Mao in der bayerischen Provinz
Anfang der 70er Jahre brodelte es nicht nur in den Hauptstädten, nein, auch in der bayerischen Provinz, im sogenannten Chemiedreieck, gibt es rebellierende Jugendliche, die sich in K-Gruppen organisieren und den Aufstand proben. Sie legen sich mit der lokalen Bourgeoisie an, agitieren in Gaststätten für die Revolution und konfrontieren die Provinz mit ihrer braunen Vergangenheit. Allen voran der rote Max, der hier seinen politischen Werdegang schildert und Einblick gibt in die aufregende Zeit des linken Aufbruchs.
REZENSION: Die Protestbewegung der 1960er Jahre erreichte 1968 nicht nur ihren namensgebenden Höhepunkt, sondern zugleich auch ihre Grenze. Es war ihr nicht gelungen, sich über die Jugend hinaus in weiteren Teilen der Bevölkerung zu verankern. Folgerichtig spaltete sich die Bewegung in zahlreiche Strömungen. Nicht wenige davon versuchten nun, gezielt die Arbeiterklasse anzusprechen und für ihre Ziele zu gewinnen. Sie griffen dabei einerseits auf die Geschichte der Arbeiterbewegung und ihrer verschiedenen Fraktionen zurück und ließen sich andererseits von den nationalen Befreiungsbewegungen aus dem Globalen Süden inspirieren. Eine besondere Rolle spielte dabei der Maoismus, der bereits zuvor in der Bewegung eher eklektisch und spielerisch aufgegriffen worden war. Von Jens Benicke Sehepunkte 15.11.2020
REZENSION: Dass der Maoismus und Stalinismus in der alten Bundesrepublik (BRD) der 1970er und 1980er Jahre zigtausend Menschen anzog, politisierte und prägte, ist heutzutage weitgehend verdrängt oder vergessen. Viele der Protagonisten von damals reden über ihre Jugend in einer K-Gruppe am liebsten gar nicht oder tun auf Anfrage alles als „Jugendsünde“ ab. Einige leiden noch heute an den Folgen von Berufsverboten im Zuge des sogenannten „Extremistenerlasses“, die ihnen den Weg in eine Anstellung im Öffentlichen Dienst versperrten und ihre Lebensplanung zerstörten. Andere haben trotz des biografischen „Schönheitsfehlers“ im politischen Establishment den Aufstieg nach ganz oben geschafft. Sie wurden Ministerpräsident, Minister, Abgeordnete oder ranghohe Funktionäre in Grünen, SPD oder LINKEN und parteinahen Stiftungen. Nur ganz wenige bekennen sich zu ihrer Biografie und werfen nicht pauschal alles über Bord, was einst im Mittelpunkt ihres Engagements stand. Zu ihnen gehört der Münchner Max Brym, der jetzt mit dem Buch „Mao in der bayerischen Provinz“ eine politische Biografie veröffentlicht hat. Von Hans-Gerd Öfinger der Funke 20.08.2020
REZENSION: Nicht nur in den westdeutschen Groß- und Universitätsstädten brodelte es in den 1970er Jahren unter der Jugend. Auch im tief katholischen Oberbayern wurde Mao Zedongs Schlachtruf «Rebellion ist gerechtfertigt» vernommen. Mit Mao in der bayerischen Provinz hat Max Brym eine politische Biografie vorgelegt, die interessante Einblicke in dieses wenig beachtete Kapitel linker Politik bietet. Von Nick Brauns Soz Online 02.2020
REZENSION: In seinem humorig erzählten Buch "Mao in der bayerischen Provinz" beschreibt Max Brym in einem bunten Reigen kurzer Anekdoten die politische Szenerie der 1970er und 1980er Jahre in den Landkreisen Altötting und Mühldorf und seine eigene politische Biographie, wobei er neben der CSU und der SPD auch die KPD/ML und ihre Rote Garde, das Sozialistische Initiativkomitee Altötting, das später der Marxistischen Gruppe nahestand, die DKP und den Arbeiterbund für den Wiederaufbau der KPD mit seiner Lokalzeitung 'Der Rote Landbote' anhand ihrer Aktionen und örtlichen Protagonisten vorstellt. Von Jürgen Schröder Mao Projekt 19.1.2020
Der Autor
Max Brym, geboren am 24.09. 1957 in Altötting, ist Dozent für Philosophie und Geschichte an mehreren nationalen und internationalen Bildungseinrichtungen. Er arbeitet längere Zeit als Gastdozent an der Universität Prishtina in Kosovo. Der Autor ist freier Journalist und lebt in München. Er schreibt regelmäßig für jüdische Zeitungen darunter das Webportal „ haGalil“.
Erstellt: 29.11.2024 - 07:13 | Geändert: 29.11.2024 - 07:49