Das Freudenhaus. Von Henry Jaeger

Henry Jaeger knüpft mit "Das Freudenhaus" an den Erfolg seines ersten Romans "Die Festung" an. Wieder beschreibt er eine Randgruppe der Gesellschaft. Im Mittelpunkt stehen die verlebte Rosa und Leopold, ein in die Jahre gekommener zweitklassiger Clown, die sich zu einer Zweckehe verbinden. Sie eröffnen die Gaststätte "Artistenklause" und versuchen ein ehrbares Leben zu führen. Um das schlecht laufende Lokal auf die Beine zu bringen, lädt Rosa immer öfter alte Bekannte ein, die offensichtlich aus dem Rotlichtmilieu stammen. Als dann noch Zimmer in den oberen Stockwerken angemietet werden, ist der Wandel des Hauses zum Bordell vollzogen, zu einer Bühne der Schicksale, Sehnsüchte und Illusionen. Henry Jaeger schildert eindringlich das Leben, die Probleme und Begegnungen der Prostituierten, Freier, Luden und Bordellbetreiber, die auf der Schattenseite des Wirtschaftwunders stehen.

ISBN 978-3-943758-03-0     9,90 €  Portofrei     Bestellen

Dass Geld allein nicht glücklich macht, erfahren die Protagonisten auf ganz unterschiedliche Weise. Letztlich zerbricht nicht nur die Ehe von Leopold und Rosa, auch die Lebensperspektiven der anderen scheinen zerstört. "Henry Jaeger ist der erfolgreichste Frankfurter Schriftsteller nach Goethe." (Peter Zingler in BILD vom 9.10.12)

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Der Autor:

Henry Jäger, eigentlich Karl-Heinz Jäger, wurde 1927 als Sohn eines Handwerkers in Frankfurt am Main geboren. Mit 15 Jahren musste er zunächst als Flakhelfer zur Wehrmacht, später als Fallschirmspringer an die Front. Gegen Ende des zweiten Weltkrieges geriet er in britische Kriegsgefangenschaft. Er gehörte damit zu jener Generation, denen der Krieg Jugend, Frieden und Freiheit gestohlen hatte, sie dafür aber mit der brutalsten Gewalt eines Vernichtungskrieges und ideologischem Wahnsinn verrohte. Nach Kriegsende schlugen seine Versuche, im bürgerlichen Leben Fuß zu fassen, fehl. Ein angestrebtes Medizinstudium wurde ihm verwehrt. Nach ersten Schwarzmarktgeschäften rutschte er immer stärker ins kriminelle Milieu ab. Als Anführer der sogenannten "Jägerbande", die in den 50iger Jahren zahlreiche Überfälle und Einbrüche verübte, sorgte er für Schlagzeilen. Sie galt als "raffinierteste und trickreichste Räuberbande" (DER SPIEGEL) in Nachkriegsdeutschland und ihr ist im Kriminalmuseum Frankfurt eine Vitrine gewidmet. Nach einer groß angelegten Polizeiaktion wird Henry Jäger 1956 verhaftet und zu zwölf Jahren Zuchthaus verurteilt. In der Haft findet Henry Jäger zum Schreiben. Als Insasse des "Schweigehofs" sind ihm lesen und schreiben verboten. Er notiert heimlich erste Kurzgeschichten auf Toilettenpapier. Diese Texte beschäftigen sich allerdings nicht mit seinem persönlichen Schicksal, sondern sind literarische Entwürfe und erzählende Sequenzen. Jäger zeigt seine Arbeiten dem Geistlichen der Strafanstalt, Dr. Hans Kühler. Dieser ist von den Texten begeistert und schmuggelt sie nach draußen. So entsteht in der Haftanstalt sein erster Roman "Die Festung", der ein fulminanter Erfolg wird. Auf Initiative Kühlers und des Verlegers Desch wird Henry Jäger nach acht Jahren vorzeitig aus der Haft entlassen. Es folgen weitere Romane, die alle in einem gesellschaftlichen Randmilieu spielen. Der Erfolg bleibt Jäger in diesen Jahren treu und er zieht ins mondäne Ascona, der damaligen Kolonie internationaler Künstler und Autoren. Anfang der Achtziger Jahre ist er mit seinem Stoff am Ende und versucht sich mit seichteren Themen. Keines der Bücher kann mehr an frühere Erfolge anknüpfen. Dazu kommen private Auseinandersetzungen und Krisen. Nach und nach verblasst sein Ruhm, er gerät in Vergessenheit. Im Jahr 2000 verstirbt Henry Jäger völlig verarmt in der Schweiz.

 

Erstellt: 07.09.2019 - 05:42  |  Geändert: 02.12.2020 - 17:57