Die Liebesfalle. Spielregeln für eine neue Beziehungskultur. Von Hans-Joachim Maaz

Für eine glückliche Partnerschaft.

Hans-Joachim Maaz, der Autor des Bestsellers "Der Lilith-Komplex", stellt hier die Frage: Wie können wir den Gefühlsstau in unseren Beziehungen auflösen und zu einer neuen, durch Ehrlichkeit und Offenheit geprägten Beziehungskultur finden? Liebe, das bedeutet oft nicht nur Leidenschaft und gute Gefühle, sondern auch Verstrickung und tiefe Enttäuschung aufgrund unerfüllt bleibender Erwartungen. Die Liebesfalle schnappt immer dann zu, wenn der Partner oder die Partnerin dazu benutzt wird, erlittenes Leid abzureagieren, und so die Beziehung die Folgen vorhandener Störungen verstärkt.

ISBN 978-3-423-34621-4     9,90 €  Portofrei     Bestellen

Dieser Falle entkommt man durch eine lebendige Beziehungskultur, die von Ehrlichkeit und Offenheit geprägt ist und in der überkommene Muster keine Bedeutung mehr haben. Ganz wesentlich gehört dazu:

- die eigene Befindlichkeit zu reflektieren
- erst zu fühlen und dann zu handeln
- sich unverstellt mitzuteilen
- Mut zu klaren Ansagen und Aussagen
- zuzuhören, ohne Druck auszuüben
- stets verhandlungsbereit zu bleiben

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Inhaltsverzeichnis

Ein Auszug:

"Liebe ist nicht automatisch mit positiven Gefühlen gleichzusetzen. Liebe bedeutet oft auch Verstrickung und tiefe Enttäuschung aufgrund unerfüllt bleibender Erwartungen. Die Liebesfalle schnappt immer dann zu, wenn der Partner dazu benutzt wird, erlittenes Leid abzureagieren und die aktuelle Beziehung bereits vorhandene Störungen verstärkt ... Ohne Liebe kein Leben. Um der Liebe Willen tun Menschen alles, häufig allerdings auch in der Absicht, ihr zu entgehen, sie zu bekämpfen oder sie zu töten. Dass man die Liebe flieht und sie verhindern will, obwohl man ihrer so bedürftig ist, diese Paradoxie bleibt vielen unverständlich.

Wer in seiner Kindheit keine Liebe erfahren hat, der wird sie im weiteren Leben fürchten wie die Pest. Jede liebevolle Zuwendung würde den Ungeliebten an seine tragische Geschichte von Bedrohung, Ablehnung, Verlassenheit und Unterdrückung erinnern, die er mühevoll verdrängen und verleugnen musste, um überhaupt zu überleben. Wo es um Liebe geht, sitzen viele Menschen in einer Falle. Sie brauchen die Liebe, um zu wachsen, zu reifen, um den ganz individuellen Lebenssinn zu erfahren und sich zu verwirk¬lichen. Aber der Liebesmangel (ver)führt sie auf falsche Wege. Sie verleugnen und verstellen sich, sie passen sich an und strengen sich an, um sich Liebe zu verdienen. Mit vielfältigen Leistungen erwerben sie sich vielleicht Ansehen, dessen Beständigkeit ist aber erfolgsabhängig. Liebe hingegen kann man sich weder erwerben noch kaufen. Unerfüllte Liebessehnsucht bleibt ein Leben lang angstvoll besetzt. Denn wer möchte schon an den schmerzvollen Mangel erinnert werden? ... Das Liebesbedürfnis und die Liebessehnsucht gehen dann oft pervertierte Wege: Der Kampf um Geld, das Ringen um Macht, die Eitelkeit des Erfolgs, kurz: die Anbetung von Götzen speisen sich energetisch aus der Frustration darüber, ohne Liebe zu sein. Geht dann auch noch der Liebesersatz verloren, so kann dies lebensbedrohliche Züge annehmen … Je mehr die Liebe ersehnt und erfleht wird, desto weniger hat sie Chancen, überhaupt wahrgenommen zu werden; und je mehr man glaubt, selber zu lieben, desto weniger wird der nötigende und erpresserische Charakter des eigenen Begehrens erkannt … Die Verwirrung über das Verständnis von Liebe ist umfassend. Im Namen der „Liebe“ wird gequält, missbraucht, ausgebeutet und zerstört.

