Der Aschenmensch von Buchenwald
Roman
Bei Renovierungsarbeiten im Krematorium der Gedenkstätte des Konzentrationslagers Buchenwald macht ein Dachdecker im Mai 1997 einen ungeheuerlichen Fund: 700 Urnen mit der Asche von namenlosen Häftlingen. Erste Ratlosigkeit mündet in dem Beschluss, die Asche der Toten in einem Gemeinschaftsgrab beizusetzen. Basierend auf dieser Begebenheit lässt Ivan Ivanji, selbst einst Häftling in Buchenwald, aus den Genen der anonymen Verstorbenen eine neue Gestalt von mythischer Wucht erstehen: den Aschenmenschen von Buchenwald, ein wolkenförmiges Wesen, das hinabsteigt vom Ettersberg nach Weimar.
Sind die im Aschenmenschen versammelten Individuen Erinnyen, rachesuchende Seelen Ermordeter? In einem Stimmenkonzert der Toten lässt Ivanji sie zu Wort kommen, ihre Geschichten erzählen, nach Gemeinsamkeiten und Erklärungen suchen.
REZENSION: Ivan Ivanji ist ein Überlebender Buchenwalds. Mit 16 Jahren wurde er aus dem Konzentrationslager befreit. Er hat als einer der wenigen aus einer anonymen Masse überlebt, die dem Vernichtungstod in den nationalsozialistischen KZs preisgegeben war. Der Zufall habe ihm dabei geholfen, schreibt der Autor – Opfertausch nennen es Historiker. Ivanji wurde von einem Mithäftling in der Arbeitsstatistik zum Maurerlehrling ernannt und entkam so der Ermordung. Ein anderer Häftling wurde allerdings für ihn in den Tod nach Auschwitz geschickt, jemand, der ohne Namen bleiben muß. „Der andere, der für mich nach Auschwitz geschickt worden ist, war kein Lamm, sondern auch ein Häftling, ein Mensch, erst recht ein Opfer, ein ‚ausgetauschtes‘ Opfer, stammend aus der anonymen Menge der ‚Minderwertigen‘, der Unangepaßten, Ganoven, Schwulen, Neurotiker, Ostjuden, Zigeuner oder einfach Schwachen.“ Von Ivette Löcker Literaturhaus Wien 08.10.1999
Weitere Pressestimmen
»Die surreale Erscheinung des Aschenmenschen durchdringt die Realität der von ihr überraschten Lebenden.« Bücherschau
»Ivanjis erzählerisches Talent, seine Fähigkeit, Figuren glaubhafte Konturen zu verleihen und Fakten mit fiktiven Situationen zu verquicken, erinnert an Autoren wie Imre Kértez und Aleksandar Tišma (…)« Der Tagesspiegel
»Ein Buch, das in jede Bibliothek gehört.« ORF
Erstellt: 21.06.2025 - 08:00 | Geändert: 28.07.2025 - 10:29