Ende oder Renaissance sozialistischer Utopien?
Von Engels’ »Anti-Dühring« zum Epochenbruch am Ende des Zeitalters der Erschöpfung

1. Auflage 23.10.2025 , Deutsch

Der Autor stellt die neuerlichen Debatten über eine »Utopie des Sozialismus« in einen historischen Kontext und untersucht, wie es zum aktuellen Epochenumbruch und zu einer veränderten Weltordnung kommen konnte.

Der marxistische Historiker Eric Hobsbawm (1917–2012) vermied am Ende des letzten Jahrtausends einen Ausblick auf die Chancen der Bewältigung der sich abzeichnenden Probleme in den nächsten Jahrzehnten. Schon das 20. Jahrhundert sei durch tektonische Erschütterungen gegenüber dem 19. Jahrhundert in der globalen Machtverteilung bis zur Unkenntlichkeit verändert worden. Und er ging davon aus, dass die »Kräfte, die die technisch-wissenschaftliche Wirtschaft freigesetzt hat, [...] inzwischen stark genug [sind], um die Umwelt, also die materielle Grundlage allen menschlichen Lebens zerstören zu können.«

ISBN 978-3-96488-172-4 1. Auflage 23.10.2025 16,80 € Portofrei Bestellen (Buch)

Dass diese Gefahr der Zerstörung der Grundlagen der kapitalistischen Welt sowohl in einer Explosion als auch einer Implosion bestehen kann, ist inzwischen überall sichtbar, wofür die diversen neuen Kriege samt Rüstungswahn nur die krassesten Ausdrücke sind. Über 100 Friedensorganisationen aus 30 verschiedenen Ländern haben zuletzt die Regierungen aufgefordert, die Militärausgaben zu senken und stattdessen die globalen Herausforderungen unserer Zeit durch Zusammenarbeit und Diplomatie anzugehen. Auch das »Klima-Votum« des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP) belegt: Neben Rechtsruck, Frieden & sozialer Gerechtigkeit sind Klima & Ökologie wesentliche Problemfelder, die die Entwicklung des modernen Kapitalismus prägen.

Die sozialistische Linke hat sich mit der deformierten Transformation und den Strukturen des aktuellen Kapitalismus nicht intensiv auseinandergesetzt. Sie hat schon seit längerem weder ein empirisch verankertes Deutungsangebot noch ist sie auch theoretisch auf der Höhe der Zeit, die gravierenden Veränderungen, die sich in der Auflösung der bisherigen Weltordnung und in den begleitenden Polykrisen zeigen, zu interpretieren. Allzu oft wird der berechtigte Wunsch, »Hoffnung zu organisieren« in neue »Utopien des Sozialismus« verlagert, die mit den Erfordernissen, die realen Verhältnisse umzuwälzen, selten kompatibel sind.

Bereits Friedrich Engels hatte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in seinem »Anti-Dühring« in der Auseinandersetzung mit den frühen oder utopischen Sozialisten dafür plädiert, die Mittel zur Beseitigung der gesellschaftlichen Missstände nicht mehr aus dem Kopf zu erfinden, sondern vermittelst des Kopfes in den materiellen Strukturen der Produktion. 

Mehr Infos

Inhaltsverzeichnis

Leseprobe des Verlags

Autoreninfos

Joachim Bischoff ist Ökonom, Mitherausgeber der Zeitschrift Sozialismus, Autor von Büchern zu den Themen Kritik der politischen Ökonomie, Kapitalismustheorie, Krisenanalyse und Klassenverhältnissen. Bis November 2011 Mitglied der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft.

Wikipedia (DE): Joachim Bischoff

Verlag

Erstellt: 21.11.2025 - 07:57  |  Geändert: 21.11.2025 - 08:12