Das menschliche Liebesbedürfnis ist so fundamental, dass viele beim Gebrauch des Wortes „Liebe“ allzu leicht auf Suggestionen, Verheißungen und Versprechungen hereinfallen. Illusionen und Verwechslungen beherrschen viele Handlungen, die im Namen der Liebe erfolgen … Die Bereitschaft und die Fähigkeit, über sich selbst, über das eigene Leben, die Art und Weise des eigenen Denkens, Handelns und Fühlens immer wieder zu reflektieren und ein tieferes Verständnis dafür zu erreichen, bilden die wichtigste Voraussetzung, um mit anderen Menschen wirklich in Kontakt kommen zu können. Alles Handeln hat auch eine unbewusste Motivation; nichts ist ohne Schatten; und objektive Wahrheiten gibt es nicht. Die Einmaligkeit des individuellen Erlebens bedeutet eine nicht auflösbare Belastung für jede Verständigung, sie ist aber auch eine Quelle der Lust an unverwechselbarer Identität …

Unerfüllte frühere Versorgungswünsche – weniger materieller als emotionaler Natur – werden in die persönlichen Beziehungen hineingetragen. Das Leid innerhalb von Partnerschaften entsteht fast immer aus frühen Hoffnungen und Erwartungen, die der Partner natürlich auch nicht erfüllen kann. Das Problem wird dadurch erschwert, dass die frühen Bedürfnisse nun in der Maske aktueller Ansprüche erscheinen … Wir müssen uns darauf einstellen, dass materielles Wachstum begrenzt ist. Konsum ist eben nicht nur sinnvoll und notwendig, sondern erreicht schnell schädliche Dimensionen. Dient der materielle Verbrauch dazu, seelische Defizite zu kompensieren, werden destruktive Suchtmechanismen in Gang gesetzt. Begrenzung aber ist eine unverrückbare menschliche Realität. Je mehr wir die Begrenzung unseres individuellen Lebens leugnen, desto mehr wollen wir offenbar das uns zur Verfügung stehende Leben für egoistische Interessen aus¬beuten und verlieren dabei die Genussfähigkeit und den Bezug zu mitmenschlichen Verhältnissen und komplexen Zusammenhängen … Wir sind jedoch keineswegs gezwungen, die Grenzen des Wachstums oder sogar das Absinken des materiellen Lebensstandards zuerst und ausschließlich als Verlust und Verzicht zu erleiden und uns im Kampf um Besitzstände zu verhärten. Vielmehr können wir diese Realität als Chance begreifen, zu anderen Lebensformen zu finden. Die Formel für eine andere Lebensweise ist einfach zu beschreiben, aber schwierig umzusetzen. Es geht um die Befreiung innerseelischer Blockierungen und um den Reichtum zwischenmenschlicher Beziehungen … Geld und Liebe stehen in einem tragischen Zusammenhang. Mit dem Verlust an Liebe bekommt das Geld, das ursprünglich den Warenverkehr hilfreich organisiert und reguliert hat, eine wachsende beziehungsdynamische Bedeutung. Und mit der wachsenden Bedeutung des Geldes werden menschliche Beziehungen belastet und zerstört und die Liebe wird zurückgedrängt."

Der Autor:

Hans-Joachim Maaz, seit 40 Jahren praktizierender Psychiater und Psychoanalytiker, war lange Zeit Chefarzt der Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik des Diakoniekrankenhauses Halle

KenFM im Gespräch mit: Hans-Joachim Maaz ("Die Liebesfalle")
apolut, ehemals KenFM Youtube 17.05.2019

 

Erstellt: 04.05.2020 - 08:10  |  Geändert: 01.05.2022 - 06:50

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