Materialistische Europakritik
Elemente kritischer Europaforschung
Der Blick auf die Europäische Integration, von den Anfängen nach 1945 bis zur heutigen Gestalt der EU, war lange bestimmt von einem Bias, der die Integration als Fortschritt wertete, Krisen und Desintegrationstendenzen dahinter aber übersah. Allerdings gab es schon relativ früh marxistische Kritiken, die aber von ökonomischen Determinismen ausgingen. Bald entwickelten sich aber kritisch-materialistische Ansätze, die sowohl herrschaftskritische Analysen des Integrationsprozesses voranbrachten als auch ökonomistische Herangehensweisen hinterfragten. Dieser Band gibt einen Überblick über die Ansätze dieser kritischen Europaforschung und regt zu eigenen Überlegungen an.
Weiterhin werden Schlaglichter auf Felder geworfen, auf denen kritischer Europaforschung noch viel Arbeit bevorsteht: Europäische Identität, die Bedeutung kolonialer Verhältnisse und die Auseinandersetzung mit autoritären Europavorstellungen. Außerdem: Feministische Ansätze und Kritiken, die Krise der EU als Kampffeld für die (neue) Rechte, Krise und Radikalisierung des Grenzregimes, autoritäre Tendenzen in Mitgliedsstaaten, Europa und die Corona-Krise uvm.
AUSZUG: „Die Europäische Integration wurde von der Forschung lange als gesellschaftlicher Fortschritt betrachtet, wobei Krisen und Disintegrationstendenzen häufig übersehen wurden. Frühe marxistische Kritiken litten unter ökonomischen Determinismen, die den Blick auf die Eigenständigkeit der Politik verdeckten. Bald entwickelte sich aber eine kritisch-materialistische Integrationsforschung, die versucht, die europäische Integration in all ihrer Komplexität herrschaftskritisch zu hinterfragen. Dieser Band gibt einen Überblick über die Ansätze kritischer Europaforschung sowie die historischen Phasen bis hin zu aktuellen Krisen und Desintegrationstendenzen. Es werden Schlaglichter auf Felder geworfen, auf denen kritischer Europaforschung noch viel Arbeit bevorsteht: Europäische Identität, die Gegenwart des europäischen Kolonialismus und die Auseinandersetzung mit autoritären Europavorstellungen. (…) Schließlich wird umrissen, wie eine emanzipatorische Haltung zum Europäischen Integrationsprozess aussehen kann.“ Aus dem Klappentext zum Buch (...) und als exklusive Leseprobe das Kapitel 5 „Die Krise der EU als Kampffeld für die (neue) Rechte“. LabourNet.de 17.04.2024
Der Autor
Daniel Keil ist Politologe. Arbeitsschwerpunkte: Materialistische Staatstheorie, kritische Europaforschung, (Neue) Rechte, Kritische Theorie. Er ist Teil des Zusammenhangs «Staatsprojekt Europa» (www.staatsprojekt-europa.eu). Mitglied des Graduiertenkollegs Rechtspopulismus (www.graduiertenkolleg-rechtspopulismus.de). Er promovierte mit einer Arbeit über das Verhältnis nationaler und europäischer Identität aus einer staatstheoretischen Perspektive.
Erstellt: 21.11.2024 - 07:29 | Geändert: 21.11.2024 - 07:51