Journalisten und ihre Schatten
Zwischen Medienkonzernen und unabhängiger Berichterstattung

„Patrick Lawrence hat ein hervorragendes und wortgewandtes Buch über Journalismus verfasst. Es ist wütend und anregend und weise, und es gibt uns Hoffnung.“ (John Pilger zur amerikanischen Ausgabe)

Patrick Lawrence kann aus dem Fundus einer über 30-jährigen Erfahrung als Kolumnist und Korrespondent schöpfen, in denen er die US-amerikanische Medienlandschaft von innen her wie kaum ein anderer kennenlernte.

ISBN 978-3-85371-543-7 1. Auflage 20.02.2025 22,00 € Portofrei Bestellen (Buch)

Er beschreibt, wie die großen Medien Unabhängigkeit, Integrität und Glaubwürdigkeit verloren haben, zeichnet ihren Verfall während der Jahrzehnte des Kalten Krieges nach und berichtet über die (wenigen) Augenblicke ihres Glanzes, der nach 2001 einem rapiden Vertrauensverlust beim lesenden Publikum wich.

Im Kern des Buches beschäftigt sich der Autor mit der Gespaltenheit jedes einzelnen Journalisten, der gleichzeitig von der Notwendigkeit getrieben ist, ideologisch konforme Standards zu erfüllen und sich unterschwellig bemüht, den wahren Begebenheiten, die in der Arbeit verschleiert werden müssen, gerecht zu werden. Letzteres nennt Lawrence – nach Carl Gustav Jung – den Schatten des Journalisten. In den vergangenen Jahren eröffneten digitale Medien neue Möglichkeiten, unabhängig von den Einflüssen großer Konzerne zu recherchieren und zu publizieren. Als dynamischster Sektor des Berufsstandes stellen sie ein Versprechen für eine bessere Zukunft dar, in die Lawrence große Hoffnung setzt.

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Inhaltsverzeichnis und Leseprobe

America Needs a Working-Class Media: Catering to rich audiences is not serving us: In the seven years Kaia Sand published Street Roots, an outlet that serves unhoused people in Portland, Oregon, she would often find herself unsettled by how more mainstream publications covered the lives of poorer Americans. She’d find herself wondering, for instance, what the “real estate” beat—whose very name offended her—had to do with the daily struggles of those she worked with. The 2024 presidential election underscored for her the need for a more class-aware and class-diverse media. By Alissa Quart Columbia Journalism Review 18.02.2025

USAID-Schließung – wer organisiert künftig den Informationskrieg des Westens? Wer sich bereits ein wenig mit der hybriden Kriegsführung der USA beschäftigt hat, musste sich in der letzten Woche sicher verdutzt die Augen reiben. Die erste Behörde, die dem Rotstift der von US-Präsident Trump eingesetzten und von Milliardär Elon Musk geleiteten Abteilung für Regierungseffizienz (DOGE) zum Opfer gefallen ist, ist ausgerechnet die vermeintliche US-„Entwicklungshilfebehörde“ USAID. Deutsche Medien kritisierten sogleich, dass Trump und Musk die „Entwicklungshilfe demontierten“ – gerade so, als sei USAID eine Art großes „Brot für die Welt“. Doch das ist falsch. Natürlich betreibt USAID auch klassische Entwicklungshilfe. Die für die US-Regierung viel wichtigere Aufgabe von USAID ist jedoch die, US-Propaganda zu verbreiten und andere Staaten auf US-Linie zu bringen. Dies lässt sich insbesondere in der Ukraine beobachten, wo neun von zehn Medienunternehmen maßgeblich von USAID finanziert wurden. Nun hofft man dort, dass die EU die Lücke schließt, die Trump und Musk aufgerissen haben. Eine der wohl größten Legenden des Journalismus ist es, frei und unabhängig zu sein. Schon in der Nachkriegszeit infiltrierte die CIA nahezu alle großen US-Medien, und die arbeiteten auch willfährig mit dem Geheimdienst zusammen, wie es der Watergate-Journalist Carl Bernstein bereits 1977 in einem damals aufsehenerregenden Artikel schilderte. Von Jens Berger NachDenkSeiten 12.02.2025

Patrick Lawrence: Journalisten und ihre Schatten
Michael Meyen YouTube (27.03.2025)

Freie presse? Vergesst es!

Der „nationale Sicherheitsstaat“ hat die US-Medien fest im Griff, sagt Patrick Lawrence. Immer schon. Lawrence muss es wissen. Er hat fast überall auf der Welt gearbeitet und gesehen, was die Dienste aus Journalismus und Journalisten machen. Ich ziehe Parallelen zu Deutschland und werbe für ein Buch, das nicht nur den Finger in die tiefste aller Medienwunden legt, sondern zugleich Hoffnung macht.

