiert wurden (z.B. Hans-Jürgen Wischnewski). Angesichts von Linnes vorherigen Forschungen zur Kolonialschule Witzenhausen und zu Kolonialplanungen der NS-Zeit[1] ist es nicht überraschend, dass er insbesondere Biografien in den Vordergrund stellt und Traditionslinien nachspürt." Von Eric Burton (Institut für Zeitgeschichte, Universität Innsbruck) → H-Soz-Kult 28.02.22

„(...) vor allem eine exzellente Analyse der je unterschiedlichen Schwerpunkte: Mehr Ökologie und Bevölkerungsexplosion, mehr Hilfe zur Selbsthilfe (unser Motto auch damals!), mehr Industrialisierung und / oder Bildung – oder auch mehr Chancen für die eigene (also die bundesepublikanische) Wirtschaft. Ein wahrlich weites Feld, mit vielerlei interessanten wie relevanten Detail-Aspekten, immer das große Ganze im Blick behaltend, siehe etwa die Grafiken zu „Enge Verbindungen“ (Politik/BMZ, Netzwerke, Vorfeldorganisationen) S. 331 oder „Das Kräftefeld Entwicklungspolitik“ S. 531. Zusammenfassend beleuchtet der Autor in seiner ausführlichen Schlussbetrachtung (S. 557ff.) die Entwicklungsschritte. Heute aktueller wie eh und je – und mehr und mehr sichtbar machend, wie sehr alle Länder heutzutage global vernetzt sind, wie abhängig voneinander: Energie, Migration, Umwelt/Klima … Pflichtlektüre für alle, die sich mit derlei Themen ernsthaft auseinander setzen wollen – mit einem Füllhorn an Wissen, vielerlei Gedanken-Anstöße vermittelnd." Von Hanspeter Reiter → Gabal. Wissen vernetzen

„Das verspätete Ministerium - Entwicklungshilfe war in der frühen Bundesrepublik ein Thema für viele Ministerien. Erst 1961 bekam es ein eigenes Ressort - nicht zur Freude aller. Es fand sich sehr unterschiedliches Personal zusammen. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung steht selten im Blickpunkt der Öffentlichkeit. Auch wenn parteiübergreifend auf die Notwendigkeit einer besonderen Kooperation mit den armen Staaten und Regionen der Welt hingewiesen wird, steht das hierfür zuständige Ministerium im Schatten der großen Politik. Das gilt auch für die Geschichtswissenschaft, selbst wenn es in den vergangenen Jahren unter dem Schlagwort der postkolonialen Studien ein verstärktes Interesse an den Beziehungen zwischen Afrika und den europäischen Ländern gegeben hat. Karsten Linne, wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur, will in diese Lücke stoßen. Allerdings geht es ihm nicht um die postkoloniale Perspektive, sondern um die Frage, welches Personal sich zwischen den 1950er-Jahren und 1973 in der Bundesrepublik Deutschland mit der Entwicklungspolitik beschäftigte." Von Guido Thiemeyer [Lesezeit 4 Min.] → FAZ 14.12.21

Der Autor:

Karsten Linne, geb. 1961, studierte Sozialwissenschaften und ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur. Veröffentlichungen u. a.: Von Witzenhausen in die Welt. Ausbildung und Arbeit von Tropenlandwirten 1898 bis 1971 (2017); Pflicht, Zwang und Gewalt. Arbeitsverwaltungen und Arbeitskräftepolitik im besetzten Polen und Serbien 1939 -1944 (Mithg., 2013).

 

Die Bruderschaft der »Entwickler« — Zur Etablierung der Entwicklungspolitik in der BRD 1956-1974

Die Bruderschaft der »Entwickler« — Zur Etablierung der Entwicklungspolitik
in der BRD 1956-1974 → TIDETVhamburg Youtube 24.02.22

 

Erstellt: 20.10.2023 - 19:10  |  Geändert: 21.10.2023 - 19:19

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