NDR zensiert eigene Recherche zu Einflussnahme der US-Regierung auf „unabhängige“ Investigativplattform OCCRP: Enthüllungen des französischen Investigativportals Mediapart und dreier weiterer Medienpartner werfen ein bezeichnendes Licht auf interne Vorgänge und Selbstzensur im öffentlich-rechtlichen Rundfunksender Norddeutscher Rundfunk (NDR). Im Mittelpunkt steht dabei eine brisante Recherche, die ursprünglich vom NDR selbst initiiert wurde und sich mit der Investigativ-NGO OCCRP (Organized Crime and Corruption Reporting Project) sowie deren umfassende Kooptation durch die US-Regierung beschäftigt. Doch statt die Ergebnisse zu veröffentlichen, wurde das Rechercheprojekt unter fragwürdigen Umständen und Begründungen von der NDR-Redaktionsleitung nach Intervention von US-Seite gestoppt. Das OCCRP wurde 2008 gegründet und gilt nach Eigendarstellung als „die größte Organisation für investigative Berichterstattung auf der Welt“. Die NGO verfügt über ein Jahresbudget von 20 Millionen Euro, 200 Mitarbeiter auf allen Kontinenten sowie ein Netzwerk von 70 Medien, darunter große westliche Leitmedien wie The New York Times und The Washington Post in den USA, The Guardian in Großbritannien, Der Spiegel, Süddeutsche Zeitung, NDR und weitere ARD-Anstalten in Deutschland sowie Le Monde in Frankreich. OCCRP hat die bekanntesten internationalen Projekte des investigativen Journalismus der letzten zehn Jahre initiiert oder war zumindest an zentraler Stelle daran beteiligt. Dazu gehören unter anderem die Panama Papers, die Pandora Papers, Suisse Secrets, Narco Files, Pegasus Project, Cyprus Confidential und die sogenannte Laundromat-Serie – fast ausnahmslos Projekte, die auf umfassenden Datenlecks basierten. Im Februar 2023 war das OCCRP für diese Arbeit sogar für den Friedensnobelpreis nominiert worden. Auf den ersten Blick also eine Bilderbuch-NGO. Doch kritischen Beobachtern war schon vor Jahren aufgefallen, dass die Datenlecks und Recherchen von OCCRP fast nie Informationen zu US-Amerikanern enthielten, sondern immer Staaten und deren Eliten im Fokus hatten, die die USA als Gegner einstufen, wie zum Beispiel Russland, China oder Venezuela. Von Florian Warweg NachDenkSeiten 04.12.2024

Von Journalisten, Studenten und Macht: Studentendemonstranten sind mit ihrer Klarheit in Worten und Taten an die Realität gefesselt, während die Medienklasse davor zurückschreckt: In den amerikanischen Medien mangelt es nie an Hochglanz, wenn es um die wunderbare Kombination aus Überheblichkeit und Verantwortungslosigkeit geht. Aber letzte Woche gingen die Mainstream-Tageszeitungen und -Magazine bis zu Scarlet und Alizarin Crimson über. Je heller, desto besser, sage ich, wenn die Verfehlungen unserer Medien so zur Schau gestellt werden, dass den Lesern die Täuschungen und Ablenkungen, die zu diesem Zeitpunkt ihre Absicht sind, nicht länger entgehen können. Von Patrick Lawrence Consortium News 06.05.2024

AUSZUG: Schlechter Glaube und Blankoschecks: Der gesamte Mainstream-Journalismus ist jetzt „eingebetteter Journalismus“, denn das Schlachtfeld ist überall, schreibt Patrick Lawrence in diesem Auszug aus seinem neuen Buch: Journalisten und ihre Schatten. Von Patrick Lawrence Consortium News 04.09.2023

US-Medien: „Der Klassen-Faktor im Journalismus wird übersehen“: Es sind nicht nur die obszön reichen Eigentümer der Massenmedien, die ihre Klasseninteressen schützen – sondern ebenso die Reporter, Redakteure und Mediengurus. Diese Ansicht vertritt die australische Journalistin Caitlin Johnstone in ihrem zugespitzten Kommentar zum sozio-ökonomischen Hintergrund der US-Medienlandschaft. Mainstream-Journalisten sind Sprösslinge aus betuchten Familien, die in abgeschirmten Elite-Bildungseinrichtungen aufgezogen werden. Der Unterstützer des Irakkriegs David Brooks hat in der New York Times einen Artikel mit dem Titel „Was, wenn wir hier die Bösen sind?“ veröffentlicht – wieder einmal einer dieser faden, ausgelutschten Kommentare, die wir seit acht Jahren immer wieder zu lesen bekommen, der fragt: „Potzblitz, könnte es sein, dass wir von der US-Küsten-Elite womöglich nicht unbeteiligt gewesen sind am Aufstieg des Trumpismus?“ – so als sei es vollkommen unerhört, diesen offensichtlichen Zusammenhang in Betracht zu ziehen. Die Antwort lautet: Na, klar, du auf Rosen gebetteter Junge aus der Elfenbeinturm-Blase. Von Caitlin Johnstone, Übersetzung von Susanne Hofmann NachDenkSeiten 24.08.2023

AUSZUG: Die US-Presse, Spooks und das Kirchenkomitee: 1953 war ein besonderes Jahr für Das Washington Post um das Abdriften der CIA in aktivistische Intrigen in Frage zu stellen, schreibt Patrick Lawrence in diesem Auszug aus seinem kommenden Buch: Journalisten und ihre Schatten. Von Patrick Lawrence Consortium News 25.07.2023 

 

Autor

Patrick Lawrence, geboren 1950 in New Rochelle/New York, arbeitete über Jahrzehnte als Auslandskorrespondent u.a. für International Herald Tribune, Far Eastern Economic Review und The New Yorker. Als Kolumnist war er für Time, The New York Times und zuletzt für The Nation tätig. Heute schreibt er für verschiedene unabhängige Medien in den USA und in Europa.

Die Übersetzerin

Eva Föllmer-Müller ist Psychotherapeutin für Kinder, Jugendliche und Erwachsene in Wil, Schweiz. Sie schrieb u.a. Artikel für Global Bridge und Zeit-Fragen zu den Themen Menschenrechte und Frieden.

Erstellt: 08.03.2025 - 09:33  |  Geändert: 07.04.2025 - 13:35